Nach Recherchen von Frontal, Deutscher Welle und Spiegel reisen deutsche Patienten nach Kenia, um sich dort Nieren für Preise zwischen 100.000 und 200.000 Euro einpflanzen zu lassen. Der Grund: Die Warteliste von Eurotransplant ist lang, die Angst vor dem Tod groß.
Sabine Fischer-Kugler leidet seit ihrer Jugend an viel zu hohen Kreatininwerten. Schon früh beginnt sie mit der Dialyse, die gesundheitlichen Folgen der Dauer-Dialyse sind beträchtlich. Derzeit warten in Deutschland 8.200 Patienten auf eine neue Niere. Umso dringlicher wird die Suche nach einer Spender-Niere. Seit Jahren findet Fischer-Kugler kein Organ zur Transplantation. Ein Versuch, die Spende-Bereitschaft ihres Sohnes zu nutzen, scheitert am Einspruch der Ärzte. Dann recherchiert die 57-Jährige im Netz und stößt auf ein Unternehmen mit dem Namen Medlead.
In Kenia verfügt Medlead laut Website über „altruistische Spender“ und verweist auf die Kooperation mit privaten Krankenhäusern, zum Beispiel dem Mediheal-Krankenhaus in Eldoret. Zum Transplant-Paket der Firma gehören Reisekosten, Hotel, Medizintests, Operation und Nachsorge. Sabine Fischer-Kugler wurde in Kenia erfolgreich operiert und darf leben.
Medlead informiert die „Kunden“, dass kein Geld für das Organ gezahlt werde. Laut der Recherche der Medien sind Zweifel an dieser Behauptung angebracht. Am Rande einer kenianischen Kleinstadt sprechen Journalisten mit einem Spender, der 2.000 Euro für eine Niere erhielt. Ein Informant aus dem Krankenhaus gibt den Journalisten eine Operationsliste weiter, auf der auch der Name von Sabine Fischer-Kugler steht. Ein junger Mann aus Aserbaidschan soll laut ZDF der Spender sein, der seine Niere angeblich unentgeltlich gab. Die verzweifelte Empfängerin überprüfte die Wahrheit dieser Behauptung nicht.
Der Nährboden des dubiosen Organhandels ist die Warteliste auf eine Spenderniere in Deutschland. 2.122 Nieren wurden 2023 in Deutschland transplantiert; 2.617 Patienten kamen neu auf die Warteliste. Mehr als 10.000 Patienten haben 2023 insgesamt auf eine Niere gewartet. Das kenianische Gesundheitsministerium hat Ermittler auf das Mediheal-Krankenhaus in Eldoret angesetzt, die in einem Bericht über ihre Ergebnisse geschrieben haben: „Es gibt verdächtige Aktivitäten, die auf Organhandel hinweisen, aber keine ausreichenden Beweise.“
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