In zwei Wochen öffnet die Deutsche Gesellschaft für Urologie die Türen des Congress Centers Hamburg. Immer war der DGU-Kongress auch ein Spiegelbild seiner Zeit. 2025 geht es um Nachhaltigkeit und Geschlossenheit. Die Botschaften der Jahrestagung sind eher nach innen gerichtet. Das UroSkop sprach mit Generalsekretär Prof. Max Burger über den Kongress und seine Themen.
Urologen sollten sich ihrer Verantwortung für den Klima- und Umweltschutz stellen. Für Prof. Maximilian Burger, Generalsekretär und Sprecher des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), liegt die Sache auf der Hand: „Als wissenschaftliche Fachgesellschaft, als Urologen, Konsumenten und als Bürger haben wir die Verantwortung, das Thema nicht zu verleugnen, sondern uns darum zu kümmern“, unterstreicht der DGU-„General“. Gute Wissenschaft habe die Aufgabe, auf die Schöpfung zu achten.

Prof. Jens Uwe Stolzenburg (m.), Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Leipzig, als zweiter stellvertretender DGU-Präsident und DGU-Präsident 2028 in Leipzig bewerben. (Foto: Uniklinikum Leipzig)
Prof. Laura Maria Krabbe, Ressortleiterin Leitlinien und Qualitätssicherung im DGU-Vorstand, wird ausscheiden. Der Vorstand schlägt an ihrer Stelle Prof. Angelika Borkowetz (r.), Direktorin der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock und „UroForum“-Beiratsmitglied, zur Wahl vor. (Foto: © Universitätsmedizin Rostock)
DGU wird ein Konzept zur Nachhaltigkeit vorstellen
Das Hauptthema des 77. DGU-Kongresses im neuen Congress Center Hamburg wird also die Nachhaltigkeit sein. „Die Fachgesellschaft wird in Hamburg ein Nachhaltigkeits-Konzept vorstellen. Der wichtigste Hebel wird die Müllvermeidung sein. Wir wollen Abfall reduzieren. Auch bei Baumaßnahmen im Gesundheitssystem wollen wir auf Nachhaltigkeit pochen“, sagt Prof. Burger. Die DGU habe keine Patentlösung, weil ein leitender Krankenhausarzt keine Hygienepflicht aushebeln und keine Änderung von Bauvorschriften, Planungsrecht und Träger-Budget erwirken könne. Aber sich des Problems bewusst zu sein und allen Akteuren bewusst zu machen sei der erste Schritt. Ein alltägliches Beispiel aus dem Klinikbetrieb zeigt das Problem: Im Laufe einer Prostataoperation entstehen nach DGU-Angaben vier volle Müllsäcke. Auf das Jahr gerechnet, summiert sich das zu mehreren tausend Tonnen Abfall. Viele dieser Stoffe werden verbrannt. Dazu kommen der Energieverbrauch und die schlechte Klimabilanz von Gebäuden. In dieser Situation benötige das System klügere Anreize.
DGU vs. BvDU: „Auch mal unterschiedliche Bewertungen“
Gesundheitspolitisch will die Fachgesellschaft in Hamburg ein Signal der Geschlossenheit in die urologische Welt senden. Dabei ist die Aufgabenteilung laut Burger fix: „Der Berufsverband der Deutschen Urologie ist für die Politik zuständig und die DGU für die Wissenschaft. Das funktioniert gut und die unterschiedlichen Blickwinkel sind wichtig- da können Bewertungen auch mal unterschiedlich ausfallen.“ Ein Beispiel hierfür ist die Zustimmung des BvDU und die Kritik der DGU an der neuen Gebührenordnung (GOÄ). Die Kooperation sei sachlich und gut, aber eine gemeinsame Urologie-Holding von BvDU, GeSRU und DGU werde es auf absehbare Zeit nicht geben.
