Mit ihrem Antrag für eine neue Forschungsgruppe im Bereich Onkologie konnte die Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg in der aktuellen Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) überzeugen. Der neu gegründete Forschungsverbund Functional Genomics and Microbiomics in Precision Medicine of Colorectal Cancer (GenoMiCC) setzt auf innovative Ansätze der funktionellen Genomik und Mikrobiomik, um neue Möglichkeiten für eine personalisierte Darmkrebstherapie zu erschließen. Die DFG fördert das Vorhaben im Rahmen der D-A-CH-Kooperation gemeinsam mit dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) über vier Jahre mit insgesamt 5,8 Millionen Euro.
Kolorektale Karzinome sind bösartige Tumorerkrankungen des Dickdarms. Sie sind die zweithäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle weltweit und machen etwa 10 % aller Krebserkrankungen aus. Mit der sogenannten genombasierten Präzisionsmedizin in der Onkologie sind große Hoffnungen für ein besseres Therapieansprechen verbunden. Sie zielt darauf ab, Therapien basierend auf den spezifischen genetischen Veränderungen eines Tumors zu entwickeln. Studien zeigen jedoch, dass bislang weniger als 20 % der Patient*innen von personalisierten Behandlungen profitieren.
Die Forschungsgruppe GenoMiCC beschreitet einen neuen Weg. Sie nimmt das Ökosystem Krebs im Gesamten, und dabei speziell auch das Darm-Mikrobiom, also die Vielzahl der Bakterien, die den menschlichen Darm besiedeln, ins Visier. „Wir werden die Funktionen und Interaktionen sowohl der Gene als auch des Mikrobioms bei der Darmkrebsentstehung erforschen und überprüfen, inwieweit sie eine Bedeutung für eine erfolgreiche Behandlung haben“, erläutert Professor Dr. med. Matthias Ebert, Direktor der II. Medizinischen Klinik an der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) sowie Koordinator und Sprecher der Forschungsgruppe, die wissenschaftlichen Ziele. „Wir hoffen, dabei neue, mit Medikamenten beeinflussbare Zielstrukturen für eine personalisierte Therapie zu identifizieren, deren Wirksamkeit wir hier, an der Universitätsmedizin Mannheim, am Patienten überprüft wollen.“
„In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, welchen wichtigen Einfluss das Mikrobiom von Krebspatienten auf den Erfolg insbesondere der medikamentösen Therapie haben kann. Darüber hinaus gibt es Hinweise aus der Forschung, dass bestimmte bakterielle Erreger eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Darmkrebs spielen. Wir freuen uns, dass wir nun als erste Forschungsgruppe von der DFG zu dieser Thematik gefördert werden“, sagt Professor Dr. med. Johannes Betge, der die Nachwuchs-Klinische Kooperationseinheit „Translationale Gastrointestinale Onkologie und Präklinische Modelle“ am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg leitet und zwei Forschungsprojekte im Rahmen von GenoMiCC betreut.
Eine Besonderheit der Forschungsgruppe besteht darin, dass Wissenschaftler*innen verschiedener Fachgebiete, der Mikrobiom- und Krebsforschung, die Projekte in Tandems führen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten aus unterschiedlichen Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Europäischen Labor für Molekularbiologie (EMBL) und den beiden Medizinischen Fakultäten der Universität Heidelberg schafft die besten Voraussetzungen für die Entwicklung von neuen wissenschaftlichen Ansätzen. Zudem sind Wissenschaftler*innen von der ETH Zürich, dem Universitätsklinikum Düsseldorf, der Universität Basel und der Universität Leiden an der Forschungsgruppe beteiligt.
„Die enge Zusammenarbeit von klinischen und Grundlagenforschern ist enorm wichtig, damit Patient*innen rasch von neuen Erkenntnissen aus der Mikrobiomforschung profitieren können. Die Forschungsgruppe baut auf den erfolgreichen Kooperationen der Medizinischen Fakultät Mannheim mit dem DKFZ und dem EMBL auf und wird diese in Zukunft weiter intensivieren“, sagt Professor Dr. med. Tianzuo Zhan, der als Oberarzt an der II. Medizinischen Klinik eine Molecular Medicine Partnership Unit – eine Forschungskooperation mit dem Europäischen Labor für Molekularbiologie in Heidelberg – leitet.
Quelle: Pressemitteilung Universitätsmedizin Mannheim (UMM) vom 26. September 2025
Bildquelle: ©New Africa – Adobe Stock



