Eine neue Studie aus Kalifornien [1] enthüllt einen bisher unbekannten Mechanismus, wie Schmerzen durch das Zusammenspiel von weiblichen Hormonen und dem Immunsystem gelindert werden können: Sie zeigt, dass weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron Immunzellen in der Nähe des Rückenmarks dazu anregen, natürliche Opioide zu produzieren. Diese Immunzellen, sogenannte regulatorische T-Zellen (T-regs), befinden sich in den Hirnhäuten (Meningen) und setzen das Molekül Enkephalin frei, das Schmerzsignale blockiert.
Das freigesetzte Enkephalin bindet an delta-Opioid-Rezeptoren (DOR), die auf den präsynaptischen Enden bestimmter C-Fasern exprimiert werden. Dadurch wird die Freisetzung von Neurotransmittern Glutamat verhindert, sodass die Schmerzsignale nicht ans Gehirn weitergeleitet werden.
Besonders interessant ist dabei, dass es sich um einen geschlechtsspezifischen Mechanismus handelt. Das Entfernen der T-Zellen führte bei weiblichen Mäusen zu einer stark erhöhten Schmerzempfindlichkeit, auf männliche Mäuse traf dies nicht zu.
Möglicherweise könnte dieses Ergebnis auch auf Menschen übertragbar sein und geschlechtsspezifische Unterschiede im Schmerzempfinden erklären. Frauen berichten in klinischen Studien insbesondere nach der Menopause häufiger über chronische Schmerzen als Männer [2]. Dies könnte über einen Rückgang der Östrogen- und Progesteronproduktion zu erklären sein, sollte nachgewiesen werden, dass die in der Studie gefundene Schmerzlinderung über die T-Zellen auch bei Frauen stattfindet.
Die Forschung könnte zur Entwicklung gezielter Schmerzherapien beitragen, die entweder die Bindung von Enkephalin an den delta-Opioid-Rezeptor verstärken oder die Aktivität der MrgprD-positiven Neuronen modulieren.
Julina Pletziger
Zitierte Literatur:
1 Midavaine É, Moraes BC, Benitez J et al.Meningeal regulatory T cells inhibit nociception in female mice. Science 2025; 388(6742): 96–104
2 Gibson CJ, Li Y, Bertenthal D et al. Menopause symptoms and chronic pain in a national sample of midlife women veterans. Menopause 2019; 26(7): 708–713
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