Aktuell wurde die überarbeitete S1-Leitlinie „Creutzfeldt-Jakob-Krankheit“ unter Federführung von Prof. Dr. Inga Zerr, Göttingen, erarbeitet. Neben der Deutschen Gesellschaft für Neurologie waren auch die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik (GfH), die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) und die Schweizerische Neurologische Gesellschaft (SNG) an der Erstellung dieser Leitlinie beteiligt. Ein Großteil der Empfehlungen umfasst die Diagnostik – denn die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit hat eine infauste Prognose, kausale Therapien stehen nicht zur Verfügung. Aktuell gibt es erste klinische Daten zu einem humanisierten monoklonalen Anti-PrPc-Antikörper, die womöglich eine Trendwende einleiten könnten.
Bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) handelt es sich um eine meldepflichtige Erkrankung. Unterschieden wird zwischen sporadischer CJK, familiärer/genetischer CJK sowie iatrogen übertragener und ätiopathogenetisch mit boviner spongiformer Enzephalopathie (BSE) übertragener CJK. Die sporadische Form der CJK ist die am häufigsten auftretende Erkrankungsform mit einer weltweiten Inzidenz von etwa ein bis zwei Fällen pro Jahr pro Million Einwohner. In Deutschland liegt die Inzidenz seit einigen Jahren bei etwa 2 Fällen pro Jahr pro Million Einwohner, in Österreich zwischen 2,5 und 3 Fällen pro Million Einwohner. Seit 2019 wurden keine neuen Fälle einer übertragenen CJK registriert.
Bei Verdacht auf eine CJK sollte immer die Liquordiagnostik erfolgen. Dabei sind Routineliquorparameter in der Regel unauffällig, hingegen erlaubt der Nachweis abnormer Aggregationsneigung des PrP (RT-QuIC) eine sichere laborgestützte Diagnose. Neu ist, dass der Nachweis des abnormen Prionproteins auch mittels eines modifizierten RT-QuIC-Assays in der Tränenflüssigkeit erfolgen kann. Dieser Test ist wiederholbar und frei von Komplikationen und könnte möglicherweise zum Monitoring der Krankheitsprogression in Therapiestudien eingesetzt werden. Allerdings wird dieses Verfahren die Analyse des Liquors nicht ersetzen können, weil damit wichtige behandelbare und differenzialdiagnostisch infrage kommende Erkrankungen ausgeschlossen werden können. Auch die Kernspintomographie mit dem Nachweis hyperintenser Basalganglien und kortikaler Signalsteigerungen in FLAIR/DWI unterstützt die klinische Verdachtsdiagnose und trägt zur frühzeitigen Identifizierung, insbesondere auch von atypischen Fällen, bei.
Der Nachweis von Mutationen im Prionprotein-Gen (PRNP) ermöglicht die Diagnose einer genetischen Krankheitsform. Inzwischen sind mehr als 30 pathogene Varianten im PRNP-Gen beschrieben. Genetische Prionenerkrankungen sind autosomal-dominant vererbbar mit nahezu hundertprozentiger Penetranz. Die Betroffenen erkranken in der Regel früher (um das 50. Lebensjahr) als bei der sporadischen Form (der Erkrankungsgipfel liegt hier zwischen dem 60. und dem 70. Lebensjahr). Die Progression der genetischen CJK ist häufig langsamer.
Die neuropathologische Untersuchung, in der Regel im Rahmen der Obduktion, sichert die definitive Diagnose. Sie ist insbesondere wichtig zur Qualitätssicherung bei divergenten Befunden; etwa bei einem negativen RT-QuIC-Befund trotz Erfüllung der Kriterien für eine wahrscheinliche sporadische CJK. Wichtig ist, dass Biopsien bei Verdachtsfällen nur in spezialisierten Pathologien vorgenommen werden dürfen.
Derzeit stehen keine kausalen Therapien zur Verfügung. Eine symptomatische Therapie existiert bisher nur für die CJK-typischen Myoklonien, die in der initialen Krankheitsphase gut auf Clonazepam oder Valproat ansprechen. Doch aktuell gibt es vielversprechende Daten. Eine Therapie mit einem humanisierten monoklonalen Anti-PrPc-Antikörper wurde bei sechs Betroffenen eingesetzt. Die Behandlung erwies sich als sicher, ausreichende Konzentrationen im Liquor und im Hirngewebe wurden erreicht. „Klinische Erfolge stehen noch aus, aber diese Ergebnisse lassen hoffen, dass in Zukunft dank zielgerichteter molekularer Therapien Behandlungsoptionen gefunden werden können, die die Progression aufhalten oder zumindest maßgeblich verlangsamen können“, erklärt Leitlinienautorin Prof. Inga Zerr.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie
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