DOG und BVA erwarten an diesem Jahreswechsel erneut Hunderte von schweren Augenverletzungen durch Silvesterfeuerwerk. Die augenärztlichen Organisationen möchten ihre Mitglieder und die Bevölkerung sensibilisieren. Sie raten zu Vorsichtsmaßnahmen und fordern verstärkte Aufklärung, um die hohen Opferzahlen zu senken.
Seit 2016/2017 führt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V.(DOG) zu Silvester eine Umfrage an allen notdienstleistenden deutschen Augenkliniken durch, um die Zahl der Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper zu ermitteln. Wie die Umfrage 2023/2024 zeigt, mussten die Kliniken in den fünf Tagen um Silvester insgesamt 781 Personen mit feuerwerksbedingten Augenverletzungen behandeln. „Wir haben uns damit auf einem deutlich höheren Verletzungsniveau eingependelt als in der Vor-Covid-Zeit“, konstatiert Prof. Dr. Ameli Gabel-Pfisterer. „Wir fürchten, daran wird sich am kommenden Jahreswechsel nichts ändern“, sagt die Leitende Oberärztin für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam. Vor der Pandemie ereigneten sich um Silvester jährlich etwa 500 Augenverletzungen.
40 Prozent der Verletzten sind Kinder und Jugendliche
Wie in den Vorjahren auch, handelte es sich 2023/2024 bei rund 60 Prozent der Betroffenen um Unbeteiligte, die das Feuerwerk gar nicht selbst gezündet hatten. „Diese Betroffenen waren einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und wurden völlig unerwartet zum Teil schwer verletzt“, so Gabel-Pfisterer. Nach wie vor besorgniserregend sei mit fast 40 Prozent der hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen unter den Verletzten, wobei besonders häufig Kinder unter 12 Jahren betroffen sind. „Wie die Kinder an Feuerwerkskörper kommen, sollte hinterfragt werden“, meint die Augenärztin. Einige Kinder verletzen sich an Böllern, die sie am Neujahrstag aufsammeln. Eltern sollten ihren Nachwuchs rechtzeitig über die Gefahren aufklären, die damit verbunden sind.
Augenverlust mit schwerwiegenden Konsequenzen
Treffen kann es prinzipiell jeden, der sich außerhalb geschützter Räume aufhält. „Am vergangenen Jahreswechsel mussten wir zum ersten Mal eine Augenverletzung bei einem Rettungssanitäter, der im Einsatz getroffen wurde, dokumentieren“, berichtet Prof. Dr. Hansjürgen Agostini, Leitender Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Freiburg. Erneut mussten die Augenärzte und Augenärztinnen verletzte Augen entfernen – mit allen Konsequenzen, die daraus resultieren. „Der Sehverlust, die kosmetische Entstellung und psychische Folgen können zu schweren Beeinträchtigungen und zum Verlust des Arbeitsplatzes führen“, berichtet Agostini.
Im Freien Schutzbrille tragen
Um solche Katastrophen abzuwenden, ruft die DOG zur Vorsicht im Umgang mit Feuerwerk auf. Familien mit Kindern sollten am besten im Haus bleiben. Wer ins Freie oder auf den Balkon gehe, sollee eine geschlossene Schutzbrille etwa aus dem Baumarkt oder eine Skibrille tragen, um das Gröbste abzuwehren. Die Fachgesellschaft fordert zudem mehr Aufklärung und verweist auf die Niederlande und Finnland. „Dort konnte durch Informationskampagnen und gesetzliche Regelungen die Anzahl der Verletzungen auf die Hälfte reduziert werden“, betont Agostini.
Feuerwerk professionalisieren
DOG und der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) stellen ihren Mitgliedern Plakate zur Verfügung, mit denen auf die Risiken von Feuerwerk hingewiesen wird. So sollen die Patientinnen und Patienten für den bewussten Umgang mit Pyrotechnik sensibilisiert werden. Doch der BVA nimmt auch die Politik in die Pflicht: „In der Vergangenheit hat die coronabedingte Regulierung des Feuerwerkverkaufs zu weniger Augenverletzungen zum Jahreswechsel geführt. Eine erneute Einschränkung von privatem Feuerwerk würden wir daher begrüßen“, so Danie Pleger, 1. Vorsitzender des BVA. „Beispielsweise durch zentriertes, professionell organisiertes Feuerwerk in den Städten und Kommunen. Das würde nicht nur unserer Umwelt und den Tieren zugutekommen. Es könnte zahlreiche Menschen vor ernsten Schäden wie dem Verlust des Augenlichts bewahren und gleichzeitig die überlasteten Kliniken und Praxen schützen.“
Quellen: Pressemitteilungen von BVA und DOG am 11.12.2024
Bildquelle: DOG



