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Jedes Jahr sind 8.000 der 400.000 neuen Demenz-Fälle auf Diabetes zurückzuführen

Symbolbild, älterer Mann sitzt in einem Stuhl und greift sich an dem Kopf. Der rechte Bildteil löst sich in kleine Teile auf.

Jedes Jahr sind 8.000 der 400.000 neuen Demenz-Fälle auf Diabetes zurückzuführen

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Komorbiditäten von Diabetes

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Erschienen in: diabetes heute

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Hirnstiftung möchten anlässlich des Aktionstags den Fokus auf das erhöhte Demenz-Risiko von Menschen mit Diabetes lenken. Hier besteht ein deutlicher Zusammenhang, allein 2 % aller Demenz-Fälle können auf Diabetes mellitus zurückgeführt werden. Diabetes-Typ-2-Prävention ist somit auch aktive Demenz-Prävention. Ein gesunder Lebensstil beeinflusst nicht nur das Diabetes-Risiko, sondern auch andere Demenz-Risikofaktoren, wie Cholesterin oder Bluthochdruck. Der additive Effekt für die Hirngesundheit ist somit viel höher als „nur“ 2 %.

Jedes Jahr entwickeln ca. 400.000 Menschen in Deutschland eine Demenz. Das Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) warnt: Die Zahl der von einer Demenz Betroffenen wird kontinuierlich von 1,8 auf bis zu 2,7 Millionen im Jahr 2050 ansteigen [1]. Auch die Prävalenz des Typ-2-Diabetes erhöht sich rasant, bis 2050 könnte sich die Zahl der Betroffenen womöglich verdoppeln [2].
Was viele nicht wissen: Es besteht ein Zusammenhang zwischen beiden Erkrankungen. Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Demenz-Risiko. Im Jahr 2021 kam eine große populationsbasierte Studie aus Großbritannien [3] zu dem Schluss: Je früher man an 
einem Typ-2-Diabetes erkrankt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, später eine Demenz zu entwickeln.
Die 14 bekannten Risikofaktoren für Demenz sind prinzipiell modifizierbar und können durch Vorsorge und gesunde Lebensgewohnheiten persönlich beeinflusst werden [4]. Dazu gehören u. a. Bluthochdruck, Übergewicht, Sehstö­run­gen, Schwerhörigkeit, Fettstoffwe­chselstörungen, soziale Isolation und eben auch Diabetes mellitus. Bei Beseitigung aller 14 Risiken wären rund 45 % aller Demenz-Erkrankungen vermeidbar oder könnten zumindest deutlich hinausgezögert werden. Der Anteil des Diabetes am Demenz-Risiko wird in genannter Erhebung auf 2 % geschätzt [4]. Das bedeutet: In Deutschland gehen 8.000 der 400.000 neuen Demenz-Fälle pro Jahr auf das Konto von Diabetes.
„Die Prävention von Diabetes mellitus ist somit ein Investment in die eigene Hirngesundheit“, erklärt Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie Prof. Dr. Peter Berlit.

„Wer mit Ernährungsumstellung und viel Bewegung seinen Lebensstil gesundheitsbewusst gestaltet, um 
Diabetes zu vermeiden, beugt gleichzeitig anderen Erkrankungen und Faktoren vor, die eine Demenz begünstigen. 
Der additive Effekt auf das Demenz-Risiko ist dann viel größer als nur die besagten 2 %.“

Prof. Dr. Peter Berlit, Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Wie führt Diabetes zu einer Demenz?

Diabetes kann auf ganz unterschiedliche Weise das Gehirn schädigen:

  • durch Veränderungen an den Gehirngefäßen durch Verkalkungen
  • durch Beeinträchtigung des Zucker- und Insulinstoffwechsels im Gehirn
  • durch Hypoglykämien durch die Diabetestherapie z. B. mit Insulin.

