Diabetologie » Typ-1-Diabetes

»

Diabetes im Winter: Was Praxisteams jetzt beachten sollten

älteres Ehepaar gehen im Winter über eine schneebedeckte Brücke

Quelle: © Halfpoint – stock.adobe.com

Diabetes im Winter: Was Praxisteams jetzt beachten sollten

News

Diabetologie

Typ-1-Diabetes

mgo medizin Redaktion

Autor

4 MIN

Erschienen in: diabetes heute

In den Wintermonaten stehen Menschen mit Diabetes vor besonderen Herausforderungen. Kälte, schwankende Temperaturen und häufigere Infekte können den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringen und das Diabetesmanagement erschweren. Diabetologinnen und Diabetologen sowie ihr Team sind jetzt besonders gefragt, Menschen mit Diabetes auf die Risiken und Schutzmaßnahmen hinzuweisen. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Aspekte zusammen und bietet praxisnahe Tipps für die Beratung.

1. Insulin und Technik vor Kälte schützen

Insulin ist kälteempfindlich: Bereits unter +2 °C kann es einfrieren und unwirksam werden – auch wenn es äußerlich unverändert erscheint. Ebenso reagieren Blutzuckermessgeräte, Teststreifen und CGM-Systeme empfindlich auf niedrige Temperaturen. Schläuche von Insulinpumpen können steif werden und abknicken.

Praxis-Tipps:

  • Insulin, Pens, Pumpen und CGM-Systeme möglichst körpernah tragen.
  • Teststreifen und Messgeräte warm und trocken lagern.
  • Betroffene aufklären, dass fehlerhafte Messwerte durch Kälte zu falschen Insulindosierungen führen können.

„Insulin und Technik sollten im Winter immer nah am Körper getragen werden, damit sie nicht auskühlen.“

Yvonne Häusler, VDBD

2. Schwankende Blutzuckerwerte im Blick behalten

Niedrige Temperaturen erhöhen den Energieverbrauch des Körpers, was den Blutzucker senken kann. Gleichzeitig werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, die die Insulinwirkung abschwächen. Weniger Bewegung und längere Ruhephasen können dagegen zu höheren Werten führen.

Praxis-Tipps:

  • Häufigere Kontrollmessungen empfehlen, insbesondere bei wechselhaftem Wetter.
  • CGM-Kurven engmaschig beobachten.
  • Betroffene anleiten, bei ungewöhnlichen Schwankungen frühzeitig Rücksprache zu halten.

3. Polyneuropathie: Haut- und Fußschutz intensivieren

Viele Menschen mit Diabetes entwickeln eine Polyneuropathie und spüren Hitze, Kälte oder Druck schlechter. Im Winter steigt das Risiko für unbemerkte Erfrierungen, Risse oder Druckstellen – besonders an den Füßen.

Praxis-Tipps:

  • Tägliche Fußkontrolle empfehlen.
  • Winterschuhe sorgfältig auswählen: warm, aber nicht zu eng oder reibend.
  • Socken aus wärmenden, atmungsaktiven Materialien nutzen.
  • Regelmäßiges Eincremen der Haut anregen.

4. Infekte und Stoffwechsel: Immunsystem stärken

Erkältungen und Grippe treten im Winter häufiger auf und können den Blutzucker in die Höhe treiben. Ein robustes Immunsystem ist daher besonders wichtig.

Praxis-Tipps:

  • Vitaminreiche Ernährung mit Wintergemüse wie Grünkohl, Pastinaken, Rosenkohl oder Rotkohl empfehlen.
  • Bewegung an der frischen Luft fördern.
  • Bei Infekten engmaschige Blutzuckerkontrollen und ausreichende Flüssigkeitszufuhr anraten.
  • Bei länger erhöhten Werten das Diabetesteam frühzeitig einbeziehen.

5. Kinder mit Diabetes: Besonderheiten im Winter

Kinder sind oft besonders aktiv im Freien oder halten sich lange in beheizten Innenräumen auf – beides beeinflusst die Glukosewerte.

