Wie können in der Augenheilkunde Müll und Emissionen reduziert werden? Diese Frage stellt sich der neue Direktor der Univ.-Klinik für Augenheilkunde und Optometrie Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Matus Rehak. Dort finden jährlich über 10.000 Operationen statt. Auf der Agenda steht auch die Verbesserung der Therapie von Netzhautablösungen. Denn bisher ist nach der Eingabe bestimmter Edelgase ein Aufenthalt auf über 1.000 Metern Seehöhe nicht möglich.
Seit 12. Juni 2023 leitet Rehak die Univ.-Klinik für Augenheilkunde und Optometrie im österreichschichen Innsbruck Über 40.000 ambulante Kontakte mit Patientinnen und Patienten zeigt die Jahresstatistik von 2022. Ein wichtiges Ziel von Rehak ist es, die Augenpflege und Augenchirurgie nachhaltiger zu gestalten und zu optimieren. Aktuelle Studien zeigen, dass der CO2-Fußabdruck von Katarakt-OPs in Europa enorm ist. „Die Katarakt-OP ist eine der weltweit häufigsten Eingriffe in die Augen. Dabei entstehen viele Abfälle, da die verwendeten Materialien nur einmal verwendet werden dürfen“, erklärt Rehak. „Auch haben wir bisher für jedes Auge einen eigenen Eingriff gemacht, das bedeutet, die Patientinnen und Patienten müssen zweimal in die Klinik an- und abreisen.“ Gerade in Tirol führt dies auch zu zusätzlichen Emissionen und Belastungen für die Betroffenen, insbesondere wenn die Anreise weit ist. „Für Patientnnen, die das wollen, bieten wir daher jetzt auch die Möglichkeit, beide Augen gleichzeitig behandeln zu lassen. Studien zeigen, dass dies gut und sicher möglich ist. Das Setting für beide Augen ist dabei völlig getrennt, das ist vergleichbar mit zwei OPs, die hintereinander gemacht werden.“ Über 3.500 Kataraktoperationen finden aktuell jährlich an der Innsbrucker Univ.-Klinik statt.
Grüne Augenchirurgie: „Ich möchte die Müllberge angehen.“
Ein weiteres Ziel von Rehak ist die Reduzierung von Abfall. „Ich möchte die Müllberge angehen. Weltweit gibt es in der Augenheilkunde aktuell viele Initiativen und Studien, um nachhaltiger zu werden. Das heißt, es wird beispielsweise evaluiert, wann die Verwendung von Einmalprodukten wirklich notwendig ist. Alle medizinischen Produkte, die wir im OP nur einmal verwenden, sind immer auch extra verpackt, einmal steril und dann noch einmal für den Transport. Hier besteht Optimierungsbedarf“, sagt Rehak. Auch in Innsbruck fällt entsprechend viel Müll an, regelmäßig wird der OP-Betrieb für 15 Minuten unterbrochen, um die Säcke zu entsorgen. „Wichtig ist, dass wir alle Maßnahmen mit Forschung hinterfragen, um das Optimale zu erreichen. Da sind natürlich auch die Hersteller gefragt“, sagt Rehak. „Insgesamt sehe ich hier in Innsbruck jedenfalls viel Potenzial.“
Netzhautablösung: Einsatz von verbesserten Gasen
In den vergangenen Jahren wird in Europa eine Zunahme von Netzhautablösungen verzeichnet, wobei die Gründe für die Zunahme nicht genau zu erkennen sind. Aktuell werden an der Innsbrucker Klinik pro Jahr über 300 Patientinnen und Patienten wegen einer Netzhautablösung operiert. Die Gasgemische, die dabei zum Einsatz kommen, verbleiben unterschiedlich lang im Auge. „In Tirol ist diese Behandlung unter Umständen eine besondere Herausforderung, da viele Patientinnen und Patienten sich danach nicht auf über 1.000 Metern Seehöhe aufhalten dürfen. Das ist auch abhängig davon, welche Gasmischung zum Einsatz kommt.“ Betroffene dürfen nach der Behandlung in der Regel nach Hause – wohnen sie allerdings in einem höher gelegenen Ort oder müssen über einen Bergpass zurück nach Hause fahren, kann es zu Problemen kommen. „Ein Aufenthalt in größeren Höhen kann je nach eingesetztem Gas zu Schäden führen. In Tirol verwenden wir daher häufig Edelgase, die nicht zu lange im Auge verbleiben. Wie wir hier weitere Verbesserungen erzielen können, möchte ich gerne erforschen. Dafür bin ich gerade auf der Suche nach Projektpartnern, unter anderem aus der Physik“, erläutert Rehak
Digitalisierung, Forschung und Nachhaltigkeit
Rehak hat insbesondere zu den Gefäßerkrankungen des Auges, wie sie unter anderem bei Diabetes vorkommen können, geforscht. Darüber hinaus gilt der 43-Jährige als ein Experte für Digitalisierung. „Matus Rehak plant in Innsbruck viele wichtige Innovationen. Damit wird er sowohl in der Patientenversorgung, als auch in Forschung und Lehre neue Akzente setzen und bestehende vertiefen“, erklärt Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck.
Quelle: Pressemitteilung der Medizinischen Universität Innsbruck vom 10.10.2023
Foto: David Bullock/Medizinische Universität Innsbruck



