In Deutschland leben schätzungsweise mehr als 9 Millionen Menschen mit Diabetes mellitus, von denen etwa 95 % an Typ-2-Diabetes erkrankt sind. Zudem weisen rund 25 % der Erwachsenen Merkmale des metabolischen Syndroms auf, einem wichtigen Risikofaktor für Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Der folgende Beitrag beschreibt den Nutzen ausgewählter Biofaktoren wie Vitaminen und Mineralstoffen, um die Stoffwechseleinstellung betroffener Menschen zu unterstützen.
Im aktuellen Gesundheitsbericht der Deutschen Diabetes Gesellschaft 2025 wurden folgende Statistiken veröffentlicht:
In Deutschland leben derzeit 9,1 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes. Die geschätzte Dunkelziffer nicht diagnostizierter Fälle liegt bei mindestens 2 Millionen.
Jährlich treten etwa 450.000 Neuerkrankungen an Typ-2-Diabetes auf. Das durchschnittliche Lebensalter bei Diagnosestellung lag im Jahr 2020 bei 61 Jahren.
Diabetes-assoziierte Begleit- und Folgeerkrankungen vermindern die Lebensqualität und die Lebenserwartung. Die Diabetes-assoziierte Sterblichkeit in Deutschland wird auf 137.000 Todesfälle geschätzt, was rund 16 % aller Sterbefälle entspricht.
Kurz und knapp: Insulinresistenz, metabolisches Syndrom und Diabetes
Das metabolische Syndrom ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes (T2D), aber auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es ist durch das gleichzeitige Vorliegen von vier kardiometabolischen Risikofaktoren gekennzeichnet:
- abdominale Adipositas (übermäßiges viszerales Fettgewebe)
- arterielle Hypertonie
- Störungen des Lipidstoffwechsels, insbesondere erhöhte Triglyceridwerte, niedrige HDL- und erhöhte LDL-Cholesterinwerte
- erhöhter Nüchternblutzucker bzw. Insulinresistenz
Insulinresistenz gilt als zentraler pathophysiologischer Mechanismus des metabolischen Syndroms. Sie führt zu einer gestörten Glukoseverwertung und einer kompensatorischen Hyperinsulinämie, was sich wiederum negativ auf die Blutfette und den Blutdruck auswirkt. Abdominale Adipositas, insbesondere viszerales Fettgewebe, fördert die Freisetzung pro-inflammatorischer Zytokine und verstärkt die Insulinresistenz zusätzlich. Je nach Statistik sind 20–25 % der Erwachsenen in Industrieländern vom metabolischen Syndrom betroffen. Zunehmendes Alter und Übergewicht erhöhen das Risiko.
Wie kann dem metabolischen Syndrom und seinen Folgen vorgebeugt werden?
Ein ungesunder Lebensstil ist einer der Hauptfaktoren für die Entwicklung des metabolischen Syndroms. Daher sind folgende nicht-medikamentöse Maßnahmen wichtig, um den Lebensstil zu optimieren:
- regelmäßige körperliche Aktivität, möglichst eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining
- eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen, ungesättigten Fettsäuren und antioxidativ wirkenden Biofaktoren ist
- der Verzicht auf Genussgifte wie Alkohol und Nikotin
- eine gezielte Stressbewältigung durch Entspannungstechniken und ausreichend Schlaf
Diese Maßnahmen wirken sich nachweislich positiv auf die Risikofaktoren Adipositas, Hypertonie, Blutfettwerte und Insulinresistenz aus.
Welche Rolle spielen Biofaktoren beim metabolischen Syndrom?
Der gezielte Einsatz von Biofaktoren wird als wichtige Maßnahme im Management des metabolischen Syndroms und dessen negativen Auswirkungen auf die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen diskutiert. Studien zeigen, dass Patienten mit metabolischem Syndrom häufiger einen Mangel einzelner Biofaktoren aufweisen, was die Krankheitsprogression begünstigen kann. Zu den Biofaktoren zählen insbesondere Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente – Substanzen, die der Körper für seine physiologischen Funktionen benötigt und die eine gesundheitsfördernde oder krankheitsvorbeugende biologische Aktivität besitzen.
Magnesium, Zink und Chrom: Biofaktoren für Insulinresistenz und Diabetes-Prävention
Magnesium, Zink und Chrom spielen eine wichtige Rolle im Glukosestoffwechsel. Daher sind diese Biofaktoren speziell für Betroffene mit Insulinresistenz, metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes von Bedeutung.
Magnesium
Eine optimale Magnesiumversorgung ist essenziell für die Insulinwirkung in den Körperzellen. Der Biofaktor unterstützt als Cofaktor von Enzymen die Insulinwirkung und verbessert die Glukoseaufnahme in die Zellen. Studien zeigen, dass ein Magnesiummangel mit einer verminderten Insulinsensitivität und einem erhöhten Diabetes-Risiko assoziiert ist. Untersuchungen weisen darauf hin, dass bis zu 30 % der Menschen mit metabolischem Syndrom oder Typ-2-Diabetes einen Magnesiummangel haben. Ursachen dafür sind eine magnesiumarme Ernährung, eine erhöhte renale Ausscheidung sowie chronischer Stress und Entzündungen, was den Magnesiumbedarf weiter erhöht.
