Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankung. Ein interdisziplinäres Team von Forschenden des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Technischen Universität München (TUM) integrierte zusammen mit weiteren EU-Partnern komplexe Multi-Omics-Daten und konnte damit die molekularen Veränderungen in vier verschiedenen Labormodellen und menschlichen Gewebeproben untersuchen. Ziel war es, frühe Veränderungen im präfrontalen Kortex zu identifizieren. Ihre aktuellen Erkenntnisse haben sie jetzt im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.
Das UKE-Team um Prof. Dr. Stefan Bonn und Dr. Sonja Hänzelmann aus dem Institut für Medizinische Systembiologie war maßgeblich an der Identifikation eines Signalweges beteiligt, der ein besonders geeignetes Ziel für neue Medikamente gegen ALS sein könnte. Die Forschenden empfehlen daher, ein bereits zugelassenes Krebsmedikament, das auf diesen Signalweg einwirkt, auch gegen ALS klinisch zu testen. Zusätzlich entdeckten die Wissenschaftler:innen signifikante molekulare Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Proben, was darauf hindeutet, dass Männer und Frauen auf molekularer Ebene unterschiedlich auf ALS reagieren. Das könnte aus Sicht der Forschenden bedeuten, dass Männer und Frauen künftig unterschiedlich behandelt werden müssen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat nicht nur neue therapeutische Ansätze für ALS hervorgebracht, sondern auch ein tieferes Verständnis der molekularen Mechanismen der Krankheit ermöglicht. „Die Erkenntnisse dieser unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studie bieten eine solide Grundlage für zukünftige Forschungen und die Entwicklung gezielter Behandlungen, die das Leben von ALS-Patient:innen weltweit verbessern könnten“, erläutert Prof. Dr. Stefan Bonn, Leiter des Instituts für Medizinische Systembiologie des UKE.
Literatur: Caldi Gomes et al. Multiomic ALS signatures highlight subclusters and sex differences suggesting the MAPK pathway as therapeutic target. Nature Communications 2024.
Quelle: Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut für Medizinische Systembiologie, Prof. Dr. Stefan Bonn
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