Im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums sprach Katharina Leuchte, Herlev, Dänemark, über den Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Immunkompetenz. Körperliche Aktivität steht in Zusammenhang mit einer geringeren Häufigkeit verschiedener Krebsarten und hat somit klare Vorteile für die Krebsprävention.
Auch nach einer Krebsdiagnose wird körperliche Aktivität weiterhin dringend empfohlen: Neben einer Verbesserung der von Patienten berichteten Ergebnisse gibt es vielversprechende Anzeichen für eine Verringerung der krebsbedingten Sterblichkeit und Rückfallraten, was teilweise auf die durch Bewegung induzierte Modulation der Antitumorimmunität zurückzuführen sein könnte.
Bewegung hat nachweislich Auswirkungen auf die Immunfunktion. Sie führt zur sofortigen Mobilisierung spät differenzierter und antigenspezifischer T-Lymphozyten in den Blutkreislauf, gefolgt von ihrem Austritt in potenzielle Effektorgewebe, wodurch die Immunüberwachung gegen Infektionen verbessert wird. Dies spiegelt sich klinisch in verbesserten impfstoffinduzierten Reaktionen, höheren CD4+-T-Zellzahlen bei HIV-Patienten und einer verringerten chronischen Entzündung in körperlich aktiven Kohorten wider.
Präklinische Evidenz für die Rolle von Bewegung in der Tumorimmunologie
Präklinische Studien deuten darauf hin, dass diese starke, durch körperliche Betätigung ausgelöste Immunantwort auch auf die Tumorimmunologie zutreffen könnte. In Mausmodellen wurde körperliche Betätigung mit einer Verringerung des Tumorwachstums in Verbindung gebracht, begleitet von einer erhöhten Infiltration von CD8+ T-Zellen, NK-Zellen und dendritischen Zellen in die Tumormikroumgebung. Diese Ergebnisse untermauern das Potenzial von körperlicher Betätigung zur Stärkung der Antitumorimmunität, sodass klinische Studien erforderlich sind, um ihre translationale Relevanz bei Krebserkrankungen des Menschen zu bestimmen.
Aktuelle klinische Studien und deren Erkenntnisse
Um Prädiktoren für Mobilisierung, Virusspezifität und Serumproteomik zu untersuchen, starteten die Forschenden um Katharina Leuchte eine klinische Studie mit gesunden Teilnehmern, die ein akutes hochintensives Intervalltraining absolvieren (INHALE, NCT05826496). Zusätzlich führten sie ein sechswöchiges, betreutes hochintensives Trainingsprogramm bei Patienten mit metastasiertem NSCLC durch (HI AIM, NCT04263467) und sammelten Blutproben, um die durch das Training induzierte Immunantwort zu analysieren. Die Daten aus der Studie unterstützen die These, dass Bewegung ein Mittel zur Mobilisierung von Immunzellen ist, was wiederum die Immuntherapie potenzieren könnte.
Offene Fragen und zukünftige Forschungsbedarfe
Dennoch bestehen weiterhin kritische Lücken. Das optimale Trainingsprogramm – Häufigkeit, Intensität, Art und Zeitpunkt – zur Stärkung der Antitumorimmunität ist noch nicht definiert, und die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt. Darüber hinaus stellen Störfaktoren wie psychologische, umweltbedingte, ernährungsbezogene und pharmakologische Einflüsse eine Herausforderung für die Studienkonzeption und -auswertung dar. Es sind gut konzipierte randomisierte, kontrollierte und prospektive Interventionsstudien erforderlich, die auch die Profilierung verschiedener Immunkompartimente umfassen, um die Wechselwirkungen zwischen körperlicher Aktivität und Antitumorimmunität eingehend zu untersuchen, schloss Leuchte.
Quelle: Leuchte K. Physical activity and immune competence. Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie 24.–27. Oktober 2025, Köln
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