Von Zelluntersuchungen bis hin zu den Auswirkungen von Dauerkatheter-Auslassversuchen bei Patienten einer neurologischen Rehabilitationseinrichtung – die Session „OAB/Inkontinenz/Neurologie“ zeichnete sich durch vielfältige Themen aus. Dazu zählten auch die Vorträge zu verschiedenen digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) bei Inkontinenz, die sich derzeit im Zulassungsverfahren befinden.
Den Anfang machte Prof. Dr. Andreas Wiedemann, Witten, mit Ausführungen zur INKA-App, die bei überaktiver Blase und Mischharninkontinenz von Männern und Frauen eingesetzt werden kann. Der digitale Therapiebegleiter diene zur Überwachung des Therapiefortschritts, der Linderung von Symptomen, der Verhaltenserkennung und -änderung sowie der Erhöhung der Lebensqualität. Dazu biete das Programm u.a. verschiedene Tools zur Datenerfassung und eine Unterstützung der Therapie durch Informationen, Verhaltensinterventionen, Anleitungen zum Beckenbodentraining und einen möglichen Datentransfer zum behandelnden Arzt, so Wiedemann. Bisherige Untersuchungen zeigten, dass die DiGA einen statistisch signifikanten und klinisch relevanten Effekt auf verschiedenen Parameter der Inkontinenz, wie etwa die Miktionsfrequenz, habe und damit eine gute Therapieunterstützung darstelle.
Vielfältige Vorteile
Ähnliche Erkenntnisse führte PD Dr. Verena Lieb, Erlangen, zu der Anwendung FEMANEA aus – einer digitalen Therapie bei Belastungs- und Mischinkontinenz bei Frauen. Der im optimalen Fall digitale Alltagsbegleiter könne eine Versorgungslücke schließen und idealerweise als innovative Therapiemethode mit individualisierten Übungsplänen zu besserer Adhärenz und nachhaltigem Therapieerfolg führen, sagte Lieb. Die DiGA biete ebenfalls sowohl Trainings- als auch Tagebuch- und Datenfunktionen zur Überprüfung des Fortschritts und Übermittlung an den Arzt, darüber hinaus seien Wissensmodule und Erinnerungsfunktionen sinnvoll. Die bis dato vorliegenden Untersuchungsergebnisse belegten Lieb zufolge eine Verbesserung der Lebensqualität der Anwenderinnen, deutlich weniger Inkontinenzereignisse, einen allgemein besseren Gesundheitszustand und eine höhere Therapiefrequenz als in der Standardphysiotherapie.
Zu guter Letzt stellte Prof. Dr. Axel Haferkamp, Mainz, die mobile App Kranus Mictera zur Behandlung weiblicher Drang- und Belastungsinkontinenz vor. Diese weise bzgl. Wissensvermittlung, Trainings- und Verhaltensanleitungen ähnliche Module auf wie die anderen Anwendungen und habe, wie Haferkamp erläuterte, ihre Wirksamkeit in der DINKS-Studie (Digitale INkontinenz Studie) gezeigt. Demnach habe die 12-wöchige Anwendung der App zu einer 92%igen Verbesserung der Inkontinenzepisoden geführt, ein Viertel der Frauen sei sogar kontinent, der tägliche Vorlagenverbrauch habe sich um 2,6 Pads und die Häufigkeit des Wasserlassens um 1,5 Miktionen reduziert. Zudem kam es zu weniger plötzlichem Harndrang und die Lebensqualität war erheblich verbessert, so Haferkamp abschließend.
Quelle: Vortragssitzung „OAB/Inkontinenz/Neurologie“ anlässlich des 77. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), Hamburg, 18. September 2025
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