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Neuer Ansatz in der Prädiabetes-Therapie: Blutzuckerkontrolle wichtiger als reiner Gewichtsverlust

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Neuer Ansatz in der Prädiabetes-Therapie: Blutzuckerkontrolle wichtiger als reiner Gewichtsverlust

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Erschienen in: diabetes heute

Die Prävention von Typ-2-Diabetes bei Menschen mit Prädiabetes steht seit Jahren im Fokus der diabetologischen Forschung und Versorgung. Bislang galt die Gewichtsreduktion als zentrales Ziel der Lebensstilinterventionen. Doch aktuelle Ergebnisse einer groß angelegten Studie des Universitätsklinikums Tübingen, in Zusammenarbeit mit Helmholtz Munich und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), zeichnen ein differenzierteres Bild und fordern ein Umdenken in der Therapie.

Blutzuckerspiegel als Schlüssel zur Prävention

Die in Nature Medicine veröffentlichte Analyse der Prediabetes Lifestyle Intervention Study (PLIS) zeigt, dass die Normalisierung des Blutzuckerspiegels bei Prädiabetes das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, signifikant reduziert – und zwar unabhängig davon, ob die Betroffenen Gewicht verlieren, halten oder sogar zunehmen. Über einen Zeitraum von bis zu neun Jahren zeigte sich: Prädiabetiker:innen, die durch Lebensstiländerungen ihren Blutzucker in den Normalbereich zurückführen konnten, hatten ein um 71 % verringertes Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Bemerkenswert ist, dass dieser Effekt nahezu identisch mit der Risikoreduktion bei denjenigen war, die durch die Intervention auch Gewicht verloren (73 %).

Fettverteilung wichtiger als das Körpergewicht

Ein besonders interessanter Aspekt der Studie ist die Rolle der Fettverteilung. Während das Körpergewicht bei den Teilnehmenden mit und ohne Remission des Prädiabetes ähnlich blieb, zeigte sich ein entscheidender Unterschied bei der Fettverteilung: Diejenigen, die eine Remission erreichten („Responder“), lagerten vermehrt subkutanes Fett ein, während bei den „Nicht-Respondern“ das viszerale Fett zunahm. Gerade viszerales Fett, das die inneren Organe umgibt, ist als Risikofaktor für Insulinresistenz und die Entwicklung von Typ-2-Diabetes bekannt. Die Autoren der Studie betonen daher, dass nicht die Zahl auf der Waage, sondern die Qualität und Verteilung des Fettgewebes entscheidend für das Diabetesrisiko ist.

Mechanistische Einblicke und Reproduzierbarkeit

Die Remission des Prädiabetes ohne Gewichtsverlust war mit einer verbesserten Insulinsensitivität, einer gesteigerten Funktion der β-Zellen der Bauchspeicheldrüse sowie einer erhöhten Sensitivität dieser Zellen gegenüber GLP-1 verbunden. Diese physiologischen Veränderungen tragen dazu bei, dass der Blutzucker auch ohne Reduktion des Körpergewichts in den Normalbereich zurückkehrt. Die Ergebnisse wurden zudem im US-amerikanischen Diabetes Prevention Program bestätigt, was die Aussagekraft und Relevanz der Befunde unterstreicht.

Konsequenzen für die diabetologische Praxis

Die Studienergebnisse legen nahe, dass therapeutische Strategien bei Prädiabetes nicht ausschließlich auf eine Gewichtsreduktion abzielen sollten. Vielmehr sollten glykämische Zielwerte und die Reduktion von viszeralem Fett in die Praxisleitlinien aufgenommen werden. Eine individuelle Beratung der Betroffenen, regelmäßige Kontrolle von Blutzuckerwerten und – sofern möglich – auch der Fettverteilung (z. B. mittels Bildgebung oder Taillenumfang) gewinnen an Bedeutung. Lebensstilinterventionen, insbesondere ausreichende körperliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung, bleiben weiterhin essenziell – sie entfalten ihren präventiven Nutzen auch dann, wenn das Körpergewicht stagniert oder leicht zunimmt.

Ausblick

Für die Prävention und Behandlung von Typ-2-Diabetes bei Menschen mit einem Prädiabetes gilt: Die Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist mindestens ebenso wichtig wie die Gewichtsreduktion. Lebensstiländerungen können das Diabetesrisiko erheblich senken, wenn sie zu einer Normalisierung der Blutzuckerwerte führen – unabhängig von der Zahl auf der Waage. Die Fettverteilung, insbesondere die Reduktion des viszeralen Fetts, spielt dabei eine zentrale Rolle.

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen (Tübingen 29. September 2025). Neuer Schlüssel bei Prädiabetes: Blutzuckerspiegel wichtiger als Körpergewicht [Pressemitteilung].

Originalpublikation: Sandforth A, Arreola EV, Hanson RL, Wewer Albrechtsen NJ, Holst JJ, Ahrends R, Coman C, Gerst F, Lorza-Gil E, Cheng Y, Sandforth L, Katzenstein S, Ganslmeier M, Seissler J, Hauner H, Perakakis N, Wagner R, Machann J, Schick F, Peter A, Lehmann R, Weigert C, Maurer J, Preissl H, Heni M, Szendrödi J, Kopf S, Solimena M, Schwarz P, Blüher M, Häring HU, Hrabé de Angelis M, Schürmann A, Kabisch S, Mai K, Pfeiffer AFH, Bornstein S, Stumvoll M, Roden M, Stefan N, Fritsche A, Birkenfeld AL, Jumpertz von Schwartzenberg R. Prevention of type 2 diabetes through prediabetes remission without weight loss. Nat Med. 2025 Sep 29. doi: 10.1038/s41591-025-03944-9.  [Paper]

Quellen:

Pressemitteilung Universitätsklinikum Tübingen: „Neuer Schlüssel bei Prädiabetes: Blutzuckerspiegel wichtiger als Körpergewicht“
ORIGINALPUBLIKATION: PREVENTIO…

Bildquelle: © Siam – stock.adobe.com

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