Die Mitgliederversammlung des Berufsverbands der Deutschen Urologie (BvDU) endete heute Nachmittag mit einer Reihe interessanter Personalentscheidungen. Die wichtigste Entscheidung: Der Weidener Urologe Prof. Theodor Klotz wurde zum neuen BvDU-Vizepräsidenten gewählt. Der weitere Vizepräsident Dr. Peter Kollenbach wurde im Amt bestätigt.



Gleichzeitig änderten die Mitglieder die Satzung, sodass die alte Aufteilung in den ersten und zweiten Vizepräsident entfällt. Dr. Thomas Quack, bisheriger Sprecher des BvDU-Hauptausschusses, wurde zum neuen BvDU-Schatzmeister gewählt. Der Berliner Urologen Dr. Thomas Kühne war nicht mehr angetreten. Dr. Quack ist langjähriger schleswig-holsteinischer Landesvorsitzender des Berufsverbands. Dafür soll die sächsische BvDU-Landesvorsitzende Dr. Anja Seidel die Funktion der Sprecherin des Hauptausschusses übernehmen, muss aber noch dazu bestimmt werden. Der bisherige Schatzmeister Dr. Peter Kühne sowie Dr. Kai Buck wurden zu Kassenprüfern gewählt. Dr. Peter Kühne wurde zum Ehrenmitglied des BvDU ernannt. Dr. Sulafeh El-Khadra, Dr. Dirk Potempa und Dr. Stefan Mohr erhielten die Ehrennadel des Berufsverbands.
Niedergelassener Urologe, Stadtrat und Stiftungsvorstand
Die interessanteste Personalie aber ist ohne Zweifel die Wahl von Prof. Theodor Klotz, der neu im BvDU-Vorstand ist. Von April 2001 bis 1. April 2025 war er Chefarzt im Kollegialsystem an der Klinik für Urologie, Andrologie und Kinderurologie am Klinikum Weiden der Kliniken Nordoberpfalz. Seit 2015 hat er einen halben Kassenarztsitz im Urologiezentrum Schwandorf in Weiden. Das Zentrum gehört zur überörtlichen Gemeinschaftspraxis Schwandorf-Weiden-Tirschenreuth. Prof. Klotz ist aber nicht nur ein berufspolitisch interessierter Urologe, sondern auch ein engagierter Kommunalpolitiker. Für die unabhängige Bürgerliste arbeitet Klotz im Stadtrat von Weiden. Für die Bundestagswahl 2025 stellten ihn die FDP-Kreisverbände Weiden, Neustadt und Tirschenreuth als Bundestagskandidat für den Wahlkreis 234 auf. Im Ehrenamt ist Prof. Klotz außerdem als wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Männergesundheit tätig.
Geboren 1962 in München, absolvierte Klotz sein Medizinstudium an den Universitäten Bochum und Köln. Seine klinische und wissenschaftliche Ausbildung begann er an der Universität zu Köln und setzte sie später in der Schweiz als Oberarzt für Urologie fort. Bis zum Jahr 2001 war er an der Klinik für Urologie der Universität zu Köln als Oberarzt u.a. mit dem Schwerpunkt „Operative urologische Techniken“ befasst. Mit einem Zusatzstudium an der Universität Bielefeld qualifizierte sich Dr. Klotz im Bereich Gesundheitswissenschaften mit den Schwerpunkten der geschlechtsspezifischen Epidemiologie von Krankheiten sowie der Gesundheitssystemanalyse.
Kritik an der Trennung der Versorgungssektoren
Seine berufspolitischen Vorstellungen erläuterte Prof. Klotz vor einiger Zeit in einem Interview mit der DGU-Pressstelle. Seine Kritik gilt der „leidigen Trennung der Versorgungssektoren. Es kann nicht sein, dass wir immer noch in Sektoren denken, die für uns Urologen oder Patienten Barrieren darstellen – das ist völlig anachronistisch.“ In der Uroonkologie erwartet er eine sich verschärfende Kostendiskussion um die molekulargenetische Diagnostik. „Dies wird (…) eine neue Ära der kostenintensiven Diagnostik einläuten mit der Möglichkeit von echten individuellen maßgeschneiderten Therapien – alles Bereiche, die in der urologischen Praxis entschieden, koordiniert und verantwortet werden müssen!“, stellte Klotz fest.
Der neue BvDU-Vizepräsident hat sich als „energischen Gegner einer weitergehenden Separation von Teilbereichen innerhalb der Urologie“ in Position gebracht. Auch die fortwährende Betonung von „Zentren“ für die eine oder andere Erkrankung, Prozedur oder Operation sieht er skeptisch. Bei aller Wertschätzung spezialisierter Expertise sieht er darin vor allem ein „nicht sehr kluges kannibalisierendes Marketing innerhalb der eigenen Berufsgruppe“. Getriggert werde dies durch den ökonomischen Druck, dem vor allem die stationäre DRG-Urologie unterliege. Entschieden lehnt Prof. Klotz eine Bürgerversicherung ab, die am Ende nur eine „Einheitskrankenkasse mit Rationierung“ und eine „Verstärkung der Zwei-Klassenmedizin“ sei.
ASV ist die dritte Versorgungssäule
Der neue BvDU-Vizepräsident befürwortet die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung, die das Zeug dazu habe, die „Sektoren in der täglichen Arbeit zu überwinden“. Für Patienten und Urologen bedeute die ASV eine Chance, die „Versorgung zu verbessern und den niedergelassenen und stationären Bereich durch echte handelnde Personen und nicht wie bisher durch bunte sinnfreie Formulare zu verknüpfen“. Die ASV als dritte Versorgungssäule könnte auch verkrustete Strukturen und Denkweisen in der KV und den Kliniken aufweichen. Eine bemerkenswerte Essenz des Interviews war sein Bekenntnis zum Altruismus: „Es geht meiner Meinung nicht so sehr darum, mehr Geld zu verdienen, sondern die eigene Expertise und die Uroonkologie intersektoral vor Ort zu stärken.“ Man darf erhoffen, dass er diesem Grundsatz auch in seiner neuen BvDU-Funktion treu bleiben wird.
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Ihr
Franz-Günter Runkel
Chefreporter UroForum



