Gesundheitstechnologien, wie zum Beispiel Gesundheits-Apps, Smartwatches oder anderen so genannten Wearables sollten bei der Entwicklung und im Design so gestaltet werden, dass sie möglichst viele Menschen, unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Position erreichen können.
„Viele gesundheitliche Ungleichheiten resultieren nicht aus eigener Verantwortung, sondern aus der Position heraus, die jemand in der Gesellschaft hat und wie diese strukturiert ist“, erläuterte Bianca Jansky, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethik und Geschichte der Gesundheit in der Gesellschaft an der Universität Augsburg. Gesundheit sei ungleich verteilt in der Gesellschaft und bestimmte Personengruppen hätten ein viel größeres Risiko zu erkranken. Digitale Technologien hätten zum Beispiel in ländlichen Regionen das Potenzial die Versorgung zu verbessern, um die Partizipation, Eigenverantwortlichkeit für die Gesundheit und ein individuelles „Empowerment“ von Nutzenden zu stärken.
Dr. med. Felix Machleid, Arzt in Weiterbildung und wissenschaftlicher Mitarbeiter AG Digitale Psychiatrie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Berlin, betonte, dass aktuell erhebliche Versorgungslücken im Bereich Psychiatrie bestehen. So spiegeln derzeit lange Wartezeiten auf den Beginn einer Psychotherapie und eine Unterdiagnostizierung von psychischen Erkrankungen eine unzureichende Versorgungssituation wider. Daher besteht eine große Hoffnung, dass mHealth Apps Versorgungs- und Angebotslücken schließen könnten. Denkbar wären zum Beispiel kombinierte Ansätze aus DIGA (digitale Gesundheitsanwendungen) und Medikation zur Überbrückung von Wartezeiten oder Apps zur Prävention mit Hinweisen zur Selbsthilfe.
Erste Erfahrungen aus einer halbjährigen prospektiven Studie mit digitalem ambulantem Assessment der Negativsymptomatik bei Patienten mit Schizophrenie und Depression deuten darauf hin, dass mHealth Apps auch in dieser Kohorte angenommen werden, berichtete Dr. med. Alexander Moldavski, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik Psychiatrie und Psychotherapie in Mannheim. In dieser vom Pharmaunternehmen Lundbeck GmbH geförderten longitudinalen Studie (INDICATE-N) wurden 55 Menschen mit Schizophrenie, 53 Menschen mit Depression und 41 Kontrollen zur engmaschigen Erfassung ihrer Negativsymptomatik eingeschlossen. Viele Erkrankte nahmen die Anwendung als positiv war, da es ihnen eine gewisse Tagesstruktur gegeben und die Reflektion über den eigenen Zustand gefördert hat, nannte Moldavski.
Dr. rer. nat. Christine Willen
Quelle: Symposium „Digitale Chancen und Risiken in der psychiatrischen Versorgung: Wie können wir eine gerechtere Gesundheitsversorgung gestalten und helfen dabei digitale Tools?“ am 29.11.2023 anlässlich des DGPPN 2023.
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