Die primäre Endpunktanalyse der GAIA-Studie ergab für Venetoclax-Obinutuzumab (GV) und GV + Ibrutinib (GIV) im Vergleich zur Chemoimmuntherapie (CIT) überlegene Raten beim progressionsfreien Überleben (PFS) und bei nicht nachweisbarer MRD [1]. Eine Analyse nach vier Jahren Nachbeobachtung dieser Studie wurde während des ASH-Kongresses 2023 vorgestellt. Darin wurden die Venetoclax (Ven)-haltigen Arme verglichen und die NGS-basierten MRD-Ergebnisse analysiert [2].
In der offenen Phase-III-Studie GAIA-CLL13 wurden fitte CLL-Patienten, die keine TP53-Aberrationen aufwiesen, 1:1:1:1 randomisiert und dann entweder mit sechs Zyklen Chemoimmuntherapie (Fludarabin-Cyclophosphamid-Rituximab oder Bendamustin-Rituximab) oder mit 12 Zyklen Venetoclax-Rituximab (RV) , Venetoclax-Obinutuzumab oder Venetoclax-Obinutuzumab-Ibrutinib behandelt. Ibrutinib wurde nach zwei aufeinanderfolgenden Messungen einer nicht nachweisbaren minimalen Resterkrankung abgesetzt oder konnte verlängert werden. Die primären Endpunkte waren eine nicht nachweisbare minimale Resterkrankung (Sensitivität, <10-4) und das progressionsfreie Überleben. Die primäre Endpunktanalyse der GAIA-Studie ergab für Venetoclax-Obinutuzumab (GV) und GV + Ibrutinib (GIV) im Vergleich zur Chemoimmuntherapie (CIT) überlegene Raten beim progressionsfreien Überleben (PFS) und bei nicht nachweisbarer Resterkrankung (MRD) [1].
Nachbeobachtung nach vier Jahren
Insgesamt waren 926 Patienten randomisiert worden. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 50,7 Monaten sind nun alle Patienten aus der Studienbehandlung ausgeschieden.
Das PFS war für GV und GIV im Vergleich zu CIT weiterhin überlegen (GV: Median nicht erreicht [NR] vs. 59,4 Monate; HR 0,47 [97,5%-KI: 0,32–0,69], p < 0,001; GIV: NR vs. 59,4 Monate, HR 0,30 [97,5%-KI: 0,19–0,47], p < 0,001). Das PFS mit GV und GIV war ebenfalls besser als mit RV (GV: NR vs. 63,2 Monate; HR 0,57 [97,5%-KI: 0,38–0,84], p = 0,001; GIV: NR vs. 63,2 Monate, HR 0,38 [97,5%-KI: 0,24–0,59], p < 0,001). Das PFS zwischen GIV und GV unterschied sich nicht signifikant (beide NR, HR 0,63 [97,5%-KI: 0,39–1,02], p > 0,025), jedoch war GIV im Vergleich zu GV bei Patienten mit nicht mutiertem IGHV mit einem längeren PFS verbunden (HR 0,58 [95%-KI: 0,36–0,94]), nicht jedoch bei Patienten mit mutiertem IGHV (HR 0,87 [95%-KI: 0,33–2,31]).
Die geschätzten 4-Jahres-PFS-Raten lagen bei 62,0 % (CIT), 70,1 % (RV), 81,8 % (GV) und 85,5 % (GIV). Die geschätzten 4-Jahres-Raten für die Zeit bis zur nächsten Behandlung lagen bei 77,2 % (CIT), 86,2 % (RV), 90,4 % (GV) und 96,0 % (GIV).
Beim Gesamtüberleben wurden keine Unterschiede zwischen den Behandlungsarmen festgestellt (4-Jahres-OS-Raten, CIT 93,5 %; RV 96,2 %; GV 95,1 %; GIV 95,0 %).
NGS-basierte MRD-Daten waren nach Monat 15 für 816 Patienten verfügbar. Von diesen erreichten 22,7 % (52 Patienten, CIT), 23,6 % (56 Patienten, RV), 60,3 % (138 Patienten, GV) und 66,2 % (153 Patienten, GIV) eine uMRD <10-6 (uMRD6).
Mit Venetoclax länger progressionsfrei überleben
Bei einer Nachbeobachtungszeit von mehr als 4 Jahren weisen GV und GIV im Vergleich zu CIT und RV ein besseres PFS auf. Patienten mit nicht mutiertem IGHV haben ein längeres PFS mit GIV im Vergleich zu GV. Die Mehrheit der mit zeitlich begrenzter GV oder GIV behandelten Patienten (60,3 % und 66,2 %) erreicht bei Monat 15 eine uMRD6.
Literatur:
- Eichhorst B et al. First-Line Venetoclax Combinations in Chronic Lymphocytic Leukemia. N Engl. J Med 2023; 388: 1739–54
- Fürstenau M et al. First-Line Venetoclax Combinations in fit Patients with CLL: 4-Year-Follow-up and NGS-Based MRD Analysis from the Phase 3 GAIA/CLL13 Trial. ASH 2023, Abstract #635
Dr. Annette Junker
Quelle: ASH-Jahreskongress 2023 vom 9.–12. Dezember 2023, San Diego
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