Die neueste Brillenstudie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Kuratoriums Gutes Sehen (KGS) liefert überraschende Ergebnisse: Erstmals seit anderthalb Jahrzehnten ist 2024 der Anteil der Brillentragenden in Deutschland leicht gesunken – von 67 Prozent im Jahr 2019 auf 64 Prozent. Besonders auffällig sind die Statistiken junger Erwachsener und gelegentlich Brille Nutzender.
Im Jahr 2024 trugen knapp 39 Millionen Menschen in Deutschland eine Brille. Ihre Zahl ist während der letzten fünf Jahre von 67 auf 64 Prozent gesunken. Der Rückgang ist fast ausschließlich auf weniger gelegentliche Brillentragende zurückzuführen, während die Zahl der ständigen Nutzerinnen und Nutzer konstant geblieben ist. Studienleiter Michael Sommer vom Institut für Demoskopie Allensbach erklärt diese mit wirtschaftlichen Unsicherheiten, steigenden Preisen und einem veränderten Konsumverhalten – Faktoren, die insbesondere gelegentliche Brillentragende dazu veranlassen, den Besuch im Augenoptikgeschäft oder der augenärztlichen Praxis hinauszuzögern.
Brillennutzung unter Twens rückläufig
Besonders auffällig ist der Rückgang bei den 20- bis 29-Jährigen: Ihr Anteil fiel zwischen 2019 und 2024 von 35 auf 29 Prozent. In dieser Altersgruppe tragen viele ihre Brille nur gelegentlich – und verzichten aktuell möglicherweise ganz darauf. Stabil bleibt hingegen der Anteil bei den über 60-Jährigen: Rund 90 Prozent dieser Altersgruppe nutzen weiterhin eine Brille zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten.

Grafik: KGS
Digitaler Alltag fordert neue Sehlösungen
Die Studie zeigt auch: Der digitale Alltag prägt zunehmend die Anforderungen an gutes Sehen. Jeder fünfte der fehlsichtigen Befragten nutzt inzwischen eine spezielle Bildschirmbrille – 2019 waren es 14 Prozent. Auch für Smartphone oder Tablet greifen immer mehr Menschen zur Brille: etwa 22 Prozent aller Brillentragenden. Unter den gelegentlichen Nutzern sind es sogar 31 Prozent. Sehen im digitalen Raum ist damit Alltag und stellt neue Herausforderungen an die Augenoptik.
Gleitsichtbrille bleibt Spitzenreiter
Mit 40 Prozent bleibt die Gleitsichtbrille die am weitesten verbreitete Korrektionshilfe unter den Brillentragenden. Ihr Anteil ist seit 2019 um vier Prozentpunkte gestiegen. Besonders ältere Menschen, die ständig eine Sehkorrektur benötigen, schätzen den Komfort, in allen Entfernungen klar zu sehen: Bei den über 60-Jährigen nutzt etwa jeder zweite Brillentragende eine Gleitsichtbrille. Der Zuwachs spiegelt nicht nur die demografische Entwicklung, sondern auch den Wunsch nach alltagstauglichen und komfortablen Sehlösungen.
Individuelles Sehen gewinnt an Bedeutung
Deckte eine Brille früher oft alle Lebensbereiche ab, gewinnen individuelle Lösungen zunehmend an Bedeutung. „Sehen wird stärker an Tätigkeit und Sehdefizit angepasst“, so Studienleiter Sommer. „Menschen entscheiden heute bewusster, wann und wie sie ihre Sehhilfe einsetzen. Das betrifft vor allem deren Funktion im Alltag.“ Die Brille bleibt also unverzichtbar, während die Gläser immer präziser auf die vielfältigen Anforderungen des modernen Lebens und die individuellen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt werden.
Quelle: KGS-Pressemitteilung vom 27.03.2025
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