Praxis-Tipps:

  • Insulin im Schulranzen gut isolieren und nicht in Außentaschen transportieren.
  • Vor und nach Outdoor-Aktivitäten Blutzuckerwerte prüfen.
  • Schnelle Kohlenhydrate für unterwegs mitgeben.
  • Nasse Kleidung nach dem Spielen sofort wechseln.
  • Auf trockene Haut und Pflege der Einstichstellen achten.

6. Bewegung und Sport im Winter

Körperliche Aktivität senkt den Blutzucker, besonders bei Kälte. Gleichzeitig besteht ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerungen.

Praxis-Tipps:

  • Pausen einlegen und unterwegs regelmäßig messen.
  • Schnelle Kohlenhydrate griffbereit halten.
  • Betroffene über typische Symptome einer Unterzuckerung bei Kälte informieren.

Zusammenfassung – Das Winter 1×1

Insulin & Geräte schützen

  • Insulin nie Temperaturen unter +2 °C aussetzen.
  • Pens, Pumpen und CGM-Systeme körpernah tragen.
  • Teststreifen und Messgeräte warm und trocken lagern.

Blutzucker im Blick behalten

  • Häufiger messen oder CGM eng beobachten, da Werte bei wechselnder Kälte/Wärme stärker schwanken.

Immunsystem stärken

  • Gesund und ausgewogen essen.
  • Viel Bewegung bei Tageslicht.
  • Bei Infekten den Blutzucker engmaschig kontrollieren.

Haut & Füße schützen

  • Regelmäßig eincremen.
  • Auf Druckstellen und Hautveränderungen prüfen.
  • Warme, passende Schuhe tragen.

Kinder

  • Insulin gut isoliert transportieren.
  • Nasse Kleidung sofort wechseln.

Sport

  • Pausen einlegen.
  • Schnelle Kohlenhydrate mitnehmen.
  • Unterwegs regelmäßig messen.

Fazit

Mit gezielter Aufklärung und einfachen Maßnahmen können Diabetologinnen und Diabetologen dazu beitragen, dass ihre Menschen mit Diabetes sicher und gesund durch die kalte Jahreszeit kommen. Nutzen Sie die Zusammenfassung und die Tipps für Ihre Beratung – für einen entspannten Winter trotz Diabetes!

Quelle: VDBD (Pressemitteilung vom 03.12.2025) Eiszeit für den Blutzucker – Was Menschen mit Diabetes in den Wintermonaten beachten sollten

Weiterführende Links:

Ein Beitrag von

mgo medizin Redaktion

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Laborröhrchen mit Blut und der Aufschrift oGTT

Früherkennung von Typ-2-Diabetes: Der unterschätzte 1h-OGTT-Wert

News

Aktuelle Forschungsergebnisse aus Tübingen, Helmholtz Munich und dem DZD zeigen: Der Ein-Stunden-Blutzuckerwert im OGTT identifiziert besonders effektiv Risikopatienten für Typ-2-Diabetes – und eröffnet neue Chancen für die gezielte Prävention in ...

Diabetologie

Typ-2-Diabetes

Beitrag lesen
verschiedene Hände liegen übereinander

DANK-Forderung nach Public-Health-Strategie

Berufspolitik

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) lud auf dem DDG-Kongress Ende Mai in Berlin zu einem Symposium mit dem Titel „Die neue Bundesregierung: Neustart oder Handbremse für die Präventionspolitik in ...

Diabetologie

Sonstiges

Beitrag lesen
Schiefertafel mit der chemischen Formel von Leucin

Leucin – Schlüssel zur mitochondrialen Energieproduktion

News

Aktuelle Forschung der Universität zu Köln zeigt, wie die Aminosäure Leucin die Zellenergie steigert und eröffnet neue Perspektiven für die Behandlung von Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes. Mitochondrien sind die Kraftwerke unserer ...

Diabetologie

Ernährung und Diabetes

Beitrag lesen