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Paradigmenwechsel für gesundes Altern

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Die Nationale Akademie der Wissenschaften schlägt einen Paradigmenwechsel vor. Ziel ist es, das Altern selbst in den Fokus zu nehmen und nicht erst die Behandlung altersbedingter Krankheiten.

So könnten die Risiken für altersbedingte Krankheiten wie z. B. weißen Hautkrebs gesenkt und die gesunde Lebensdauer verlängert werden.

Im Paper der Leopoldina mit dem Titel „Konzepte für eine neue Medizin in einer alternden Gesellschaft: Perspektiven für Forschung und medizinische Versorgung“ sprechen sich die beteiligten Forschenden dafür aus, die biologischen Prozesse des Alterns besser zu erforschen, um in der medizinischen Praxis das Altern selbst in den Fokus zu nehmen – und nicht erst die Behandlung altersbedingter Krankheiten (1).

Vorteile für Mediziner und Patienten

Eine evidenzbasierte, geroprotektive Medizin mit aussagekräftiger Diagnostik kann entscheidend sein, um Krankheiten vorzubeugen und die Voraussetzungen für gesundes Altern zu schaffen. Für den Einsatz von Geroprotektoren ist es wichtig, dass Ärzte in der Lage sind, evidenzbasierte Ratschläge zu geben. Daher sollte eine evidenzbasierte Altersmedizin integraler Bestandteil der modernen Medizin werden, von der Allgemeinmedizin bis hin zu spezialisierten Fachbereichen. Ein solches disziplinübergreifendes Konzept könnte langfristig die mit dem Besuch mehrerer Fachärzte verbundenen Kosten und das Risiko der Polypharmazie verringern.

Komplexe Alterungsprozesse verstehen

Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers ab, die zellulären Prozesse zu kontrollieren und zu steuern. So treten immer mehr Fehler, beispielsweise bei der Zellreparatur, auf. Diese Fehlfunktionen sind oft die Ursache für Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter. In einer alternden Gesellschaft wie der unseren stellen altersbedingte Krankheiten eine große Herausforderung für die medizinische Versorgung dar. Ein besseres Verständnis der Mechanismen des Alterns bietet bisher oft noch ungenutztes Potenzial, um neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. Diese könnten die Gesundheit im Alterungsprozess erhalten und altersbedingte Krankheiten wirksam reduzieren.

Um den hochkomplexen Vorgang des Alterns zu verstehen, schlagen die Autoren des Diskussionspapiers vor, in Deutschland ein interdisziplinäres Forschungskonsortium zu gründen. Es soll das Fachwissen in der Alterungsbiologie und der Systembiologie bündeln und die Möglichkeit bieten, Forschungsdaten von Modellorganismen mit humanen Daten wie Bioproben und Patientendaten zu verbinden.

Biomarker für das Altern

Die Verfügbarkeit, Verknüpfung und Auswertung großer Datenmengen sind entscheidend, um die biologischen Alterungsprozesse besser zu verstehen, Umwelteinflüsse auf das Altern abzuleiten und mögliche geroprotektive Maßnahmen zu entwickeln. Multi-Omics-Daten (also kombinierte biologische Daten aus verschiedenen Ebenen wie DNA, RNA und Proteinen) können zum Beispiel dabei helfen, Biomarker für das Altern zu entwickeln. Diese Biomarker sollen Auskunft über das biologische Alter des Menschen geben (das oft vom chronologischen Alter abweicht) und so in klinischen Studien die Wirksamkeit von geroprotektiven Maßnahmen oder Medikamenten anzeigen. Die Autoren des Diskussionspapiers empfehlen deshalb die Einrichtung einer nationalen Biodatenbank. So könnten – ähnlich wie bei der britischen Biobank – die Multi-Omics-Daten gebündelt und der Forschung zur Verfügung gestellt werden.

Mehr Bewusstsein für Geromedizin und Prävention

Aus diesem Ansatz könnten sich für die Medizin zahlreiche neue Wege für die pharmakologische Behandlung des Alterns ergeben. Es gibt bereits Medikamente, die zur Behandlung von Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes eingesetzt werden und bei denen auch eine geroprotektive Wirkung festgestellt werden konnte. Durch die Analyse großer Datensätze könnten weitere bestehende Arzneimittel identifiziert werden, die als Geroprotektoren dienen könnten.

Die Autoren stellen auch die zelluläre Reprogrammierung als vielversprechenden Ansatz vor, um Alterungsprozesse umzukehren. Laut ihnen ist eine Geromedizin, die altersbedingten Krankheiten durch die Behandlung des Alterns vorbeugt, von entscheidender Relevanz für gesundes Altern. Deutschland verfügt über eine gute Infrastruktur, sollte aber gleichzeitig in die Ausbildung junger Mediziner investieren, um geromedizinische Inhalte zu integrieren.

Die Entwicklung geroprotektiver Therapien kann von der starken pharmazeutischen Industrie in Deutschland profitieren. Auch aus wirtschaftlicher Sicht kommt der Altersmedizin künftig eine essenzielle Rolle zu. In einer alternden Gesellschaft, in der viele ältere Menschen an Multimorbidität leiden, ist die Behandlung einzelner Krankheiten sehr schwierig und wirtschaftlich kaum tragbar.

Um die angestrebten Maßnahmen nachhaltig in den Alltag der Patienten zu integrieren, sollte die Altersmedizin durch individuelle Lebensstilmaßnahmen in den Bereichen Ernährung und Bewegung begleitet werden. Beispielsweise kann eine Ernährung, die reich an Antioxidantien wie Vitamin C und E sowie Beta-Carotin, Omega-3-Fettsäuren und Lycopin ist, zur Vorbeugung von Hautkrebs beitragen (2). Regelmäßige Bewegung wiederum fördert die Durchblutung und verbessert die Versorgung der Hautzellen mit Sauerstoff sowie Nährstoffen, was allgemein zu einem gesünderen Hautbild beitragen kann.

Redaktion (sma)

Pressemitteilung: „Gesundes Altern ermöglichen: Leopoldina-Diskussionspapier empfiehlt Umdenken in Forschung und Medizin“, Leopoldina, Halle an der Saale, 17. Juni 2025

Quellen:

  1. Schumacher B. et al (2025): Konzepte für eine neue Medizin in einer alternden Gesellschaft – Perspektiven für Forschung und medizinische Versorgung. Diskussion Nr. 39, Halle (Saale): Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
  2. Sarnoff D et al: „Kann Ihre Ernährung Hautkrebs vorbeugen?“, Skin Cancer Foundation, Juni 2027

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