Vom 25. bis zum 28. Juni fand im Pfalzbau Ludwigshafen die 65. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie statt. Unter dem Motto „Know how mit Herzblut“ trafen sich unter der wissenschaftlichen Leitung von Tagungspräsident Prof. Dr. Hagen Loertzer Teilnehmende, um sich über die neusten Entwicklungen in der Urologie auszutauschen. Im wissenschaftlichen Programm ging es unter anderem um effektive Therapieoptionen beim Peniskarzinom und den Nutzen traditioneller Chinesischer Medizin in der Krebsbehandlung.
Mögliche therapeutische Targets im Peniskarzinom
Ziel einer Studie von Erstautor Jan Mink, Universitätsklinikum des Saarlandes, und seinem Team war die Expressionsanalyse von Her-2, EGFR und HDAC6 als mögliche therapeutische Targets im Peniskarzinom.
Aus einem internationalen Patientenkollektiv wurden klinische Daten von 203 Patienten erhoben und Tissue Micro Arrays aus Tumorfront, Tumorzentrum der Primärtumoren und Lymphknotenmetastasen erstellt. Nach immunhistochemischer Färbung beurteilten die Forschenden die Expression von EGFR und Her-2 mittels H-Score und die Expression von HDAC6 mittels einem IHC Score aus Intensität der Färbung und Anzahl der positiven Zellen.
Es zeigte sich, dass eine hohe EGFR und HDAC6 Expression bei einem Teil der Patienten vorhanden und in vielen Fällen sogar stark exprimiert war, während Her-2 nur in Einzelfällen nachweisbar war. Das Team schloss daraus, dass EGFR und HDAC6 damit potenzielle therapeutische Targets darstellen, betonen jedoch, dass vor einer Therapieeinleitung eine individuelle Testung der entsprechenden Targets erfolgen sollte, und weisen darauf hin, dass es weiterer präklinischer Studien bedarf, um die Wirksamkeit dieser Therapieoptionen im Peniskarzinom bewerten zu können. Eine prognostische Wertigkeit konnte nicht nachgewiesen werden.
Artesunat beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom
Beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom (PCa) stellen Therapieresistenzen, insbesondere gegen das Chemotherapeutikum Docetaxel (DX), große Herausforderungen in der Therapie dar und führen zu einer schlechteren Prognose.
Daniel Beus und Kollegen von der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz stellten ihre Studie zur therapeutischen Wirksamkeit des seit über 2.000 Jahren in der traditionellen Chinesischen Medizin angewendeten Medikaments Artesunat (ART) auf das Metastasierungsverhalten parentaler und Docetaxel-resistenter PCa-Zellen vor.
Dafür wurden DX-resistente PCa-Zellen mit verschiedenen ART-Konzentrationen behandelt und unbehandelte und parentale Zellen als Kontrollen genutzt. Demnach reduzierte ART das Metastasierungsverhalten von parentalen und DX-resistenten PCa-Zellen. Die Forschenden führten dies zumindest teilweise auf die Modulation von Integrinen zurück.
Sie zeigten, dass insbesondere Integrin α6 auch für die ART-induzier-te Wachstumshemmung mitverantwortlich war. Somit könnte ART eine vielversprechende komplementäre Therapieoption für Patienten mit fortgeschrittenem PCa darstellen. Jedoch sind weitere vertiefende Studien erforderlich, um dies zu bestätigen, sagen die Autoren.
ART, Shikonin und Sanguinarin beim Nierenzellkarzinom
In einer weiteren vorgestellten Studie, ebenfalls von der Universitätsmedizin Mainz, untersuchten die Forschenden um Erstautor Sascha Markowitsch den Einfluss der Substanzen ART, Shikonin und Sanguinarin aus der traditionellen Chinesischen Medizin auf verschiedene Zelltodmechanismen in Nierenzellkarzinom (NKZ)-Zellen.
Caki-1-, 786-O-, KTCTL-26- und A-498-Zellen wurden mit den Wirkstoffen behandelt und im Anschluss daran das Zellwachstum untersucht. Analysiert wurden auch verschiedene Zelltodereignisse mit zelltodspezifischen Inhibitoren und auf Proteinebene. Zudem maßen die Forschenden die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) mittels ROS-Sonden und Glutathion-Gehalt und bestimmten die Expression und Aktivität von Zelltod-regulierenden Proteinen. Auch hier dienten unbehandelte Zellen als Kontrollen.
Das Ergebnis: ART, Shikonin und Sanguinarin induzieren über verschiedene Signalwege unterschiedliche Zelltodmechanismen und können so das Wachstum von NZK-Zellen hemmen. Den Autoren zufolge könnten die Naturstoffe eine ergänzende Therapieoption für Patienten mit fortgeschrittenem NZK darstellen; es seien jedoch auch hier weitere Untersuchungen notwendig, um diese Ergebnisse zu verifizieren. (fa) ◼
Aus UroForum 06/2025
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