Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle im Management von Diabetes. Neben der Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist auch die Prävention von Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen von großer Bedeutung. Eine aktuelle Forschungsinitiative der Hochschule Anhalt könnte hier neue Impulse liefern: Das Projekt „funHapro“ widmet sich der Entwicklung funktionaler Haferproteine, die nicht nur nachhaltig sind, sondern auch gesundheitliche Vorteile bieten könnten – insbesondere für Menschen mit Diabetes.
Hafer: Mehr als nur ein Frühstücksklassiker
Hafer ist seit Jahrhunderten als Grundnahrungsmittel bekannt, wird aber vor allem in Form von Haferflocken oder Haferdrinks konsumiert. Dabei enthält Hafer rund zehn Prozent Eiweiß, das bislang kaum genutzt wird. Haferprotein bietet jedoch großes Potenzial, um als pflanzliche Alternative zu tierischen Proteinen in Lebensmitteln wie Drinks, Joghurts oder Käse eingesetzt zu werden. Besonders interessant: Haferprodukte enthalten Beta-Glucane, die nachweislich den Cholesterinspiegel senken können – ein wichtiger Aspekt für Diabetiker, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
Herausforderung: Haferprotein nutzbar machen
Die Forschung zeigt, dass Haferprotein technisch anspruchsvoll zu verarbeiten ist. Es ist schlecht löslich und bildet keine stabilen Strukturen wie tierische Proteine. Das Team der Hochschule Anhalt arbeitet daran, diese Eigenschaften zu verbessern. Mithilfe von hochintensivem Ultraschall und enzymatischer Hydrolyse soll das Protein stabiler und besser einsetzbar gemacht werden. Erste Ergebnisse sind vielversprechend: Haferprotein lässt sich durch diese Verfahren besser in Flüssigkeiten verteilen und könnte so in proteinreichen Haferdrinks oder anderen Lebensmitteln eingesetzt werden.
Wissenschaftliche Studien bestätigen die Vorteile von Hafer
Zahlreiche Studien belegen die positiven gesundheitlichen Effekte von Haferprodukten, insbesondere durch die enthaltenen Beta-Glucane. So zeigen Meta-Analysen, dass bereits 3 Gramm Beta-Glucan täglich den LDL-Cholesterinspiegel signifikant senken und die postprandiale Blutzuckerreaktion verbessern können [1]. Auch die sogenannte Hafertage-Therapie, eine Kurzzeitintervention mit Hafermahlzeiten, führte bei Typ-2-Diabetikern zu einer Reduktion der Insulindosis um bis zu 37 % und einer Verbesserung des Langzeit-Blutzuckerwertes (HbA1c) [2]. Eine weitere Studie aus Chile zeigt, dass die tägliche Einnahme von Hafer-Beta-Glucanen über 12 Wochen nicht nur den HbA1c-Wert senken, sondern auch die Darmmikrobiota positiv beeinflussen kann [3]. Diese Erkenntnisse unterstreichen das Potenzial von Haferprodukten in der Prävention und Therapie von Diabetes.
Relevanz für die Diabetes-Ernährung
Für Diabetologen bietet das Projekt spannende Perspektiven. Haferprodukte haben einen niedrigen glykämischen Index und können dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Gleichzeitig fördern sie durch ihre Beta-Glucane die Herzgesundheit. Sollten die Forschungen erfolgreich sein, könnten neue, funktionelle Lebensmittel auf Haferbasis entwickelt werden, die speziell auf die Bedürfnisse von Diabetikern zugeschnitten sind. Von Haferdrinks bis hin zu fermentierten Haferprodukten – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit
Neben den gesundheitlichen Vorteilen ist auch der Nachhaltigkeitsaspekt nicht zu unterschätzen. Hafer ist eine heimische Pflanze, die ertragreich angebaut werden kann und somit zur Ernährungssicherheit beiträgt. In Zeiten steigender Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen könnte Hafer eine Schlüsselrolle spielen – sowohl ökologisch als auch gesundheitlich.
Fazit
Die Forschung an Haferprotein zeigt, wie traditionelle Nahrungsmittel neu gedacht werden können, um den Anforderungen moderner Ernährung gerecht zu werden. Für Diabetologen könnte das Projekt „funHapro“ neue Ansätze liefern, um Patienten nachhaltige, gesunde und funktionelle Lebensmittel zu empfehlen. Es bleibt spannend, welche innovativen Produkte aus dieser Forschung hervorgehen werden – und welche Rolle Hafer in der Diabetes-Ernährung der Zukunft spielen könnte.
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