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„Immer wieder neue Impulse“

Porträtfoto DOC-Präsident Armin Scharrer

„Immer wieder neue Impulse“

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8 MIN

Erschienen in: CONCEPT Ophthalmologie

Kongresspräsident Dr. Armin Scharrer gibt im Interview Einblicke ins Programm des DOC-Kongresses, der vom 15.–17. Mai 2025 in Nürnberg stattfindet, und spricht über  aktuelle gesundheitspolitische Herausforderungen.

Herr Dr. Scharrer, warum sollten Ophthalmochirurginnen und -chirurgen dieses Jahr nach Nürnberg kommen?

A. Scharrer: Die DOC ist der Kongress, der alljährlich alle wichtigen Innovationen im Bereich Augenchirurgie präsentiert und die Goldstandards der Augenchirurgie, die kontinuierlichen Änderungen unterworfen sind, neu definiert. In der Katarakt- und Refraktiven Chirurgie stehen die jüngsten bemerkenswerten Entwicklungen im Bereich der Intraokularlinsentechnologie im Mittelpunkt. Neue EDoF-Linsen werden präsentiert, mit einer hochwertigen refraktiven Optik, die den Patienten qualitativ gutes Sehen im Fern- und Intermediärbereich und einen ordentlichen Nahvisus ermöglichen, bei geringen visuellen Nebeneffekten. Eine Multifokallinse mit neuem Design soll deutlich weniger störende, photische Phänomene haben im Vergleich zu den herkömmlichen diffraktiven Trifokallinsen. Beim Glaukom zeigt sich ein klarer Trend: Es werden immer häufiger simultane Katarakt- und Glaukomoperationen durchgeführt. In der Hornhautchirurgie steht das CAIRS-Verfahren (Corneale Allogene Intrastromale Ringsegmente), eine innovative chirurgische Methode in der Behandlung des Keratokonus, im Vordergrund.

Wer wird mit Preisen und Ehrenvorlesungen ausgezeichnet?

Den DOC-Wissenschaftspreis Retina erhält Prof. Anat Loewenstein (Tel Aviv). Der DOC-Preis für Fort- und Weiterbildung geht an Prof. Frank Wilhelm (Greifswald) und der DOC-Forschungspreis 2025 wird verliehen an Prof. Claus Cursiefen (Köln). Die Richard P. Kratz Lecture hält Dr. Peter Hoffmann (Castrop-Rauxel) und die Meyer-Schwickerath Lecture Prof. Norbert Bornfeld (Düsseldorf). Die DOC Ridley Lecture kommt von Dr. David Gunn (Australien), die DOC Innovators Lecture von Prof. Peter Szurman (Sulzbach/Saar). Die DOC Lecture 2025 wird präsentiert von Prof. Frank Holz (Bonn).

Welche Persönlichkeiten werden in die Hall of Fame aufgenommen?

Im Jahr 2025 sind dies Prof. Dr. Eberhart Zrenner und Prof. Dr. Claus Eckhardt. Diese beiden Persönlichkeiten der deutschsprachigen Augenheilkunde haben sich gleichermaßen in ihrem Fachgebiet herausragend bewährt.

Zum Programm gehören immer auch Pro- und Contra-Sitzungen. Was wird diesmal kontrovers diskutiert?

In der Refraktiven Chirurgie geht es um „Laser vs. phake IOL – pro & contra“. In der Hauptsitzung Retina hat die Kontroverse das Thema „Die primäre Therapie der postoperativen Endophthalmitis – was ist besser: Vitrektomie mit Antibiose oder intravitreale Antibiose ist ausreichend“. In der Kataraktchirurgie setzt sich die aktuelle Kontroverse mit der Frage auseinander „Profitieren AMD-Patienten von Mehrstärken-Linsen – ja oder nein?“

In der Hornhautchirurgie wird die Frage diskutiert: „Penetrierende KPL und Katarakt – simultan oder sequentiell operieren?“. In der Hauptsitzung Glaukom haben wir zwei Kontroversen: „Kataraktchirurgie alleine ist ausreichend oder Kataraktchirurgie immer kombiniert mit Kammerwinkel-Chirurgie?“ und „Was ist besser, das subchoroidale Implantat oder das Drainage-Implantat?“.

Video-Live-Surgery wird immer wichtiger. Was steht hier auf dem Programm?

