Die nachhaltige Gewinnung von Proteinen aus alternativen Quellen wie Pflanzen, Pilzen, Algen und Insekten bietet neue Perspektiven für die Ernährung der Zukunft. Im Rahmen des Fraunhofer-Leitprojekts »FutureProteins« haben sechs Fraunhofer-Institute innovative Technologien entwickelt, um proteinreiche Lebensmittel unabhängig von Klima, Standort und Jahreszeit herzustellen. Die Ergebnisse könnten nicht nur ökologische Herausforderungen lösen, sondern auch für Diabetologen und ihre Patienten von besonderem Interesse sein.
Nachhaltige Proteinquellen: Eine Antwort auf globale Herausforderungen
Extreme Wetterlagen, Umweltbelastungen und die steigende Nachfrage nach hochwertigen Lebensmitteln stellen die Versorgung mit Proteinen weltweit vor Herausforderungen. Das Projekt »FutureProteins« setzt auf geschlossene Indoor-Anbausysteme, die ressourcenschonend und effizient arbeiten. Dabei werden Nebenströme, wie beispielsweise Kartoffeltrester, vollständig genutzt, um weitere Proteine zu gewinnen – ein Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft.
Für Diabetologinnen und Diabetologen ist dies besonders relevant, da viele der entwickelten Lebensmittel nicht nur nachhaltig, sondern auch ernährungsphysiologisch wertvoll sind. So bieten die neuen Produkte, wie Burgerpatties aus Pilzen und Erbsen, eine ausgewogene Kombination aus pflanzlichen Proteinen und Ballaststoffen, die sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken können.
Innovative Technologien: Vertical Farming und Aeroponik
Ein Highlight des Projekts ist die OrbiPlant®-Technologie, ein Vertical-Farming-System, das den Anbau von Erbsen revolutioniert. Durch eine aeroponische Kultivierung werden bis zu 95 % Wasser und 50 % Dünger eingespart. Gleichzeitig entfällt der Einsatz von Pestiziden. Für Patienten mit Diabetes könnte dies bedeuten, dass neue, gesunde Lebensmittel mit minimaler Umweltbelastung hergestellt werden können – ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Ernährung.
Vegane Fleischalternativen: Mehr als nur ein Trend
Im Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV wurden Prototypen für Fleischalternativen entwickelt, die durch ihre Zusammensetzung und sensorischen Eigenschaften überzeugen. Besonders die Burgerpatties aus einer Mischung von Erbsenprotein und Pilzmyzelien bieten eine saftige Textur und ein verbessertes Nährwertprofil – ohne künstliche Aromen oder Zusatzstoffe. Diese Produkte könnten für Diabetiker eine interessante Alternative sein, da sie wenig gesättigte Fettsäuren, aber viele Ballaststoffe enthalten.
Vorteile alternativer Proteinquellen für Menschen mit Diabetes
Alternative Proteinquellen, wie sie im Fraunhofer-Leitprojekt »FutureProteins« erforscht wurden, bieten nicht nur ökologische, sondern auch gesundheitliche Vorteile – insbesondere für Menschen mit Diabetes. Pflanzliche Proteine aus Erbsen, Linsen, Soja oder Algen können den Blutzuckerspiegel stabilisieren, indem sie die Aufnahme von Glukose ins Blut verlangsamen und Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten verhindern. Diese Wirkung ist für Diabetiker essenziell, um eine bessere Kontrolle des Blutzuckers zu erreichen [1] [2].
Darüber hinaus tragen pflanzliche Proteine dazu bei, die Insulinresistenz zu verbessern. Studien zeigen, dass der Verzehr solcher Proteine die Insulinwirkung im Körper stärkt, was die Blutzuckerkontrolle erleichtert und die Behandlung von Typ-2-Diabetes unterstützt [3] [4]. Ein weiterer Vorteil liegt im Gewichtsmanagement: Proteinreiche, ballaststoffreiche und kalorienarme Lebensmittel fördern die Sättigung und helfen, Übergewicht – einen wesentlichen Risikofaktor für Typ-2-Diabetes – zu reduzieren [5] [6].
Auch die kardiovaskuläre Gesundheit profitiert von pflanzlichen Proteinquellen. Sie enthalten wenig gesättigte Fettsäuren und Cholesterin, wodurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesenkt wird – ein wichtiger Aspekt für Diabetiker, die häufig von Herzproblemen betroffen sind [7][8]. Zusätzlich liefern diese alternativen Proteinquellen wertvolle Mikronährstoffe wie Antioxidantien, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Diese fördern nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern wirken auch entzündungshemmend, was für Diabetiker von besonderer Bedeutung ist [9] [10].
Die Kombination dieser positiven Effekte macht alternative Proteinquellen zu einer vielversprechenden Option, um die Ernährung von Menschen mit Diabetes nachhaltig zu gestalten und gleichzeitig ihre Gesundheit zu fördern.
Potenzial für die Praxis
Die im Projekt entwickelten Lebensmittelprototypen, darunter auch glutenfreie Brote aus Insektenprotein oder Teigwaren mit Algenfüllung, bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Für Diabetologen eröffnen sich hier Chancen, neue, gesunde und nachhaltige Produkte in die Ernährungstherapie zu integrieren. Zudem könnten die innovativen Technologien langfristig dazu beitragen, die Verfügbarkeit hochwertiger Lebensmittel zu sichern – ein Thema, das angesichts globaler Ernährungskrisen immer wichtiger wird.
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