Zum Krankenhausverbesserungsgesetz teilt die DGU bei aller Kritik im Detail die Überzeugung, dass Reformbedarf besteht und dass die stationäre Struktur an die neuen Rahmenbedingungen angepasst werden muss. Burger sagt klar: „Wir werden nicht in jedem Fall um Krankenhaus-Schließungen und Veränderungen der klinischen Struktur herumkommen. Durch die Struktur der Leistungsgruppen ist die Urologie aber ein wichtiges Fach geworden.“
Einerseits sei sie Zentrumsfach, wenn es um Therapien wie die Robotik gehe; andererseits sei die Urologie aber als Fachgruppe in der Systematik der Leistungsgruppen für andere Fachgruppen in kleineren Häusern notwendig. „Was will die Politik nun eigentlich? Geht es um wenige Zentren mit hoher Spezialisierung oder um viele kleine Krankenhäuser in der Fläche mit der notwendigen Fachgruppe Urologie. Da beißt sich die Katze ein wenig in den Schwanz“, sagt Prof. Burger. Deshalb müssten große und kleine urologische Kliniken im eigenen Interesse gut zusammenarbeiten. Ein gesundheitspolitisches Thema wird in Hamburg auch das Primärarztmodell sein. „Der Urologe muss spezialisierter werden, er muss sich klarer vom Hausarzt differenzieren. Der niedergelassene Urologe muss sich mit Kliniken zusammentun, um ein Netzwerk zu bilden“, unterstreicht Prof. Burger.
Prof. Jens-Uwe Stolzenburg soll DGU-Präsident 2028 werden
Interessante Akzente setzen auch die Personalien in der Urologie. In der DGU-Mitgliederversammlung in Hamburg wird sich Prof. Jens Uwe Stolzenburg, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Leipzig, als zweiter stellvertretender DGU-Präsident und DGU-Präsident 2028 in Leipzig bewerben. Die DGU schlägt ihn vor. Prof. Laura Maria Krabbe, Ressortleiterin Leitlinien und Qualitätssicherung im DGU-Vorstand, wird ausscheiden. Der Vorstand schlägt an ihrer Stelle Prof. Angelika Borkowetz, Direktorin der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock und „UroForum“-Beiratsmitglied, vor.
DGU-Ressort „Wissenschaft und Praxis“ wird umgebaut
Das Ressort „Wissenschaft und Praxis“ soll in Hamburg umbenannt werden und dann „Vernetzung von Praxis und Klinik“ heißen. Für den klinischen Teil des Ressorts wird Prof. Daniela Schultz-Lampel ausscheiden; an ihrer Stelle schlägt der DGU-Vorstand Dr. Christian Eggersmann, Chefarzt im Klinikum Rheine, vor. Zur Wiederwahl als Schatzmeister steht Prof. Christian Bolenz, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie in Ulm, zur Verfügung.
Nitze-Medaille für Prof. Peter Albers
Eine prominente Personalie ist Prof. Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Der ehemalige Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft wird in Hamburg die Maximilian-Nitze-Medaille erhalten. Den Maximilian-Nitze-Preis werden zwei laut Prof. Burger „von der Urologie gewissermaßen annektierte“ Wissenschaftler erhalten: der Pathologe und geschäftsführende Oberarzt PD Dr. Markus Eckstein aus Erlangen und der Nuklearmediziner und leitende Oberarzt Prof. Wolfgang Fendler aus Essen.
DGU-Ehrenmitglieder werden Dr. Eva Hellmis, niedergelassene Urologin aus Duisburg, und der ehemalige DGU-Präsident Prof. Jan Fichtner, Chefarzt der Klinik für Urologie im Johanniter Krankenhaus Oberhausen. Zu korrespondierenden Mitgliedern werden Prof. Gerd Antes, von 1997 bis Oktober 2018 Direktor des Deutschen Cochrane-Zentrums, und Prof. Steffen Krause, Vorstand der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum Linz, ernannt. Für den Dora-Teleky-Preis hat die DGU Anita Thomas, Klinik und Poliklinik für Urologie der Universitätsmedizin Mainz, nominiert.
Ein medizinisches Highlight wird die medikamentöse Tumortherapie, vor allem die perioperative Therapie, bilden. Beim Urothelkarzinom zum Beispiel werden Operation und Checkpoint-Inhibition mit einem Wirkstoff-Antikörper-Konjugat kombiniert. Das sieht Burger als therapeutischen Durchbruch an: „Diese Verbesserung der uroonkologischen Therapie durch die Verschränkung der operativen und der perioperativen Therapie ist eine wichtige Säule der Urologie.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Franz-Günter Runkel
Chefreporter UroForum


