Anlässlich des diesjährigen EAN-Kongress gingen Expertinnen und Experten auf aktuelle Therapieoptionen beim akuten ischämischen Schlaganfall ein.
Dabei bleibt der Fokus der Schlaganfallbehandlung bei einer schnellen Reperfusion, um die Blutversorgung des ischämischen Hirngewebes wiederherzustellen. Allerdings betonten die Expertinnen und Experten, dass die individuelle Situation bei der Behandlung immer berücksichtigt werden müsse. In welchem Zeitfenster fand der Schlaganfall statt? Wie alt ist der Betroffene und welche Komorbiditäten liegen vor? Das sind beispielsweise Kernfragen bei der Behandlung. Alle Referentinnen und Referenten waren sich einig, dass schnelle Entscheidungen und schnelle Therapien für das Medical Outcome essentiell sind. Je früher behandelt werde, desto besser das outcome.
Dr. med. Else Charlotte Sandset ging insbesondere auf die Behandlung von Minor Strokes ein. Hierzu gebe es nach wie vor nicht genügend Studienmaterial, aber der Handlungsbedarf sei groß, da auch bei „leichten Schlaganfällen“ erhebliche und langfristige Behinderungen wie Aphasie, Ataxie, Sehstörungen, starke Müdigkeit oder kognitive Defizite verursacht werden können, was den Alltag der Betroffenen sehr beeinträchtigen kann. „Ein minor stroke ist oft nicht minor in seinen Auswirkungen“, so die Expertin. Dementsprechend ist die akute Behandlung therapieentscheidend, auch bei niedrigem NIHSS-Score (National Institutes of Health Stroke Scale) von 0 bis 5. Der Expertin zufolge werde das wahre Ausmaß der Beeinträchtigung dadurch nicht widerspiegelt.
Laut aktuellen Leitlinien wie der S2e-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) werde die systemische Thrombolyse mit Alteplase bei behindernden Schlaganfallsymptomen innerhalb eines 4,5-Stunden-Zeitfensters empfohlen, unabhängig vom Schweregrad (NIHSS). Dies schließe auch Patientinnen und Patienten mit leichtem Schlaganfall ein, wenn die Symptome als „behindernd“ eingestuft werden. Bei nicht behinderndem leichtem Schlaganfall könne auf IVT zugunsten von Thrombozytenaggregationshemmern wie Acetylsalicylsäure verzichtet werden. Allerdings kommt es dabei zu einem erhöhten Blutungsrisiko, weshalb eine individuell angepasste Therapieentscheidung relevant sei.
Dr. med. Urs Fischer, Bern, Switzerland, stellte die vor kurzem publizierte DISTAL Studie (Endovascular therapy plus best medical treatment (BMT) versus BMT alone for Medium Vessel Occlusion Stroke) vor. Die Studie sollte zeigen, ob eine mechanische Thrombektomie zusätzlich zur besten medizinischen Behandlung (BMT) bei Schlaganfällen aufgrund von MDVOs zu einer Reduktion der Behinderung verglichen mit BMT allein führt. Den Ergebnissen zufolge zeigt die endovaskuläre Therapie (Thrombektomie) bei Schlaganfällen aufgrund von Verschlüssen mittelgroßer oder distaler Gefäße keinen signifikanten Vorteil hinsichtlich der Reduktion von Behinderung oder Mortalität im Vergleich zur alleinigen besten medizinischen Behandlung (einschließlich IVT, wenn indiziert). Das Ausmaß der Beeinträchtigung oder Sterblichkeit nach 90 Tagen war in beiden Gruppen vergleichbar.
Ein positives Ergebnis war jedoch, dass die Kathetertherapie keine erhöhten Komplikationsraten aufwies, insbesondere keine erhöhte Rate an schweren Hirnblutungen. Teilergebnissen zufolge liegt bei der endovaskulären Therapie allerdings eine erhöhte Wahrscheinlichkeit vor, mehr gefährdetes Hirngewebe (Penumbra) zu retten. Bei Patientinnen und Patienten, die zusätzlich zur besten medizinischen Behandlung eine endovaskuläre Behandlung erhielten, war die Wahrscheinlichkeit höher, dass mindestens 80 % des gefährdeten Gewebes erhalten werden konnten.
Elke Engels
Quelle: Wissenschaftliches Symposium „Current and future treatment of acute ischemic stroke“ auf dem EAN-Kongress am 23.06.2025
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