Auch ein instabiler Blutzucker-Langzeitwert HbA1c ist mit einem höheren Demenz-Risiko verbunden [5].
Manche Stoffwechseleigenschaften des Diabetes schädigen das Gehirn direkt – ohne Vermittlung durch den Blutzucker: Bei Typ-2-Diabetes wurde die Abnahme der Expression von Glukosetransportern (GLUT-1 und -3) in verschiedenen Hirnregionen beobachtet sowie die Zunahme von Sauerstoffradikalen und mitochondrialen Veränderungen, die die pathophysio­lo­gischen Veränderungen bei Demenz begünstigen könnten [6].
Entsprechend wurden SGLT2-Inhibitoren getestet, ob sie das Demenz-Risiko von Menschen mit Diabetes senken können. Eine aktuelle koreanische Studie gibt Hoffnung, denn die medikamentöse Intervention reduzierte dort das Risiko um 21 % [7].
Ein weiterer demenzfördernder Effekt läuft über den Insulinstoffwechsel im Gehirn, wo es zu einer Art Insulinresistenz der Hirnzellen kommen kann. Dies hat negative Auswirkungen auf die Abbauvorgänge der Eiweißstoffe, Es gibt Forschergruppen, die daher bei der Alzheimer-Demenz vom „Diabetes Typ 3“ sprechen [8]. Eine Demenz wirkt sich auch negativ auf die Diabetes­behandlung aus, weil Betroffene ihre Therapie und Lebensstilfaktoren schlechter handhaben können [9].

Prävention für Diabetes und Demenz

Die Prävention bleibt die wichtigste Säule im Kampf gegen Demenz-Er­krankungen. Die Deutsche Diabetes Stiftung hat elf Präventionsmaß­nah­men [10] zusammengetragen, die die Deutsche Hirnstiftung mitträgt. Die aufgeführten Maßnahmen entspre­chen größtenteils den Empfehlungen für den Erhalt der Gehirngesundheit bis ins hohe Alter. „Zusätzlich zur Demenz-Prävention empfehlen wir, soziale Interaktionen und Aktivitäten, die das Gehirn fördern und fordern, z. B. das Erlernen einer Fremdsprache, eines Musikinstruments oder komplexer Schrittfolgen beim Tanzen“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung.

Bezugsquelle des Textes:
Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Hirnstiftung (Berlin, 12. November 2024). Weltdiabetestag 2024: Allein 8.000 der 400.000 neuen Demenz-Fälle pro Jahr gehen auf das Konto von Diabetes [Pressemitteilung].

Literatur
[1] https://www.dzne.de/aktuelles/hintergrund/faktenzentrale/​
[2] GBD 2021 Diabetes Collaborators. Global, regional, and national burden of diabetes from 1990 to 2021, with projections of prevalence to 2050: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2021. 
Lancet. 2023 Jul 15; 402 (10397):203–234.
[3] Barbiellini Amidei C, Fayosse A, 
Dumurgier J, et al. Association Between Age at Diabetes Onset and Subsequent Risk of Dementia. 
JAMA. 2021 Apr 27;325(16):1640–1649.
[4] Livingston G, Huntley J, Liu KY et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission. 
Lancet. 2024 Aug 10;404(10452):572–628.
[5] Underwood PC, Zhang L, Mohr DC, et al. Glycated Hemoglobin A1c Time in Range and Dementia in Older Adults With Diabetes. JAMA Netw Open. 2024 Aug 1;7(8):e2425354.
[6] Rojas M, Chávez-Castillo M, Bautista J, et al. Alzheimer‘s disease and type 2 diabetes mellitus: Pathophysiologic and pharmacotherapeutics links. World J 
Diabetes. 2021 Jun 15;12(6):745–766.
[7] Kim HK, Biessels GJ, Yu MH, et al. SGLT2 Inhibitor Use and Risk of Dementia and Parkinson Disease Among 
Patients With Type 2 Diabetes. 
Neurology. 2024 Oct 22;103(8):e209805.
[8] Janoutová J, Machaczka O, Zatloukalová A, Janout V. Is Alzheimer‘s disease a type 3 diabetes? A review. 
Cent Eur J Public Health. 2022 Sep;30(3):139–143.
[9] Erbguth F. Diabetes und Gehirn. 
Der Diabetologe 2015; 11: 300–308
[10] https://www.diabetesstiftung.de/11-tipps-zur-praevention

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