Sonnencreme schützt vor Sonnenbrand…? Zwei Studien zeigen jetzt das Gegenteil, das sogenannte Sonnencreme-Paradoxon: Wer sich eincremt, wiegt sich in falscher Sicherheit und bleibt zu lang in der Sonne – im guten Glauben, bestens vor Hautkrebs geschützt zu sein. Das ist aber nicht der Fall. Denn Sonnenschutzmittel sind keineswegs die Erlaubnis zum langen und gefahrlosen Bräunen. Mit jedem Sonnenbad erhöht sich das Risiko für Hautkrebs – immer noch die häufigste Krebserkrankung in Deutschland, Tendenz immer noch weiter steigend. Frau Prof. Carola Berking, Erlangen, gibt im Namen der ADO (Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie der DKG und der DDG)Tipps, wie wirksamer Sonnenschutz praktiziert werden kann.
Immer mehr Menschen nutzen Sonnenschutz, cremen reichlich, fühlen sich geschützt gegen Hautkrebs und bleiben guten Gewissens lange in der Sonne. Was ist falsch an diesem Sicherheitsgefühl? Und was sind die Auswirkungen?
Prof. Berking: Keine Sonnencreme schützt 100% vor allen schädlichen Strahlen der Sonne. Ein Teil der UV-Strahlung gelangt immer noch auf die Haut, trotz Verwendung der Sonnencremes. Außerdem ist die Creme meist nicht auf allen Hautpartien, nicht flächendeckend und nicht dick genug aufgetragen. Durch die Verwendung der Sonnencremes kann das längere Sonnenbaden zu einer längeren Einwirkung von UVA-Strahlen, die weniger gut von den Sonnencremes abgehalten werden, führen. Sie können in der Haut nicht nur die Faltenbildung, sondern über indirekte Wege auch karzinogene Schäden an der DNA anrichten.
Dieses „Sonnencreme-Paradoxon“ kann also sogar zu mehr Hautkrebs-Erkrankungen führen. Wir merken es der UV-Strahlung nicht an, wie gefährlich sie ist. Wie können wir das Hautkrebsrisiko möglichst gering halten und trotzdem Spaß im Freien haben?
Prof. Berking: Intensives Sonnenbaden und Sonnenbänke grundsätzlich meiden. Bei sonnigem Wetter die Aktivitäten draußen in die Morgen- und späten Nachmittagsstunden legen und möglichst Schattenplätze aufsuchen. Auf den UV-Index achten. Sonnenschirme und Sonnensegel aufspannen, UV-Schutzkleidung, Hut oder Kappe und Sonnenbrille tragen. Und Sonnenschutzcremes vor dem Rausgehen auf die Haut auftragen, in genügender Menge und an allen Körperstellen, die der Sonne ausgesetzt sind. Nachcremen nach Schwitzen oder Schwimmen.
Was sollten wir beachten, wenn wir uns der UV-Strahlung im Freien aussetzen?
Prof. Berking: Dichtgewebte Kleidung schützt besonders gut. Bei sehr starker Sonnenexposition – zum Beispiel Wassersport – kann eine speziell UV-Schutz-geprüfte Kleidung ratsam sein. Der Hut sollte keine Löcher haben wie bei einem Strohhut. Die Sonnenbrille sollte eine UV-Schutz-Kennung haben, z. B. UV-400, um auch die Augen zu schützen.
Welche Rolle spielt das Alter für eine Erkrankung an Hautkrebs? Weshalb ist es so wichtig, vor allem auch Kinder vor der Sonne zu schützen?
Prof. Berking: Kinderhaut ist besonders empfindlich, Sonnenbrände können hier besonders schnell am Erbgut der Hautzellen etwas verändern. Die Haut vergisst nicht! Im Alter steigt die Prävalenz von Hautkrebs. Die Sonnenschäden kumulieren über die Jahre und Jahrzehnte und das Risiko steigt, dass sich daraus Hautkarzinome entwickeln.
Das Hautkrebsrisiko ist individuell unterschiedlich. Was können frühe Hinweise auf eine Erkrankung sein? Und wer sollte die Haut häufiger untersuchen lassen?
Prof. Berking: Hinweise sind nicht mehr verschwindende Veränderungen auf der Haut wie Rötung, Rauhigkeit oder eine Erhabenheit mit verstärkter Verhornung. Weiter sollten pigmentierte Muttermale, die größer werden, mehrfarbig und asymmetrisch sind, dem Hautarzt oder der Hautärtzin gezeigt werden. Häufiger zum Hautkrebsscreening sollten Menschen gehen, die sehr viele (> 100) Pigmentmale haben, die schon atypische Pigmentmale diagnostiziert bekommen haben und die einen nahen Angehörigen mit Hautkrebs haben, die selbst schon mal Hautkrebs hatten. Außerdem sind sehr helle Hauttypen, Blonde oder Rothaarige und Menschen mit blauen oder grünen Augen besonders gefährdet.
Wir bedanken uns herzlich für die interessanten Ausführungen!
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie
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