Forscher der Universität Heidelberg, des Deutschen Krebsforschungszentrums, des Berlin Institute of Health und des Max Delbrück Center beteiligt haben mit Blick auf den Verlauf des Multiplen Myeloms eine interessante Entdeckung gemacht: Brechen Krebszellen aus dem Knochenmark aus, nimmt die Erkrankung eine gefährliche Wendung.
Wenn Krebszellen im Verlauf des Multiplen Myeloms den Knochen verlassen, präsentieren sie sich in ganz neuer Vielfalt. Der Exodus „wirkt offenbar wie ein Evolutionsschub für die Tumorzellen. Die Vielfalt, die dabei entsteht, könnte den Zellen helfen, sich an das Überleben außerhalb des Knochens anzupassen und die Ausbreitung auf andere Körperregionen zu ermöglichen“, vermutet Niels Weinhold, Leiter der Translationalen Myelom-Forschung am Uniklinikum Heidelberg.
Co-Evolution von Krebs- und Immunzellen
Mittels Einzelzellanalysen und räumlichen Multi-Omics-Techniken untersuchte das Forscherteam im nächsten Schritt, wie das Immunsystem auf die Gefahr der explosiv veränderten Tumorzellen reagiert. Es stellte sich heraus, dass sich auch das Spektrum der auf den Plan gerufenen Immunzellen wandelt. Dazu Simon Haas, Berlin Institute of Health und Max Delbrück Center „Es scheint eine Art Co-Evolution zwischen Tumor- und Immunzellen stattzufinden, bei der beide Seiten jeweils auf die Veränderungen der anderen Seite reagieren. Diese Interaktion zwischen Immunsystem und Krebs könnte dessen Bekämpfung sowohl fördern als auch behindern. Welche Faktoren dabei eine positive oder negative Rolle spielen, untersuchen wir derzeit.“
Die neuen Erkenntnisse könnten zu einer präziseren Diagnostik und Therapie beitragen. Aktuell werden Biopsien meist aus dem Beckenkamm der Patienten entnommen. Dieses Vorgehen wäre angesichts der neuen Erkenntnisse zu überdenken. Möglicherweise wären Stellen, an denen sich ein Knochendurchbruch ereignet hat, besser für die Probenentnahme geeignet.
Poos A et al: Bone marrow breakout lesions act as key sites for tumor-immune cell diversification in multiple myeloma. Science Immunology 2025, DOI: 10.1126/sciimmunol.adp6667