Sie gliedert sich in zwei Teile, zum einen die Sitzung am Donnerstag Nachmittag mit vier herausragenden Beiträgen: „CAIRS – a paradigm shift in the management of corneal ectasia“ (David Gunn, Woolloongabba, Australien), „Intraoperative Angiography“ (Lukan Mishev, Sofia, Bulgarien), „Tiefe Dekompression der lateralen Orbitawand“ (Ganna Lysenko, Stuttgart) und „Femto-Cat-OP mit monofokal-plus IOL und antiastigmatischen Keratotomien mittels Femtosekundenlaser“ (Alireza Mirshahi, Bonn).

Am Freitag Vormittag kommt das Video Live Surgery Festival aus der Augenklinik Herzog Carl Theodor in München mit Beiträgen über „Dakryozystorhinostomie (Operation nach Toti)“, Prof. Ulrich Schaller, „Anteriore Levatorverlagerung bei kontaktlinseninduzierter Ptosis“, Dr. Ortrun Gündisch, „DMEK“, Prof. Martin Grüterich, „Trabekulektomie (TET)“, Prof.  Thomas Klink, „Pars plana Vitrektomie und Peeling bei epimakulärer Gliose“, Christos Haritoglou sowie „Sekundäre irisgestützte Hinterkammerlinsen“, Prof. Maximilian Schultheiß.

Gibt es Änderungen und/oder Neues bei den Programmformaten und Kursen?

Es gibt viele neue Kurse und eine Reihe von Änderungen bei den Programmformaten, u.a. neue Kurse „Strabismus verstehen und behandeln: Ein praxisorientierter Workshop“; „Innovative und alternative Methoden der Presbyopiebehandlung“; „Vitreoretinale Grenzfläche: Pathophysiologie & OCT“; „Was tun, wenn die Netzhaut runterkommt?“ – um nur einige zu nennen. Hinzugekommen sind Masterclass-Kurse zu Presbyopiekorrektur sowie neueste Bildgebungstechniken am Vorder- und Hinterabschnitt. Die Programmformate „DOC-Update – der Goldstandard“ zu Netzhaut, Glaukom und Katarakt sind neu, ebenso wie die Vorträge in den Symposien Künstliche Intelligenz (KI), Nachhaltigkeit und Belegarztsymposium. Wegen der großen Nachfrage werden zusätzliche Consilien angeboten. Ins Programm aufgenommen wurde auch ein Minisymposium „Ein neuer Beruf – der Physician Assistant (PA)“.

Seit geraumer Zeit befasst sich die DOC mit dem Thema Nachhaltigkeit unter dem Motto „DOC goes green“. Sind bereits Erfolge erzielt worden?

Seit vielen Jahren, so auch in 2025, spendet die DOC pro Referentin/Referent und Vorsitzende jeweils vier Bäume, um CO2 aus der Atmosphäre zu filtern. Dies bedeutet, dass wir ca. 2.000 Bäume pro Jahr spenden. Den Referierenden und Vorsitzenden wird eine entsprechende Urkunde digital zur Verfügung gestellt.

Im Kongresswesen selbst, d.h. bei Organisation und Durchführung des Kongresses, sind die Erfolge schwer messbar, da viel von allen Beteiligten abhängt, wie z.B. An- und Abreise, Wiederverwendung im Messebau usw. Auch wenn wir hier nur bedingt einwirken können, tun wir unser Möglichstes. Neu in diesem Jahr ist der zu 100 Prozent recyclebare Teppichboden in den Gangflächen der Industrieausstellung, der, als Sekundärwertstoff wiederverwertet, 23 Prozent weniger CO2 in der Herstellung erzeugt. Die Nachhaltigkeit ist uns wichtig und wird weiter fortentwickelt, so dass wir immer wieder neue Impulse geben und unser aller Bewusstsein schärfen.

Und wie sieht es mit dem Umweltschutz in der Augenheilkunde generell aus – was können Ophthalmologinnen und Ophthalmologen dazu beitragen?

Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein wichtiger und fester Bestandteil des DOC-Kongresses geworden. In diesem Jahr sind zwei Sitzungen dem Aspekt der Sustainability gewidmet. Das Management Seminar: „Nachhaltiges Umweltmanagement in der Augenheilkunde – Strategien für eine verantwortungsvolle Zukunft“ wird von Thomas Haupt, Johannes Birtel und Ruth Jonen moderiert. Es werden Notwendigkeiten und gesetzliche Grundlagen des Umweltmanagements vorgestellt, die praktische Umsetzung in Form eines Umweltmanagement-Systems und Best-Practice-Beispiele werden präsentiert.

