Die Verbindung zwischen endokrinen Erkrankungen und Diabetes ist ein spannendes und hochaktuelles Thema in der Medizin. Ein selten eingesetztes Medikament, das bei der Behandlung von Hypophysen-Knoten mit Hormonüberproduktion verwendet wird, kann bei mehr als der Hälfte der behandelten Personen eine diabetogene Stoffwechsellage auslösen. Im Gespräch erklärt Prof. Dr. Matthias Laudes die Mechanismen hinter dieser Wirkung und ihre Bedeutung für die Diabetesforschung.
Die Schnittstelle zwischen endokrinen Erkrankungen und der Entstehung eines Diabetes mellitus rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Insbesondere seltene Therapien, die gezielt in hormonelle Regelkreise eingreifen, liefern wertvolle Hinweise auf bislang wenig beachtete Mechanismen der Betazellregulation.
Das im Fokus stehende Medikament wirkt über die Blockade des Somatostatin-Rezeptors 5 (SSTR5), der nicht nur an der Hypophyse, sondern auch an pankreatischen Betazellen exprimiert wird. Wie Prof. Laudes berichtet, entwickelt mehr als die Hälfte der behandelten Personen unter dieser Therapie eine diabetogene Stoffwechsellage. Dies unterstreicht, dass SSTR5 eine bislang unterschätzte Rolle in der Funktion der Betazellen spielt. Die Blockade dieses Rezeptors scheint die Insulinsekretion signifikant zu beeinträchtigen, ohne jedoch das Wachstum oder das Überleben der Betazellen maßgeblich zu beeinflussen.
Obwohl das Medikament aufgrund der Seltenheit der zugrundeliegenden endokrinen Erkrankungen nur selten zum Einsatz kommt, sind die daraus gewonnenen Erkenntnisse für die Diabetologie von großer Bedeutung. Sie legen nahe, dass neben den bekannten Signalwegen auch andere Rezeptorsubtypen, wie SSTR5, maßgeblich an der Regulation der Betazellfunktion beteiligt sind. Dies eröffnet neue Perspektiven für das Verständnis der Pathophysiologie des Diabetes und könnte langfristig zu innovativen Therapieansätzen führen.
Die Beobachtung, dass Somatostatin-Analoga über die Blockade spezifischer Rezeptoren eine diabetogene Stoffwechsellage induzieren können, verdeutlicht die enge Verbindung zwischen endokrinen Erkrankungen und Diabetes. Die gezielte Erforschung dieser Mechanismen bietet die Chance, neue therapeutische Ansätze für die Prävention und Behandlung des Diabetes zu entwickeln.
Der Text basiert auf dem Interview mit Prof. Matthias Laudes (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein) auf dem DDG 2025.
Birgit Schulze
Bildquelle: © mgo fachverlage



