Weltweite Studien berichten über eine Zunahme von HPV(Humane Papilloma-Virus)- positivem oropharyngealem Plattenepithelkarzinom (OPSCC). Der HPV-Status ist bei dieser Tumorentität einer der wichtigsten Prognosefaktoren. Der Einfluss von HPV scheint sogar von größerer Bedeutung für das Überleben zu sein als die Größe des Primärtumors oder ob die Patient:innen geraucht haben oder nicht.
In einer retrospektiven populationsbasierten Kohortenstudie wurden die möglichen Wechselwirkungen von HPV, Nikotin- und Alkoholstatus auf das Gesamtüberleben (OS) bei 498 Patient:innen aus Rostock mit OPSCC (Durchschnittsalter 62,5 Jahre; 77 % männlich) aus den Jahren 2018 und 2020 analysiert. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 20 Monate.
37,3 % der OPSCC-Fälle waren HPV-positiv, darunter 31,2 % Raucher:innen (mittlere Inzidenz 2,91/100.000 Einwohner:innen). Bei 57,8 % der untersuchten Fälle fand sich keine HPV-Assoziation, davon waren 63,5 % Raucher:innen (mittlere Inzidenz 4,50/100.000 Einwohner:innen). In der HPV-positiven Gruppe ließ sich ein signifikant besseres OS als bei HPV-negativem Status nachweisen (HPV+: 2-Jahres-OS 90,9 %; HPV–: 2-Jahres-OS 73,6 %; p < 0,001).
In der binären logistischen Regressionsanalyse zeigte sich bei Raucher:innen eine um 4,5 höhere Odds Ratio (OR), HPV-negativ getestet zu werden, als bei Nichtraucher:innen (p < 0,001). In der multivariablen Analyse waren ein HPV-negativer Status, ein höheres Nodalstadium sowie ein höheres Tumorstadium mit einem signifikant erhöhten Mortalitätsrisiko assoziiert (alle p < 0,05). Die Rauch- und Alkoholgewohnheiten hatten keinen signifikanten unabhängigen Einfluss auf das OS (beide p > 0,05).
Nach Ansicht der Autor:innen sei es angesichts der schlechteren Prognose wichtiger, die therapeutischen Strategien für Betroffene mit HPV-negativem OPSCC zu optimieren, als Deeskalationsstrategien für HPV-positive Patient:innen zu diskutieren.
Dr. Katrina Recker
Quelle: Deutscher Krebskongress 2024; Kouka M et al. HPV-negative status has a greater impact on worse overall survival than the smoking status in oropharyngeal cancer – a population-based analysis in Germany from 2018 to 2020. Oncol Res Treat 2024; 47(suppl 1): 101; Abstract #447
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