Das Symposium „Nachhaltigkeit in der Augenchirurgie – was müssen wir jetzt tun?“ erfreut sich großer Nachfrage. Darin geht es um nachhaltiges Bauen, um Ressourceneinsatz in der Kataraktchirurgie, um „Green initiatives in ophthalmology in the Netherlands“, über die Dr. Redmer van Leeuwen, Utrecht, in einer Keynote Lecture berichtet. Die Perspektive der Industrie beleuchtet Thomas Bosshard und Dr. Josef Wolff spricht zum Thema „Better tomorrow – wieviel Plastik brauchen wir?“.

Was sind aus gesundheits- und berufspolitischer Sicht die wichtigsten Probleme, die angepackt werden müssen?

Die elektronische Patientenakte (ePA) erfährt den bundesweiten Rollout. Sie ist immer noch Work in Progress, es wird zu weiteren Verzögerungen kommen. Wir müssen dafür sorgen, dass weder die Rechte der Patienten, noch die Schweigepflicht der Ärzte vernachlässigt werden.

Die Endbudgetierung der hausärztlichen Leistungen wurde kurz vor der Bundestagswahl im Bundesrat beschlossen. Natürlich fordern wir Fachärzte auch für uns eine Endbudgetierung, aber von Kassenseite wird es Gegenwind geben. Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) soll in die Terminvermittlung bei Fachärzten direkt eingreifen dürfen, Wartezeiten sollen durch Verlängerung von Sprechstundenzeiten verkürzt werden und vieles andere. Dass wir Fachärzte sehr zu recht fordern, dass erbrachte Leistungen, auch wie vereinbart, vollständig bezahlt werden, wird ignoriert.

Der Arbeitskräftemangel sowohl im ärztlichen wie auch im pflegerischen Bereich in Kliniken und Praxen ist ein großes Problem. Ohne die Mitarbeit angeworbener und zugewanderter ausländischer Ärzte/Ärztinnen oder Pfleger/Pflegerinnen ist die Arbeit in Augenkliniken und -praxen nicht mehr vorstellbar. Wir werden auch künftig auf Zuwanderung und Anwerbung angewiesen sein. Daneben müssen wir zusätzliche Ideen entwickeln, wie wir dem Mangel begegnen können. Durch Nutzung des technischen Fortschritts, durch bessere Patientensteuerung und durch Delegation.

Die Integration von Physician Assistants (PAs) in die Praxis- und Klinikabläufe könnte zu einer wertvollen Entlastung von Ärzten führen. Aktuell gibt es noch keine zusammenfassende Auswertung der bisherigen Erfahrungen, grundsätzlich stehen wir der Ausbildung von PAs sehr positiv gegenüber. Hier scheint es wichtig, dass die Bachelor-Studiengänge auch die Ausbildung zu Augenoptikern und Optometristen als Zugangsvoraussetzung akzeptieren. Uns erscheint dieser Punkt so wichtig, dass wir ein eigenes Symposium zu diesem Thema anbieten: „Ein neuer Beruf: Der Physician Assistant (PA) – Voraussetzungen – Studium – Praktische Ausbildung und klinische Praxis – Abschluss und Berufsbefugnisse – Berufsperspektiven“ Dieses wichtige Symposium wird von Prof. Armin Wolf (Ulm) und Eva Hansmann (BDOC, Hamburg) moderiert.

Gibt es wieder ein berufspolitisches Symposium auf dem DOC-Kongress?

Wir stufen das oben genannte Symposium über den Physician Assistant als berufspolitisches Symposium von enormer Bedeutung ein. Da wir neben dem Belegarzt-, dem Igel-, dem Strabologischen und dem Anästhesie-Symposium auch eines über Nachhaltigkeit in der Augenchirurgie und eines über KI in Augenchirurgie und Augenheilkunde anbieten, sind die Kapazitäten erschöpft. Wir sind zuversichtlich, dass die genannten Symposien eine ausgezeichnete Nachfrage erfahren.

Vielen Dank für das Interview.

Die Fragen stellte Susanne Wolters.

Das vollständige Interview ist erschienen in der Printausgabe CONCEPT Ophthalmologie 03/2025.

Bildquelle:© OSG

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