Durch die Nutzung von Massenmedien mit den dort dargestellten Schönheitsidealen fühlen sich immer mehr Menschen nicht mehr wohl in ihrem Körper. Auch der Genitalbereich bleibt deshalb vor plastischer Chirurgie zum Erreichen eines persönlichen Schönheitsideals nicht verschont. Brustoperationen, Schamlippenverkleinerungen und Penisverlängerungen sind seit langem geläufig. Ein neuer Trend ist dagegen die Straffung des Hodensacks. Eine aktuelle Studie hat deshalb die ästhetische Präferenz in Bezug auf die Ästhetik der Hoden untersucht.

Ästhetische Chirurgie im männlichen Intimbereich ist keine Seltenheit mehr. Etwa 6,1% aller Schönheitsoperationen finden in diesem Bereich statt. 4,0% der Operationen im Genitalbereich betrafen im Jahr 2018 die Hoden. Trotz der raschen Zunahme an ästhetischen Eingriffen an Hoden wurde die optische Vorliebe von Männern und Frauen bezüglich dieser männlichen Geschlechtsmerkmale noch nicht untersucht. Ebenso ist der Einfluss des Alters, der Extraversion und des Pornografiekonsums auf das Schönheitsideal nicht geklärt.
In einer Studie bewerteten 653 Teilnehmende (374 Frauen [56,7 %]; 279 Männer [42,3 %]) deshalb eine Reihe von Fotos von Hodensäcken in neun verschiedenen Längen und Breiten und füllten einen Fragebogen aus. 70,0 % aller Teilnehmenden gaben an, dass sie innerhalb der letzten sechs Monate pornografisches Material im Internet konsumiert hatten (43,4 % Frauen; 55,7 % Männer). Das Forschungsteam bearbeitete vier Fotos von Hoden bezüglich der Länge und Breite des Hodensacks, wodurch pro Hodensack neun Fotos von den Probanden auf einer Skala von -3 („sehr unattraktiv“) bis +3 („sehr attraktiv“) bewertet wurden.
Es gibt keine schönen Hoden
Die Forschenden konnten keine geschlechtsbezogenen Unterschiede bei drei der vier Fotoreihen feststellen. Lediglich eine Fotoreihe bewerteten Männer signifikant als attraktiver als Frauen. Außerdem gab es auch keine Unterschiede in der Bewertung der Attraktivität der Hoden zwischen Personen, die den Charakterzug „Extraversion“ aufwiesen im Vergleich zu Personen ohne diese Charaktereigenschaft. Dasselbe traf auch auf die Eigenschaft „Offenheit für Erfahrungen“, das Alter der Probanden und den Konsum von pornografischen Inhalten zu. Insgesamt wurden von den 36 Fotos fast keine als „attraktiv“ bewertet. Lediglich ein weniger negativer Wert wurde von Männern im Vergleich zu Frauen angegeben.
„Letztendlich war es kaum möglich, einen „schönen“ Hodensack zu identifizieren; stattdessen müssen wir eher vom am wenigsten hässlichen sprechen“, schlussfolgern die Forschenden.
Theresa Hübner
Quelle: Albrecht P et al. The scrotum: A comparison of men’s and women’s aesthetic assessments. Journal of Cosmetic Dermatology 2023; 22(8): 2273–82
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