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Anti-CD20-Behandlung bei älteren MS-Betroffenen

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Erschienen in: neuro aktuell

Anti-CD20-Therapien kommen aufgrund ihrer hohen Wirksamkeit bei der Reduzierung der Krankheitsaktivität häufig bei schubförmiger Multipler Sklerose zum Einsatz. Allerdings sinkt das Rückfallrisiko mit steigendem Alter, wobei sich das Nebenwirkungsrisiko erhöht. Herkömmliche Studien lassen vermuten, dass die Wirkung von Anti-CD20-Therapien über ein Jahr hinaus anhält. So wollten die Forscherinnen und Forscher um Moukhine A. et al, Frankreich, wissen, ob Anti-CD20 nach dem 50. Lebensjahr ohne Nachbehandlung bei älterem Klientel sicher abgesetzt werden kann.

Das primäre Ziel bestand darin, die Zeit bis zum ersten Rückfall zwischen zwei vergleichbaren Gruppen von MS-Patientinnen und Patienten (Absetzen vs. Fortsetzen der Anti-CD20-Therapie) zu vergleichen. Sekundäre Ziele waren der Vergleich der Zeit bis zum Auftreten der ersten entzündlichen Aktivität (Rückfall und/oder MRT-Aktivität) und der bestätigten Behinderung (CDA).

Bei der Kohortenstudie wurden Daten aus 46 Überweisungszentren mit 2.283 Personen mit schubförmiger MS im Alter von über 50 Jahren ausgewertet. Sie wurden mit Anti-CD20 (Rituximab oder Ocrelizumab) behandelt und hatten länger als ein Jahr zuvor keinen Rückfall oder eine MRT-Aktivität.

Die Patientinnen und Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt: diejenigen, die Anti-CD20 absetzten (d. h. keine neue Infusion nach 13 Monaten) und diejenigen, die die Behandlung fortsetzten (d. h. noch nicht abgebrochen). Sie wurden im Verhältnis 1:1 anhand eines zeitabhängigen Propensity Scores (einschließlich fixer Störfaktoren wie Alter, Krankheitsdauer, Anti-CD20-Dauer und zeitvariabler Störfaktoren wie EDSS und Zeit seit der letzten entzündlichen Aktivität mit Interaktionsterm) zugeordnet.

Den Ergebnissen zufolge unterschied sich die Zeit bis zum ersten Rückfall in der Anti-CD20-Absetzgruppe nicht signifikant von der Fortsetzungsgruppe (Hazard Ratio = 0,6 [95% KI: 0,3–1,3], p = 0,2). Die Wahrscheinlichkeit, nach 5 Jahren rückfallfrei zu sein, betrug 92,9 % (95% KI: 87,9–98,1) in der Absetzgruppe und 87,5 % (95% KI: 81,9–93,5) in der Fortsetzungsgruppe.

Fazit der Autoren: Bei Absetzen der Anti-CD20-Therapie ohne Deeskalation auf eine Therapie mit mittlerer Wirksamkeit bei älteren MS-Patientinnen und -patienten wurde das Rückfallrisiko im Vergleich zur Fortsetzung der Anti-CD20-Therapie nicht signifikant erhöht. Wünschenswert sind weitere Studien, die diese Ergebnisse möglicherweise untermauern können.

Elke Engels, Bad Vilbel

Quelle: 41. Jahrestagung des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) am 24. September 2025 in Barcelona

Bildquelle: © Rocks Nair – stock.adobe.com

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