Seit einigen Jahren entdecken Forscher bei fast allen untersuchten Krebsarten wachstumsfördernde Interaktionen des Tumors mit dem Nervensystem. Auch beim Pankreaskarzinom spielt diese Art der Kommunikation eine wichtige Rolle, wie Wissenschaftler:innen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und vom Heidelberger Institut für Stammzelltechnologie und Experimentelle Medizin (HI-STEM) herausgefunden haben.
Maligne Tumore der Bauchspeicheldrüse sind von einem dichten Nervennetz durchzogen. Allerdings ragen nur die Nervenfasern in den Tumor hinein, die Kerne der Nervenzellen liegen weit außerhalb in den Ganglien des peripheren Nervensystems. Innerhalb des Tumors sind die Nerven stark verzweigt und stehen so in Kontakt mit vielen Tumorzellen. Die Heidelberger Forscher konnten am Mausmodell zeigen, dass die Pankreaskrebszellen die Nerven genetisch umprogrammieren. Eine Vielzahl von neuronalen Genen ist in ihrer Aktivität verändert, so dass eine tumorspezifische Signatur entsteht.
Die Interaktionen der Krebszellen mit den Nervenzellen fördern das Tumorwachstum. Außerdem stimulieren die Nervenzellen die Bindegewebszellen des Tumors (cancer-associated fibroblasts, CAF), die einen Großteil der Tumormasse ausmachen und maßgeblich zur Unterdrückung der Immunabwehr im Tumormilieu beitragen.
Kappen der Verbindung lässt Tumore schrumpfen
Basierend auf diesen Beobachtungen untersuchten die Wissenschaftler im nächsten Schritt, inwieweit sich das Tumorwachstum durch Nervenblockaden ausbremsen lässt. Sie kappten am Tiermodell die sympathischen Nervenverbindungen zum Pankreas chirurgisch oder mittels Neurotoxinen. Dies führte zu einer signifikanten Hemmung des Tumorwachstums. Gleichzeitig veränderte sich die genetische Aktivität in den Krebszellen und auch in den CAFs. In den CAFs war ein deutlicher Anstieg proinflammatorischer Genaktivitäten zu beobachten. „Offenbar unterdrücken die neuronalen Verbindungen im Pankreastumor die entzündungsfördernde Aktivität der Fibroblasten und hemmen dadurch die Krebsabwehr durch Immunzellen“, erklärt Vera Thiel, eine der Erstautor:innen der in Nature publizierten Arbeit.
Folgerichtig ließ die Nervenblockade die Empfindlichkeit der Tumorzellen gegenüber Checkpoint-Inhibitoren ansteigen. „Wir konnten durch die neuronale Blockade einen immunologisch kalten in einen für Immuntherapie empfindlichen Tumor umwandeln“, so Simon Renders, der ebenfalls als Erstautor an der Publikation beteiligt war. Das Fazit der Forschergruppe: Die Blockade der Kommunikation zwischen Nerven und Tumor in Kombination mit einer Chemo- und/oder Immuntherapie ist ein vielversprechender Ansatz, um Pankreaskrebs in Zukunft wirksamer zu bekämpfen. Eine erste klinische Studie ist bereits geplant.
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums vom 17. Februar 2025
Bilderquelle: © Deutsches Krebsforschungszentrum


