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Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen

Prof. Thorsten Langer im Interview

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Erschienen in: pädiatrische praxis

Prof. Dr. Thorsten Langer, Leiter des SPZ, Zentrum für Kinderund Jugendmedizin am Universitätsklinikum Freiburg, stellte für uns am Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2025 in Leipzig nach seinem Vortrag »Was können wir besser machen bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen?« die zentralen Aspekte dar.

Kinderärztinnen und -ärzte sind laut Prof. Langer an verschiedenen Stellen besonders gefragt, wenn es darum geht, die Versorgung für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen oder chronischen Erkrankungen zu verbessern.

1. Kinderärztliche Rolle in der direkten Versorgung

Kinderärztinnen und -ärzte begleiten ihre Patientinnen und Patienten mit Beeinträchtigungen oft über einen langen Zeitraum hinweg, so Prof. Langer. Sie bleiben den Kindern und ihren Familien vom Zeitpunkt der Diagnosestellung an viele Jahre verbunden, verstehen das Krankheitsbild und kennen die Situation der Betroffenen. Es sei wichtig, sich der psychischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen auf die Kinder und ihre Familien bewusst und besonders aufmerksam zu sein. Instrumente wie Screening-Fragebögen sind verfügbar und können helfen, etwa psychische Belastungen zu erkennen. Auch die Vermittlung an Beratungsstellen und Patientenorganisationen ist Teil der kinderärztlichen Tätigkeit, so Prof. Langer. Entscheidend sei, nicht nur auf einzelne Körperfunktionen und Laborwerte zu achten, sondern das große Ganze im Blick zu behalten.

2. Engagement in der Forschung

Prof. Langer betont, es sei wichtig, sich an der Versorgungsforschung zu beteiligen, weil es hier oft noch zu wenige Daten gebe. Andererseits sei es auch essenziell, bei klinischen Studien mitzumachen, um Evidenz für medizinische Behandlungen zu generieren, denn viele Medikamente seien nach wie vor nicht für Kinder und Jugendliche zugelassen.

3. Mitgestalten auf politischer Ebene

Der dritte Aspekt ist laut Prof. Langer, auf politischer Ebene mitzugestalten und die Interessen einzubringen. Hier spielen die klinische Erfahrung und die Daten aus der Versorgungsforschung eine wichtige Rolle. Angesichts des demografischen Wandels und knapper werdender Ressourcen ist das Engagement von Kinderärztinnen und Kinderärzten hier von großer Bedeutung.

Fazit: Was ist eine gute Versorgung?

Eine gute Versorgung misst sich nicht ausschließlich an medizinischen Parametern, sondern auch an der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und der gesellschaftlichen Teilhabe. Prof. Langer betont, es sei wichtig, »dass man nicht nur den einen, eigenen Versorgungssektor im Blick hat, sondern aus Sicht der Patienten schaut, was am Ende zählt.« Dies sei für viele vor allem die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. »Daran muss sich dann auch eine Versorgung messen lassen«, so Prof. Langer. Aus diesem Blickwinkel sei die Vernetzung relevant. Wichtige Aspekte einer guten Versorgung sind die Zusammenarbeit, der Blick über den Tellerrand und die Bereitschaft, Veränderungen im System aktiv mitzugestalten.

Wege zu einer besseren Versorgung im Praxisalltag

Prof. Langer erklärt, wie man die Versorgung der Betroffenen im Praxisalltag fördern kann:

• Bürokratische Hürden abbauen: Studien zeigen, dass Familien sich mit vielen Diagnosen arrangieren können. Eine dauerhafte Belastung entsteht jedoch oft durch bürokratische Hindernisse wie wiederholte Auseinandersetzungen mit Behörden und lange Wartezeiten, etwa bei Anträgen auf Integrationskräfte. Kooperationen mit Ämtern können dazu beitragen, Verfahren zu beschleunigen und die Belastung zu reduzieren.

• Gezielte Informationsvermittlung: Durch die Bereitstellung relevanter Informationen können Patientinnen und Patienten gestärkt und unterstützt werden.

• Verlässlichkeit gewährleisten: Ein verlässlicher Umgang mit den Betroffenen ist ein wichtiger Faktor im Versorgungsprozess.

• Wartezeiten verkürzen: Die Wartezeiten auf Termine zu reduzieren hilft dabei, die Versorgung für die Betroffenen angenehmer zu gestalten.

(as)
Text erschienen in der Sonderausgabe der pädiatrischen praxis 2025

Vortrag von Prof. Dr. Thorsten Langer: »Was können wir besser machen bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen?« in der Session »Medizin für starke Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen « am KKJ 2025 in Leipzig, 26.09.2025.  

Das Interview finden Sie hier.

Weitere Videos vom KKJ finden Sie auf dem YouTube-Channel von mgo medizin.

Bildquelle: mgo medizin

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