Die entzündlichen Veränderungen in der Synovia, zu der es bei der rheumatoiden Arthritis kommt, lassen sich nach der Häufigkeit der einzelnen Zellarten in sechs Phänotypen einteilen, die ein Forscherteam in Nature (2023; DOI: 10.1038/s41586-023-06708-y) vorstellt. Der klinische Nutzen der neuen Einteilung lässt sich noch nicht abschätzen.
Durch die Sequenzierung der RNA lässt sich die Funktion von einzelnen Zellen bestimmen. Grundlagenforscher nutzen die Methode, um neue Zellatlanten der einzelnen Organe zu erstellen. Bei einer Krankheit verändert sich die Funktion der Zellen und bei einer Entzündung wandern Abwehrzellen in das Gewebe ein.
Nach der Häufigkeit der einzelnen Zellen lassen sich für einzelne Erkrankungen Phänotypen („cell-type abundance phenotypes“ CTAPs) aufstellen, aus denen sich möglicherweise neue Anregungen für die Behandlung ergeben.
Ein Forscherteam aus den USA und aus Großbritannien hat jetzt einen solchen krankheitsspezifischen Zellatlas für die rheumatoide Arthritis erstellt. Das Team um Soumya Raychaudhuri vom Broad Institute in Boston hat hierfür die Synovia-Biopsien von 70 Patienten mit rheumatoider Arthritis und neun Patienten mit Osteoarthritis untersucht, wobei bei drei Patienten zeitversetzt eine zweite Biopsie durchgeführt wurde. Insgesamt wurde die RNA von 314.000 Zellen sequenziert.
Die Forscher unterscheiden sechs CTAP: Beim EFM-Typ überwogen Endothelien, Fibroblasten und myeloische Zellen (Abwehrzellen mit Herkunft aus dem Knochenmark) in den Biopsien. Beim F-Typ wurden vor allem Fibroblasten gefunden. Der TF-Typ ist gekennzeichnet durch T-Zellen und Fibroblasten. Beim TB-Typ dominieren T- und B-Zellen und beim TM-Typ T-Zellen und myeloische Zellen, während der M-Typ durch myeloische Zellen bestimmt wird.
Die Forscher hoffen, dass die neue Unterteilung in Zukunft erklärt, warum die verschiedenen gezielten Therapien, die gegen TNF, IL-6, B-Zellen gerichtet sind oder durch T-Zell-Kostimulation beziehungsweise über den JAK-STAT-Signalweg die Gelenkentzündungen verhindern, bei einigen Patienten wirken, bei anderen aber nicht.
Ob dies gelingt, müssen künftige Untersuchungen zeigen. Eine erste Analyse ergab, dass die Titer der Autoantikörper gegen zyklische citrullinierte Peptide, die einen schweren Krankheitsverlauf anzeigen, mit einer rascheren Zerstörung der Gelenke beim M-Typ assoziiert waren. Für den HLA-DRB1-Typ, dem stärksten genetischen Risikofaktor für eine seropositive Erkrankung, fand sich eine tendenzielle Assoziation zum TB-Typ.
Es gab keinen signifikanten Zusammenhang zwischen den einzelnen Phänotypen und dem Krankheitsaktivitäts-Score DAS28, auch nicht bei Einbeziehung des C-reaktiven Proteins (DAS28-CRP) oder dem CDAI-Score. Die Phänotypen korrelierten auch nicht mit klinischen Faktoren, der Raucheranamnese, dem Geschlecht und dem Befall der Gelenke. Die Patienten des EFM-Typs waren tendenziell älter, litten länger unter einer rheumatoiden Arthritis und sprachen häufig nicht auf eine Behandlung mit TNF-Antikörpern an.
Quelle: rme/aerzteblatt.de
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