Experten im Gespräch: Prof. Dr. Swen-Malte John
Prof. Dr. Swen Malte John von der Universität Osnabrück fungiert bei der Jubiläumsveranstaltung der DERM alpin vom 17. bis 19. Oktober in Salzburg als Tagungspräsident. Dort setzt er sich u. a. mit mehreren Fachvorträgen rund um das Thema Hautkrebs für mehr fachübergreifende Awareness in der Hautkrebsprävention ein. Warum engagiert sich der Direktor der Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin der Universität Osnabrück ausgerechnet für einen fachübergreifenden Kongress in Österreich?
Für eine bessere Versorgung von Patienten mit Hauterkrankungen sind zwei Faktoren essenziell, die bei der DERM im Fokus stehen: der interdisziplinäre und internationale Austausch über Fach- und Landesgrenzen hinweg sowie der praxisnahe Blick auf neue Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie in der Praxis. Hier setzt der fachübergreifende Kongress in Salzburg an, der den Fachbereich mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachrichtungen wie Allgemeinmedizin, Onkologie, Chirurgie und Infektiologie vernetzt.
Prof. John bringt es wie folgt auf den Punkt: „Die DERM alpin ist gleichzeitig interdisziplinär wie international im besten Sinne des Wortes. Deswegen bin ich seit Beginn der Veranstaltung an Bord. Dieses Jahr werden wir unter anderem zum Thema Hautkrebs Spannendes aus Diagnostik und Therapie zu berichten wissen“.

Prof. Dr. Swen Malte John © iDerm
Engagiert und vernetzt
Der renommierte Arzt für Dermatologie und Venerologie, Allergologie, Umweltmedizin, Berufsdermatologie (ABD) fungiert u. a. als Vorsitzender der Taskforce zu berufsbedingten Hauterkrankungen der EADV sowie als leitender Gutachter der gemeinsamen Methodik von WHO/ILO zur globalen Belastungsbewertung von berufsbedingtem Hautkrebs. Er ist außerdem Direktor des Niedersächsischen Instituts für Berufsdermatologie (NIB). Durch die damit einhergehenden interdisziplinären Einblicke hat John stets auch die praktische Bedeutung dermatologischer Themen für andere Fachrichtungen mit im Fokus. Hoch relevant sind seiner Einschätzung nach z. B. die inhaltlichen Überschneidungen im Bereich der Hautkrebsprävention – und das nicht, wie es auf den ersten Blick scheinen mag, „nur“ für die Facharztgruppen in der Dermatologie und Onkologie.
So ist es beispielweise in der Allgemeinmedizin essenziell, für das Thema Hautkrebs-Prävention zu sensibilisieren, so Prof. Dr. John – und das sowohl in Deutschland als auch in Österreich: „Seit März 2024 ist der beruflich bedingte Hautkrebs in Österreich als Berufskrankheit anerkannt. Wir haben aber bereits jetzt nicht mehr die Dermatologen, um all die Krebserkrankungen rasch zu versorgen – und das gilt sowohl für Österreich als auch für Deutschland. Das Missverhältnis zwischen Erkrankungen und zur Verfügung stehender Kapazität der Gesundheitssysteme wird sich in den nächsten Jahren sogar noch weiter verschärfen. Der Aufklärung, frühzeitigen Erkennung insbesondere in der Hausarztpraxis und einer zeitnahen Überweisung an den dermatologischen Experten kommt damit eine enorme Bedeutung zu“.
Neben dem Anstieg des Altersdurchschnitts der Bevölkerung ist UV-Strahlung als wesentlicher Faktor für die steigenden Erkrankungszahlen zu nennen: „Im Zusammenhang mit dem Klimawandel hat sich die durchschnittliche UV-Exposition der Bevölkerung von 130 Standard-Erythemdosen (SED) – dem Maß der Bestrahlung – pro Jahr auf jetzt etwa 260 SED in Deutschland verdoppelt,“ so John.