Magnesium hat aufgrund des physiologischen Calciumantagonismus gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Effekte und kann sich positiv auf eine Hypertonie auswirken. Ein erhöhter Blutdruck kann durch eine orale Magnesiumsupplementierung signifikant gesenkt werden. Die Effekte zeigen sich bei einer manifesten Hypertonie als auch bei einer Grenzwerthypertonie. Eine blutdrucksenkende Wirkung ist ab einer Tagesdosis von 300 mg oral aufgenommenem Magnesium über eine Dauer von etwa einem Monat zu erwarten.
Zink
Zink spielt eine Schlüsselrolle im Kohlenhydratstoffwechsel. Der Biofaktor ist Bestandteil des Zink-Insulin-Komplexes und direkt an Produktion, Speicherung und Ausschüttung von Insulin in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse beteiligt. Ein Zinkmangel kann den Insulingehalt der Inselzellen reduzieren, was die Insulinsekretion beeinträchtigt und das Risiko einer Insulinresistenz erhöht. Hyperglykämie und Proteinurie führen zu einer erhöhten renalen Zinkausscheidung, was den Zinkmangel weiter fördert. Studien zeigen, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes im Vergleich zu stoffwechselgesunden Personen häufiger unter einem Zinkmangel leiden. Umgekehrt kann der Körper bei optimaler Zinkversorgung über die Ernährung oder eine gezielte Supplementierung die Glukose besser verwerten und so vor der Entstehung eines Typ-2-Diabetes schützen. In Studien konnten Zinksupplemente Nüchternblutzucker, Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin und Blutdruck signifikant senken.
Zink: Biofaktor für antioxidativen Schutz und Gefäßgesundheit
Zink ist Bestandteil der Superoxid-Dismutase, eines zentralen Enzyms im antioxidativen Schutzsystem. Es hilft, freie Radikale zu neutralisieren und schützt so vor oxidativem Stress, der eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Diabetes-bedingten mikrovaskulären und kardiovaskulären Komplikationen spielt. Ein erhöhter oxidativer Stress kann das Risiko für Gefäß-, Nerven-, Augen- und Nierenschäden bei Diabetes signifikant steigern. Darüber hinaus reguliert Zink das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System und ist essenziell für die Blutdruckkontrolle und den Flüssigkeitshaushalt. Ein Zinkmangel steht über diesen Mechanismus mit einer Hypertonie in Verbindung.
Chrom
Chrom ist ein essenzielles Spurenelement, das in mehreren Oxidationsstufen vorkommt. Aus physiologischer Sicht ist jedoch ausschließlich die dreiwertige Form als Chrom-III relevant. Als Bestandteil des Glukosetoleranzfaktors – auch als Chromodulin bekannt – spielt Chrom eine zentrale Rolle im Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel.
Was kann Chrom beim metabolischen Syndrom und Typ-2-Diabetes bewirken?
Chromodulin beeinflusst die Tyrosinkinase-Aktivität des Insulinrezeptors, wodurch die Bindung von Insulin an seinen spezifischen Rezeptor gesteuert wird. Gleichzeitig hemmt Chromodulin die Phosphotyrosin-Phosphatase, was die Insulinempfindlichkeit verbessert.
Zudem gibt es Hinweise, dass Chrom:
- die Anzahl der Insulinrezeptoren erhöht,
- die Insulininternalisierung fördert und
- die ß-Zell-Sensitivität steigert.
Chrom-III verbessert dadurch die Insulinwirkung und optimiert die Glukoseaufnahme in Leber-, Muskel- und Fettzellen. Studien zeigen, dass eine tägliche Chrom-III-Supplementierung von 200–400 μg in Form von Chromchlorid oder -picolinat die Parameter des Glukose- und Lipidstoffwechsels verbessern kann. In einigen Fällen konnte die Blutzuckereinstellung sogar so weit stabilisiert werden, dass Betroffene weniger Antidiabetika benötigen.
Metabolisches Syndrom und Typ-2-Diabetes: Biofaktorenmangel vermeiden
Neben einer optimalen Stoffwechseleinstellung und gesunden Lebensweise kann der gezielte Einsatz ausgewählter Biofaktoren wie Magnesium, Zink und Chrom den Krankheitsverlauf von metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes positiv beeinflussen. Eine sorgfältige Diagnostik eines Mangels der genannten Biofaktoren und eine gezielte Supplementierung bei nachgewiesenem Mangel ist einer unspezifischen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vorzuziehen.
Autorin: Dr. rer. nat. Daniela Birkelbach
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