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Neueste Entwicklungen im Bereich der ESWL

Abb. 1: SonoMotion – Break Wave Stoßwellengerät

Neueste Entwicklungen im Bereich der ESWL

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4 MIN

Erschienen in: UroForum

Marie-Claire Rassweiler-Seyfried

Die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) ist seit über 40 Jahren eine bewährte Therapieform zur Behandlung von Urolithiasis. Trotz anfänglicher Begeisterung aufgrund des nicht-invasiven Ansatzes sind die Behandlungszahlen der ESWL in vielen westlichen Ländern stark rückläufig. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Die Zunahme von Harnleitersteinen hat zu einer erhöhten Notfallbehandlung mit Einlage einer ­DJ-Schiene geführt, so dass die nachfolgende Behandlung in Richtung Endourologie zielt. Zudem gab es in den letzten Jahren deutliche technologische Fortschritte in der Endourologie mit Chip-on-the-tip Technologie oder auch die Miniaturisierung der Instrument sowie kontinuierliche Verbesserung der Lasertechnologien.

Abb. 1: SonoMotion – Break Wave Stoßwellengerät
Abb. 1: SonoMotion – Break Wave Stoßwellengerät

Es gibt dennoch zwei Technologien, welche eine Alternative zur klassischen Stoßwellenlithotripsie darstellen können:

  • Hochfrequenz-Stoßwellen
  • Burst-Wave-Lithotripsie (BWL) oder auch Break-Wave-Lithotripsie

Die Hochfrequenz Stoßwelle zeigte bisher in Steinversuchen und ex vivo Nierenmodellen eine gute Steindesintegration ohne relevante Nierenläsionen. Frühe Experimente von Dornier wurden aufgrund von Bedenken hinsichtlich möglicher Gewebeschäden der Niere aufgegeben. Neue Studien zeigen jedoch, dass moderne Generatoren eine schnelle Feinfragmentierung ohne signifikante Läsionen mit hoher Frequenz ermöglichen. Bisher gibt es nur ex vivo Versuche zu dieser Technologie. Das besondere an der Hochfrequenz Stoßwelle ist, dass je Stoßwelle die gleiche Energie und Amplitude des Ausschlages umgesetzt werden kann und so eine kontinuierte Energie pro Stoßwelle in schneller Frequenz auf den Stein einwirken kann. Klinische Studien fehlen hierzu sowie eine Weiterentwicklung des Stoßwellengerätes zur Applikation von hochfrequenten Stoßwellen.

Burst-Wave oder auch Break-Wave sind modifizierte Ultraschallwellen, die mit einer hohen Frequenz von 390 kHz für eine kurze Dauer von 59 Mikrosekunden angewendet werden. In früheren Experimenten zeigte die BWL eine deutlich feinere Fragmentierung in kürzerer Zeit. Tierstudien an Schweinen zeigten nur minimale Läsionen in der Niere. Erste klinische Studien sind vielversprechend, weisen jedoch auch auf einige Einschränkungen hin. So können Steine in der oberen Kelchgruppe (sehr kleine, tief liegende oder durch Rippen oder Darm verdeckte Steine), die sonographisch nicht darstellbar sind, nicht mit BWL behandelt werden. Für die Behandlung werden nur minimal oder keine Anästhesie benötigt. Dies eröffnet die Möglichkeit, Nierensteine im ambulanten Setting zu behandeln. Eine prospektive, multizentrische klinische Studie wurde auf dem EAU 2024 vorgestellt, die das Break Wave Gerät von SonoMotion (San Mateo, CA) nutzt (▶ Abb. 1, 2).

Abb. 2: Therapiekopf zur sonographischen Ortung des Steines, Bewegung des Steines und Desintegration mittels Burst Wave Stoßwelle
Abb. 2: Therapiekopf zur sonographischen Ortung des Steines, Bewegung des Steines und Desintegration mittels Burst Wave Stoßwelle

In dieser Studie wurden 44 Patienten mit Ureter- oder Nierensteinen in fünf nordamerikanischen Zentren (USA/Kanada) zwischen August 2019 und Februar 2022 behandelt. Die Patienten wurden im Operationssaal, in der Praxis/Klinik oder in der Notaufnahme rekrutiert und behandelt. 30 Minuten Break Wave Therapie wurden unter kontinuierlicher Ultraschallortung durchgeführt. Verschiedene Therapiestufen mit bis zu 8 MPa wurden verabreicht, um die Sicherheit, Wirksamkeit und Anästhesieanforderungen zu bewerten und optimale Dosis-Einstellungen zu bestimmen. Studienziel stellt die Steinfreiheit bzw. Restfragmente ≤ 4 mm im CT dar. Es traten keine schwerwiegenden Komplikationen, Hämatome, oder Infektionen auf. Insgesamt erhielten 86 % der Patienten entweder keine Medikamente (50 %) während des Eingriffs oder nur leichte Analgesie (36 %) (z. B. Ketorolac 15–30 mg). Kein Patient musste auf Grund von Schmerzen die Behandlung frühzeitig beenden. In 88 % der Fälle trat eine Steinfragmentierung auf, wobei 70 % der Probanden entweder vollständig steinfrei oder Reststeine von ≤ 4 mm im CT aufzeigten. Die Nachbehandlungsrate lag bei 7 % innerhalb von 90 Tagen, entweder durch Stoßwellenlithotripsie (SWL) oder Ureterorenoskopie (URS). Die Patienten wurden zudem bezüglich Schmerzen und Makrohämaturie untersucht. Erste Ergebnisse zeigen hier keine Auffälligkeiten.

Schlussfolgerungen

Die Burst Wave Lithotripsie in Kombination mit Ultraschall-Propulsion bietet eine effektive und sichere Alternative zur traditionellen Stoßwellenlithotripsie. Die Möglichkeit, dieses Verfahren in einer ambulanten Umgebung mit minimaler Anästhesie durchzuführen, könnte die Behandlungsoptionen für Patienten mit Nierensteinen erheblich erweitern und gleichzeitig die Belastung für das Gesundheitssystem verringern. Die positiven ersten Ergebnisse der Studien ermutigen zu weiteren Untersuchungen und könnten einen Paradigmenwechsel in der Behandlung von Urolithiasis einleiten. 

Korrespondenzadresse:
Priv.-Doz. Dr. med. Marie-Claire Rassweiler-Seyfried
Oberärztin
Klinik für Urologie und Urochirurgie
Universitätsmedizin Mannheim
Universitätsklinikum Mannheim GmbH
Theodor-Kutzer-Ufer 1–3
68167 Mannheim
Tel.: +49 621 383–2215
 marie-claire.rassweiler@umm.de

Quelle und Bildquelle aus UroForum 8-24

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