Dermatologie » Entzündliche Dermatosen » Ekzem und Urtikaria

»

Antibiotika in der Kindheit: Neue Metaanalyse bestätigt Zusammenhang mit Neurodermitis

Antibiotika in der Kindheit: Neue Metaanalyse bestätigt Zusammenhang mit Neurodermitis

News

Dermatologie

Entzündliche Dermatosen

Ekzem und Urtikaria

mgo medizin Redaktion

Autor

2 MIN

Eine aktuelle Metaanalyse aus eClinicalMedicine untersuchte, ob die Gabe von Antibiotika während der Schwangerschaft oder im Kindesalter das Risiko für die Entwicklung einer atopischen Dermatitis (Neurodermitis) erhöht. Die Forscher analysierten dazu 39 Einzelstudien mit insgesamt etwa 7,5 Millionen Kindern aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen.

Methodik und Studiendesign
Die Autoren durchsuchten sieben große Literaturdatenbanken nach Studien, die einen Zusammenhang zwischen Antibiotika-Exposition (während Schwangerschaft oder Kindheit) und dem Auftreten von Neurodermitis untersuchten. Die Auswertung erfolgte mittels Random-Effects-Metaanalyse, um die Ergebnisse der sehr heterogenen Einzelstudien (I² = 98,06 %) vergleichbar zu machen.

Ergebnisse
Die Metaanalyse zeigte, dass sowohl eine Antibiotika-Exposition während der Schwangerschaft als auch insbesondere im Kindesalter mit einem erhöhten Risiko für Neurodermitis einhergeht. Das gepoolte Odds Ratio lag bei 1,22 (95%-Konfidenzintervall: 1,17–1,28), was einer Risikoerhöhung von etwa 22 % entspricht. Besonders deutlich war der Zusammenhang, wenn die Antibiotika im frühen Kindesalter verabreicht wurden.

Subgruppenanalysen ergaben, dass das Risiko durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird:

  • Die diagnostischen Kriterien für Neurodermitis und die Ethnie der Kinder spielten eine Rolle.
  • Die Wohngegend hatte hingegen keinen Einfluss.
  • Auch die Häufigkeit und Art der Antibiotikagabe könnten das Risiko weiter erhöhen.

Interpretation und Limitationen
Die Autoren betonen, dass trotz der großen Fallzahl und der hohen statistischen Power die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden sollten. Die hohe Heterogenität der eingeschlossenen Studien, unterschiedliche Definitionen von Exposition und Outcome sowie mögliche Störfaktoren (z.B. Genetik, Stillverhalten, Umwelt) schränken die Übertragbarkeit der Ergebnisse ein. Es bleibt unklar, ob Antibiotika tatsächlich ursächlich sind oder ob Kinder mit bereits bestehender Prädisposition häufiger Antibiotika erhalten.

Fazit
Die Studie liefert einen weiteren Hinweis darauf, dass Antibiotikagaben in der frühen Kindheit mit einem erhöhten Risiko für Neurodermitis verbunden sein könnten. Die Autoren fordern weitere, methodisch hochwertige Studien, um kausale Zusammenhänge genauer zu klären und Empfehlungen für die Praxis abzuleiten.

Originalpublikation: Association between antibiotic exposure and childhood atopic dermatitis: a systematic review and meta-analysisZhao, Huawei et al.eClinicalMedicine, Volume 84, 103296

Bilderquelle: © Evgeniya Primavera – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Ein Beitrag von

mgo medizin Redaktion

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Person verwendet Asthma-Inhalator zur Behandlung von Atemwegssymptomen

Neuer Risikomarker für Asthma-Schübe nach Virusinfektion

News

Forschende haben einen entscheidenden Mechanismus entdeckt, der schwere Asthma-Schübe nach Virusinfektionen auslöst. Das Zytokin Interleukin 6 (IL-6) spielt dabei eine zentrale Rolle: Seine erhöhte Freisetzung ist für akute Exazerbationen notwendig.

Dermatologie

Infektionen

Virale Infektionen

Beitrag lesen
Person tippt auf Laptop-Tastatur, digitale Symbole und Schriftzug elektronische Patientenakte (ePA) eingeblendet

Mehr Freiraum für Praxen bei ePA-Dokumenten

Berufspolitik

Praxen müssen ab Januar Dokumente nur noch einstellen, wenn keine therapeutischen Gründe dagegensprechen. Abrechnungsdaten in der ePA sind künftig ausschließlich für Patienten sichtbar.

Dermatologie

Allgemeine Dermatologie

Preise, Auszeichnungen und Politik

Beitrag lesen
Nahaufnahme von Haarverlust, typisch für Alopecia Areata, symbolisiert die Verbindung zwischen Haut- und Darmerkrankungen.

Mikroskopische Kolitis bei Alopecia Areata

News

Alopecia Areata (AA), eine Autoimmunerkrankung der Haarfollikel, zeigt eine überraschende Verbindung zur mikroskopischen Kolitis (MC), einer seltenen entzündlichen Darmerkrankung.

Dermatologie

Haarerkrankungen

Alopecia areata

Beitrag lesen