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Von Hornhauttransplantation und Gentherapien

Von Hornhauttransplantation und Gentherapien

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mgo medizin

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Erschienen in: CONCEPT Ophthalmologie

In der Von Graefe Lecture der DOG ging es am Donnerstag um neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der Hornhauttransplantation, vorgestellt von Prof. Claus Cursiefen aus Köln. Am Freitag referierte  Bart P. Leroy aus Belgien über Gentherapien bei erblichen Netzhauterkrankungen.

Bei der Hornhauttransplantation handelt es sich um die älteste und erfolgreichste Form der Transplantation in der Medizingeschichte. Trotzdem haben sich die chirurgischen und medikamentösen Therapiemöglichkeiten in den vergangenen Jahren auf fast revolutionäre Weise verbessert.

In der Von Graefe Lecture der DOG stellte Prof. Claus Cursiefen aus Köln die aktuellen Fortschritte in der Hornhauttransplantation vor und ging auf vier große Themen ein: Die Lymphgefäße der Hornhaut, die klinisch unsichtbar sind und in vaskularisierten Hornhäuten präsent sind, spielen beim Transplantatüberleben eine entscheidende Rolle, denn sie stellen „Key Player“ für Immunreaktionen dar. Durch UV-A Crosslinking können Spenderhornhäute und sogar Empfängeraugen vorbehandelt werden. Mature korneale Gefäße werden durch UV-A Crosslinking zerstört, so dass weniger Abstoßungsreaktionen erfolgen. Hiervon profitieren besonders Hochrisikoaugen. Eine prospektive Studie dazu läuft bereits und die Methode könnte sich als global einsetzbares Konzept erweisen. Cursiefen wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass bei Ödemen der Hornhaut die Lymphgefäße gut und therapeutisch nutzbar seien.

Desweiteren ging er auf Entwicklungen auf den Gebieten der Zelltherapie, der Stammzelltransplantation, der medikamentösen Endothelzellaktivierung und der selektiven künstlichen Hornhautersätze ein. Hier sei DMEK weiterhin der Goldstandard der „Endothelzelltransplantation“, sie funktioniere auch bei Hochrisikoaugen. Die EndoArt sei nicht für normale DMEK-Patienten geeignet, sondern nur als ein Backup bei wiederholtem DMEK-Versagen in Augen mit reduzierter Visusprognose. Die Visuserholung nach EndoArt sei limitiert und deutlich verzögert.

Auch auf die Hornhaut-Spendebereitschaft ging er in seinem Vortrag ein. 80 Prozent der Bevölkerung seien ihr gegenüber „prinzipiell positiv“ eingestellt, 60 Prozent haben über eine Organspende bereits „konkret nachgedacht“, aber nur 40 Prozent haben tatsächlich einen Organspendeausweis. Um gesellschaftliches Bewusstsein zu erhöhen, habe es die Aktion der „Stiftung Auge“ gemeinsam mit dem Wacken Open Air gegeben, wo gezielt für die Hornhautspende geworben wurde.

Was ist möglich mit Gentherapie?

„On Phenotypes, Genotypes & Genetic Therapies in Inherited Retinal Disorders“ referierte am DOG-Freitag Bart P. Leroy aus Gent in Belgien. Dabei beleuchtete er die Möglichkeiten und Limitierungen, mit denen die Medizin auf diesem Gebiet konfrontiert ist. Über 300 Gene sind an vererbbaren Netzhauterkrankungen beteiligt. Dank moderner Gendiagnostik ist die Genotypisierung heute meist möglich – doch bei der praktischen Umsetzung von gentherapeutischen Ansätzen gibt es weiterhin große Herausforderungen. Leroy zeigte mit Bildern und Fallbeispielen, wie unterschiedlich sich die Veränderung eines einzigen Gens bei verschiedenen Patienten auswirkt.

Schlüsselaussagen aus Bart Leroys Vortrag:

Es sei ein Menschenrecht, über das eigene Genom Bescheid zu wissen.

Oftmals werden Patienten mit erblichen Netzhauterkrankungen zunächst unter anderen Diagnosen eingestuft. Erst die Genotypisierung bringt die Sicherheit, um welche Diagnose es sich tatsächlich handelt.

Sobald ein Gen verändert ist, gibt es Auswirkungen, allerdings sind diese manchmal so mild, dass sie dem Betroffenen nicht auffallen und deshalb verborgen bleiben.

Wenn ein Test negativ ausfalle, schließe dies eine erbliche Netzhauterkrankung weiterhin nicht aus, denn aktuelle molekulare Testverfahren sind noch nicht perfektioniert und werden ständig weiterverbessert. Sobald sich Whole Genome Sequencing (WGS) weiter verbreitet wird, werden sich auch die molekularen Testmethoden verbessern, die in einigen Regionen besser entwickelt sind, als in anderen. Sobald ein spezifischer oder neuer Phenotyp gefunden wird, braucht es die Interaktion von Molekulargenetikern.

Bei Gentherapien gibt es auch Nebenwirkungen wie Entzündungen und retinale Atrophien, wo Nutzen und Nebenwirkungen sorgfältig ausbalanciert werden wollen.

Die Regulatoren wollen Real-world-Beweise, dass bestimmte Therapien Verbesserungen bringen und für die Patienten den Alltag erleichtern, um die kostspieligen Therapien zu rechtfertigen. Den Nutzen für die Patienten darzustellen, sei öfter eine Herausforderung, da er komplexer sei und nicht so eindrucksvoll und leicht nachweisbar wie zum Beispiel bei einem AMD-Medikament. Hinzukommt, dass die Pharmaindustrie sich Produkte wünscht, die einen schnellen Return on Investment bringen.

Auch wenn das Feld der Gentherapien noch immer stark durch finanzielle und regulatorische Hürden beschränkt ist, boomt es und birgt große Hoffnungen für Patienten mit Erberkrankungen.

Keynote am Samstag: Der Glaskörper im OCT

Über die „Bildgebung des Glaskörpers mit OCT. Eine neue Dimension“, referiert am Samstag, den 27. September im Auditorium Von Graefe der Bildgebungsexperte Richard F. Spaide (New York, USA). Die optische Kohärenztomographie (OCT) war ursprünglich eine revolutionäre Methode zur Untersuchung der Netzhaut. OCT-Querschnittsbilder zeigen eine bemerkenswerte Detailgenauigkeit, die in vielen Fällen an die Auflösung der Lichtmikroskopie heranreicht. Mit dem Aufkommen der Swept Source und der verbesserten Tiefenabbildung im Spektralbereich der OCT wurden Querschnittsbilder der Aderhaut möglich. Der Glaskörper ist jedoch eine schwierig abzubildende Struktur im Auge, da er transparent ist. Um die Wechselwirkungen des Glaskörpers mit der Netzhaut zu verstehen, sind 3-dimensionale Bilder erforderlich, nicht nur Querschnitte. Neuere Swept-Source-OCTs verfügen über eine größere Abbildungstiefe und eine ausreichend hohe Geschwindigkeit, um eine ausreichende Erfassung von 3-dimensionalen Datenblöcken zu ermöglichen. Mit Hilfe dieser Bildverarbeitung können Daten erstmals in dreidimensionalen Bildern dargestellt werden, die Einblicke in den Glaskörper ermöglichen, die bisher nicht möglich waren. Einige der Bilder sind sehr schön und machen die Struktur des Glaskörpers bei Gesundheit und Krankheit in einem Ausmaß sichtbar, wie es mit Hilfe der Histologie bisher nicht möglich war.

DOG / rf , 26.09.2025

Bildquelle:© Pichabob – stock.adobe.com

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