Onkologie » Gastrointestinale Tumoren » Pankreaskarzinom

»

Krebszellen manipulieren Neurone für ihre Zwecke

Krebszellen manipulieren Neurone für ihre Zwecke

News

Onkologie

Gastrointestinale Tumoren

Pankreaskarzinom

mgo medizin

mgo medizin

Autor

2 MIN

Erschienen in: onkologie heute

Seit einigen Jahren entdecken Forscher bei fast allen untersuchten Krebsarten wachstumsfördernde Interaktionen des Tumors mit dem Nervensystem. Auch beim Pankreaskarzinom spielt diese Art der Kommunikation eine wichtige Rolle, wie Wissenschaftler:innen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Heidelberger Institut für Stammzelltechnologie und Experimentelle Medizin (HI-STEM) herausgefunden haben.

Maligne Tumore der Bauchspeicheldrüse sind von einem dichten Nervennetz durchzogen. Allerdings ragen nur die Nervenfasern in den Tumor hinein, die Kerne der Nervenzellen liegen weit außerhalb in den Ganglien des peripheren Nervensystems. Innerhalb des Tumors sind die Nerven stark verzweigt und stehen so in Kontakt mit vielen Tumorzellen. Die Heidelberger Forscher konnten am Mausmodell zeigen, dass die Pankreaskrebszellen die Nerven genetisch umprogrammieren. Eine Vielzahl von neuronalen Genen ist in ihrer Aktivität verändert, so dass eine tumorspezifische Signatur entsteht.

Die Interaktionen der Krebszellen mit den Nervenzellen fördern das Tumorwachstum. Außerdem stimulieren die Nervenzellen die Bindegewebszellen des Tumors (cancer-associated fibroblasts, CAF), die einen Großteil der Tumormasse ausmachen und maßgeblich zur Unterdrückung der Immunabwehr im Tumormilieu beitragen.

Kappen der Verbindung lässt Tumore schrumpfen

Basierend auf diesen Beobachtungen untersuchten die Wissenschaftler im nächsten Schritt, inwieweit sich das Tumorwachstum durch Nervenblockaden ausbremsen lässt. Sie kappten am Tiermodell die sympathischen Nervenverbindungen zum Pankreas chirurgisch oder mittels Neurotoxinen. Dies führte zu einer signifikanten Hemmung des Tumorwachstums. Gleichzeitig veränderte sich die genetische Aktivität in den Krebszellen und auch in den CAFs. In den CAFs war ein deutlicher Anstieg proinflammatorischer Genaktivitäten zu beobachten. „Offenbar unterdrücken die neuronalen Verbindungen im Pankreastumor die entzündungsfördernde Aktivität der Fibroblasten und hemmen dadurch die Krebsabwehr durch Immunzellen“, erklärt Vera Thiel, eine der Erstautor:innen der in Nature publizierten Arbeit.

Folgerichtig ließ die Nervenblockade die Empfindlichkeit der Tumorzellen gegenüber Checkpoint-Inhibitoren ansteigen. „Wir konnten durch die neuronale Blockade einen immunologisch kalten in einen für Immuntherapie empfindlichen Tumor umwandeln“, so Simon Renders, der ebenfalls als Erstautor an der Publikation beteiligt war. Das Fazit der Forschergruppe: Die Blockade der Kommunikation zwischen Nerven und Tumor in Kombination mit einer Chemo- und/oder Immuntherapie ist ein vielversprechender Ansatz, um Pankreaskrebs in Zukunft wirksamer zu bekämpfen. Eine erste klinische Studie ist bereits geplant.

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums vom 17. Februar 2025

Bilderquelle: © Deutsches Krebsforschungszentrum

Schlagworte zu diesem Beitrag

Ein Beitrag von

mgo medizin

mgo medizin

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Mikroskopische Ansicht von Gewebe mit Zellstrukturen in Rosa und Lila, kutanes Plattenepithelkarzinom.

Cemiplimab verlängert DFS beim kutanen Plattenepithelkarzinom

News

Cemiplimab verlängert in der C-POST-Studie bei Hochrisiko-Patienten mit kutanem Plattenepithelkarzinom das krankheitsfreie Überleben und senkt das Rezidivrisiko, unabhängig vom Dosierungsschema.

Onkologie

Hauttumoren

Beitrag lesen
Digitale Darstellung von menschlichen Lungen mit Krebs.

Tislelizumab erweitert Therapieoptionen bei resezierbarem Lungenkrebs

Pharmaservice

Tislelizumab ist seit Ende September als erste Immuntherapie für das perioperative Setting beim resezierbaren NSCLC mit hohem Rezidivrisiko in Europa zugelassen – basierend auf den überzeugenden Daten der Phase-III-Studie RATIONALE-315.

Onkologie

Lungenkarzinom

NSCLC

Beitrag lesen
Schematische Darstellung eines menschlichen Skeletts mit markierten Schmerzpunkten an Gelenken und Hüfte

Prävention von Frakturen und Komplikationen bei Mammakarzinom

News

Bei Patientinnen mit Mammakarzinom sind osteologische Begleiterkrankungen häufig und sollten integraler Bestandteil der onkologischen Betreuung sein [1]. Dies betrifft sowohl Patientinnen mit therapieinduziertem Knochenverlust als auch solche mit ossären Metastasen [1].

Onkologie

Sonstiges

Beitrag lesen