„In der refraktiven Chirurgie findet eine Zeitenwende statt: Die refraktive Linsenchirurgie hat die refraktive Laserchirurgie überholt“, hatte DOC-Kongresspräsident Dr. Armin Scharrer bereits im Vorab-Interview gesagt. Nun präzisierte er diese Aussage auf der DOC-Pressekonferenz. Für ein Leben ohne Brille bei bestehender Presbyope lassen sich inzwischen mehr Menschen mit einer Linsenoperation behandeln als mit dem Laser.
Bisher galten Laser-Operationen und hier besonders die LASIK als Mittel der Wahl und stellten den häufigsten Eingriff zur Korrektur von Kurz- und Weitsichtigkeit dar. Doch jetzt beobachten Augenchirurgen in diesem Bereich eine überraschende Zeitenwende: „Mittlerweile operieren wir tatsächlich mehr Fehlsichtigkeiten durch das Einsetzen künstlicher Linsen als durch Laser-Eingriffe“, sagte Scharrer. In der refraktiven Chirurgie habe die Zahl der Linsen-Operationen die Zahl der Laser-Eingriffe überholt. Immer mehr Patientinnen und Patienten würden sich für diese moderne OP-Methode entscheiden, weil sie besonders sicher sei und hervorragende Ergebnisse liefere.
Das Alter spielt eine wichtige Rolle
Doch es sei nicht nur die hohe Qualität, die die Zahl der Linsen-Austausch-Operationen ansteigen lasse. Auch das Alter spiele hier eine wichtige Rolle. „Immer mehr Menschen in einem mittleren Alter möchten ihre Brille gern loswerden. Zuletzt hat die Zahl der Patienten zwischen 45 und 60 enorm zugenommen. Doch hier kommt bereits die Alterssichtigkeit mit ins Spiel. Und dagegen helfen am besten implantierbare Linsen“, so Scharrer.
Laser-OP nur bis 40 sinnvoll
Die Laser-/LASIK-Operation ist dagegen hauptsächlich für jüngere Patienten zwischen 20 und 40 Jahren gut geeignet. Ab ca. 45 ist ein LASIK-Eingriff nicht mehr zu empfehlen, weil bereits mit 45 die körpereigene Linse langsam ihre Elastizität verliert und nicht mehr gut vom Sehen in die Ferne auf ein Sehen in der Nähe umschalten kann – das Auge wird langsam alterssichtig. Selbst ein erfolgreich operierter LASIK-Patient bräuchte dann eine Lesebrille, weil der Laser-Eingriff nur die Augenhornhaut verändert und keinen Einfluss auf die Linse hat.“
CLE hat sich bewährt
Bei der Linsen-Operation haben sich besonders die modernen Trifokallinsen bewährt, die ein scharfes Sehen sowohl in der Ferne als auch in der Nähe und im dazwischen liegenden Bereich ermöglichen. Es kommen aber auch andere Linsen zum Einsatz. Auch EDOF-Linsen u.ä. (enhanced monofocals) können, bei sehr geringen Nebenwirkungen, im Alltag eine weitestgehende Brillenunabhängigkeit verschaffen. Der „Clear Lens Exchange“ (CLE) hat sich millionenfach bewährt und ist ein sehr sicherer Eingriff.
Mikromonovision
Eine dritte Möglichkeit gegen Alterssichtigkeit und Lesebrille ist die Mikromonovision. Dabei werden den Patienten zwei normale Monofokallinsen eingesetzt, die ein perfektes Sehen ohne störende Effekte in eine Entfernung ermöglichen. Allerdings haben die beiden Linsen eine leicht unterschiedliche Brechkraft. Das eine Auge sieht dann perfekt in die Ferne, das andere in die Nähe.
Neues bei der Katarakt-Operation
Neue Trends in der Augenchirurgie gibt es jedoch nicht nur bei der Behandlung der Presbyopie, sondern auch bei der Katarakt-Operation. Die Patienten lassen sich immer früher operieren. Das Durchschnittsalter ist von knapp 75 auf ca. 71 Jahre gesunken. Der Anteil derjenigen, die sich anstelle von einfachen Monofokallinsen moderne Multifokal- oder andere Speziallinsen implantieren lassen, ist auf sieben Prozent angestiegen. Die Voruntersuchungen seien, so Scharrer, noch besser und genauer geworden und die ohnehin schon geringe Komplikationsrate sei noch weiter gesunken.
Quelle: Kongress-Pressekonferenz der DOC 2023 am 15.06.2023 in Nürnberg
Bilderquelle: © DOC/Dr. Scharrer



