Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben einen neuartigen Impfstoff gegen krebserregende humane Papillomviren entwickelt, der vor allem in Entwicklungsländern zum Einsatz kommen soll. Da der Impfstoff eine humorale und eine zelluläre Immunantwort provoziert, könnte er auch zur Behandlung bereits infizierter Personen geeignet sein.
Gebärmutterhalskrebs, der durch humane Papillomviren (HPV) verursacht wird, ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Besonders gefährdet sind Frauen in „Entwicklungsländern“ Südostasiens, Afrikas und Lateinamerikas. Onkogene HPV, die vor allem beim Sex übertragen werden, stehen im Verdacht, auch andere Krebserkrankungen wie Mund-Rachentumoren und Analkarzinome auszulösen.
Die bisher verfügbaren Impfstoffe gegen Hochrisiko-HPV sind gut wirksam, allerdings schützen sie nicht gegen alle relevanten Virustypen. Ein weiterer Nachteil – besonders mit Blick auf den Einsatz in heißen Regionen mit schlechter Infrastruktur – ist die Temperaturempfindlichkeit der Impfstoffe, und auch deren aufwendige und kostenintensive Herstellung schlägt negativ zu Buche.
Ausgeklügelte Komposition
Alle diese Aspekte hatte die DKFZ-Arbeitsgruppe um Martin Müller bei der Entwicklung eines neuen HPV-Impfstoffs im Hinterkopf. Dafür verwendeten sie kleine Fragmente des Proteins L2 von acht verschiedenen HPV-Typen. Um diese Proteinschnipsel immunogen zu machen, wurden sie in ein Gerüstprotein eingebaut, das von dem hitzeaffinen Mikroorganismus Pyrococcus furiosus stammt.
Als i-Tüpfelchen haben die Forscher dann noch ein Antigen hinzugefügt, das eine zelluläre Immunantwort provoziert. Als Antigen wurde das Protein E7 der beiden Hochrisiko-Typen HVP16 und 18 ausgewählt, welches sehr früh im Verlauf der Infektion in befallenen Zellen gebildet wird. Da dieses Protein bei der Transformation infizierter Zellen in Krebszellen eine maßgebliche Rolle spielt, wird es erst einmal unschädlich gemacht, bevor es als Impfantigen zum Einsatz kommt.
Mit dieser ausgeklügelten Zusammensetzung ist der neue Impfstoff cPANHPVAX mehr als ein klassisches Vakzin. Er sollte auch zur Therapie von Infektionen mit Hochrisiko-HPV geeignet sein, wie Martin Müller erklärt. In Mäusen sind nach Impfung mit cPANHPVAX neutralisierende Antikörper gegen alle krebserregenden HPV nachweisbar, und gleichzeitig werden zytotoxische T-Zellen gegen das HPV16-Protein E7 aktiviert. Angesichts dieser ermutigenden Ergebnisse soll nun ein Impfstoff für den Menschen entwickelt werden, der den Richtlinien der Guten Herstellungspraxis (GMP) für Arzneimittel entspricht. Martin rechnet mit überschaubaren Produktionskosten. Damit haben die hitzestabilen Vakzine – nicht nur aber auch mit Blick auf den Einsatz in weniger entwickelten Risikogebieten – ein günstiges Rundumprofil.
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums vom 14. August 2024
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