Eine frühere Analyse der laufenden Phase-3-Studie AMPLIFY mit Patient*innen mit therapienaiver chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) deutete auf einen protektiven Effekt der COVID-19-Impfung zur Prävention von COVID-19-bedingten Todesfällen hin. Der Einfluss der spezifischen CLL-Therapie auf COVID-19-Infektionen und -Impfungen wurde jedoch nicht untersucht.
Eine Zwischenanalyse von AMPLIFY zeigte einen signifikanten Vorteil im progressionsfreien Überleben mit beiden Acalabrutinib-Venetoclax-Kombinationen mit fester Dauer (± Obinutuzumab; AV und AVO) gegenüber der vom Prüfarzt gewählten Kombination Fludarabin-Cyclophosphamid-Rituximab (FCR) oder Bendamustin-Rituximab (BR). Patient*innen mit TN CLL im Alter von ≥18 Jahren mit ECOG ≤2 und ohne del(17p) oder TP53-Mutation wurden im Verhältnis 1:1:1 randomisiert und erhielten AV (Acalabrutinib 100 mg oral zweimal täglich [Zyklen (C) 1–14]; Venetoclax oral einmal täglich [C3–14 mit 5-wöchiger Dosissteigerung]), AVO (AV-Dosierung wie oben, + Obinutuzumab 1000 mg intravenös C2 [Tage 1, 8 und 15] und 3–7 [Tag 1]) oder nach Wahl des Prüfarztes FCR oder BR (C1–6). Die Studienautor*innen berichten über die Inzidenz von COVID-19-Infektionen und Todesfällen (während der Behandlungsphase [frühestens 30 Tage nach der letzten Dosis oder dem Beginn der Folgetherapie] und bis zum Zeitpunkt der Zwischenanalyse [30. April 2024]), den COVID-19-Impfstatus und die COVID-19-Todesfälle nach Pandemiewellen.
Untersuchungen in den Jahren 2019 – 2021
Insgesamt wurden zwischen 2019 und 2021 867 Patient*innen randomisiert, darunter 291, 286 und 290 in den AV-, AVO- und FCR/BR-Armen. Von diesen erhielten 53,3 % (AV), 50,0 % (AVO) und 38,6 % (FCR/BR) mindestens eine COVID-19-Impfung, am häufigsten Tozinameran (Pfizer) bei 35,4 %, 31,5 % und 23,4 % der Patienten. Von den 867 randomisierten Teilnehmenden erlitten 321 während der Studie mindestens ein COVID-19-Ereignis, darunter 109 (37,5 %), 131 (45,8 %) und 81 (27,9 %) Teilnehmende in den AV-, AVO- und FCR/BR-Gruppen. Von diesen erlitten 58,7 %, 52,7 % und 12,3 % während der Behandlungsphase mindestens ein COVID-19-Ereignis. Das mediane Alter der Patient*innen mit mindestens einem COVID-19-Ereignis betrug 60 Jahre (23,1 % > 65 Jahre) gegenüber 61 Jahren (26,8 % > 65 Jahre) in der gesamten Studienpopulation. Unter den mit der Studie behandelten Patient*innen (≥ 1 Dosis erhalten) lagen COVID-19-Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 bei 29/291 (10,0 %), 65/284 (22,9 %) und 38/259 (14,7 %) Patient*innen in den AV-, AVO- und FCR/BR-Armen vor. COVID-19-Nebenwirkungen führten bei 2,4 % (AV), 8,1 % (AVO) und 1,2 % (FCR/BR) der Teilnehmenden zum dauerhaften Absetzen von ≥ 1 Studienbehandlung im Rahmen des Behandlungsplans; bei 13,1 %, 14,4 % und 0,4 % führten COVID-19-Nebenwirkungen zu einem Dosisentzug bei ≥ 1 Studienbehandlung im Rahmen des Behandlungsplans. Todesfälle aufgrund von COVID-19 traten während der Studie bei 10 (3,4 %), 25 (8,7 %) und 21 (7,2 %) Patienten in den AV-, AVO- und FCR/BR-Armen auf (davon 80,0 %, 60,0 % bzw. 33,3 % während der Behandlungsphase); 5/10, 9/25 bzw. 7/21 waren über 65 Jahre alt. Die Impfraten aller an COVID-19 Verstorbenen lagen bei 0 % (AV), 24,0 % (AVO) und 9,5 % (FCR/BR). Die COVID-19-Sterberaten waren während der zweiten Pandemiewelle am höchsten, mit den höchsten Raten in den AVO- und FCR/BR-Armen (Abbildung). Die meisten COVID-19-Todesfälle (69,6 %) ereigneten sich in Osteuropa.
Die Schlussfolgerung: In dieser Post-hoc-Analyse traten COVID-19-assoziierte Todesfälle am häufigsten in den AVO- und FCR/BR-Gruppen auf, gefolgt von der AV-Gruppe. Die Impfraten waren bei Patient*innen mit COVID-19-Todesfall niedriger als insgesamt. COVID-19-Todesfälle traten während der zweiten Pandemiewelle am häufigsten auf, insbesondere in den AVO- und FCR/BR-Gruppen.
Quelle: Brown JR et al.: Analysis of covid-19 infections with fixed duration acalabrutini-venetoclax combinations in treatment-naive chronic lymphocytic leukemia in the phase 3 amplify trial. Abstract release date: 05/14/25) EHA Library. Brown J. 06/14/2025; 4160649; PS1574
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