Hautkrebs als Berufserkrankung
Hautbelastung durch UV-Strahlung ist nicht nur im privaten Bereich bedeutsam, sondern spielt vor allem im beruflichen Umfeld eine wesentliche Rolle. „Aber nach wie vor wird das Risiko der UV-Belastung am Arbeitsplatz unterschätzt“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Werner Aberer, emeritierter Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie an der Medizinischen Universität Graz (ebenfalls mit einem Fachvortrag auf der DERM alpin vertreten). „Zu den Hochrisikoberufen mit besonders starker UV- Belastung zählen vor allem Menschen, die beruflich außenbeschäftigt sind“ wie z. B. in den Bereichen Kanalbau, Dach- und Fassadenbau, Dachdeckerhandwerk, Maurer- und Zimmererhandwerk, Obst- und Gemüseanbau oder Landwirtschaft. „Es gibt in Europa ca. 70 Millionen im Freien Arbeitende, sogenannte Outdoor-Worker, die diesem erhöhten Risiko täglich ausgesetzt sind. Dies bedeutet nicht nur für die betroffenen Menschen eine enorme Belastung durch eine Krebserkrankung, sondern belastet auch das Gesundheitssystem nachhaltig mit massiven Kosten“.
Tipp 1: Diskussionsrunde
Experten-Diskussion auf der DERM alpin 2025: „Diskussionsrunde gesetzliches Hautkrebs-Screening für 60€ (Österreich) – 24€ (Deutschland) – oder nur privat?“, unter der Federführung von Dr. Johannes Neuhofer/Dr. Steffen Gass
Mehr Awareness für Dermatologie
Mit Blick auf die positiv zu bewertenden Aktivitäten der WHO beim Thema Hautkrankheiten konstatiert Prof. John: „Die Weltgesundheitsorganisation stellt aktuell fest, dass jeder dritte Todesfall durch hellen Hautkrebs weltweit auf berufliche UV-Exposition zurückzuführen ist und propagiert dementsprechend forcierte Anstrengungen für eine umfangreiche arbeitsplatzbezogene Prävention.“ Im Mai hatte die WHO eine entsprechende Resolution in das World Health Assembly (WHA), der WHO mit 194 Mitgliedsstaaten, eingebracht. „Hautkrankheiten wird darin eine besondere Priorität eingeräumt. In dieser Resolution wird die Gefahr, die für die Bevölkerung weltweit durch Hautkrebs hervorgerufen wird, und auch das Erfordernis des UV-Schutzes betont.“
Tipp 2: Fachvorträge auf der DERM alpin
- Prof. Dr. John: „Hautkrankheiten international – aktuelle Trends“
- Prof. Dr. John: „Neues zum breiten Einsatzspektrum von EIS: vom Hautkrebs zur Hautbarrierefunktion“
- Prof. Dr. John: „Hautgesundheit im Fokus: Prävention von schwarzem und hellem Hautkrebs“
- Prof. Dr. Eisendle: „Nichtchirurgische Therapie des Basalzellkarzenoms“
- Prof. Dr. Arberer: „Hautkrebs als Berufskrankheit“

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Mehr Informationen
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Die DERM alpin findet dieses Jahr vom 17. bis 19. Oktober in Salzburg statt. Das Vorprogramm der DERM alpin finden Sie hier: https://derm-alpin.com/
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Quellen: Experten-Interview 07. Juli 2025; Pressekonferenz am Ordensklinikum Linz stellt sich in Zusammenarbeit mit der AUVA der Herausforderung „Beruflich bedingter Hautkrebs“, 07. März 2025, Linz; Pressemitteilung „Neue WHO-Resolution zu Hauterkrankungen – Prof. John von der Uni Osnabrück maßgeblich beteiligt“,Universität Osnabrück, 18. Juni 2025, Osnabrück
Bilderquelle: © MKS – Adobe Stock



