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Frühe Geburtseinleitung zur Verhinderung der Schulterdystokie?

Kalendereintrag mit der Notiz „9.00 Geburtseinleitung“ am 11. März.

Frühe Geburtseinleitung zur Verhinderung der Schulterdystokie?

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Wenn Babys während der Geburt mit der Schulter am mütterlichen Schambein hängenbleiben, kann dies die Sauerstoffversorgung für das Kind gefährden und lebensbedrohlich sein. Die „Big Baby“-Studie untersuchte, ob eine frühe Geburtseinleitung zwischen 38+0 und 38+4 Schwangerschaftswochen das Risiko für Schulterdystokie senken kann, wenn der Verdacht für ein großes Geburtsgewicht (large for gestational age, LGA) besteht. Die Ergebnisse belegen die Vorteile der frühen Geburtseinleitung bei großen Föten. Die Entscheidung sollte aber immer individuell erfolgen.

Studiendesign

In die Studie wurden 2.893 schwangere Frauen eingeschlossen, deren Kinder durch Sonografie als LGA festgestellt worden waren (fetales Gewicht über der 90. Perzentile zwischen 35+0 und 38+0 SSW). Ausgeschlossen wurden Frauen mit geplantem Kaiserschnitt, bereits indizierter Geburtseinleitung oder medikamentös behandeltem Diabetes mellitus. Die Teilnehmerinnen wurden zufällig auf zwei Gruppen aufgeteilt: Die frühe Geburtseinleitung versus Standardversorgung. Als abhängige Variable erhoben wurde die Rate an Schulterdystokien.

Positiver Befund bei früher Einleitung

Die Rate der Schulterdystokie nach früher Einleitung war signifikant niedriger, wenn tatsächlich im vorgesehenen Zeitraum entbunden wurde (2,3 % vs. 3,7 %; RR 0,62; p=0,019). Im Schnitt kamen die früher entbundenen Babys etwa eine Woche früher und 160–210 g leichter zur Welt.

Bei der Intention-to-treat-Analyse zeigte sich kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Schulterdystokie-Rate zwischen früher Einleitung (2,3 %) und Standardversorgung (3,1 %; RR 0,75; p=0,14). Dies ist wichtig, da der klinische Alltag natürlich nicht immer präzise planbar ist.

Weniger Notfallkaiserschnitte und postpartale Blutungen

Die Rate an Kaiserschnitten (insbesondere Notfallsectio) und postpartalen Blutungen ≥ 500 ml war in der Einleitungsgruppe signifikant niedriger. Es gab keine Unterschiede bei schweren perinealen Verletzungen oder der Rate an Intensivaufnahmen nach der Geburt. Das Sicherheitsprofil war in beiden Gruppen vergleichbar, ohne Hinweise auf erhöhte Risiken für Mutter oder Kind.

Individuelle Entscheidung essenziell

Die Big Baby-Studie liefert die bislang robusteste Evidenz zur Frage der frühen Geburtseinleitung bei LGA-Föten. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass eine geplante Einleitung ab 38+0 SSW das Risiko für Schulterdystokie reduzieren kann, ohne sonstige Nachteile mitzubringen. Die Entscheidung für oder gegen eine Einleitung sollte dabei individuell erfolgen und die Präferenz der werdenden Mutter berücksichtigen.

Julina Pletziger

Quelle: Artikel von THE LANCET

Bildquelle:  © thingamajiggs – stock.adobe.com

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