Das Immunsystem und chronische Entzündungen sind zentrale Faktoren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose und Myokarditis. Oxidativer Stress verstärkt diese Prozesse. Zink und Vitamin D wirken regulierend auf das Immunsystem, reduzieren Entzündungen und schützen Herz und Gefäße durch antioxidative Effekte. Eine ausreichende Versorgung mit beiden Biofaktoren kann zur Prävention und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen beitragen und das Risiko für Folgeschäden senken.
Das Immunsystem spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung verschiedener Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Auch essenzielle Biofaktoren wie Vitamine und Mineralstoffe rücken zunehmend in den Fokus, da sie das Immunsystem regulieren, oxidativen Stress verringern und entzündlichen Prozessen entgegenwirken können – und dadurch einen zusätzlichen Herzschutz bieten. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mehr als nur das Ergebnis von Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten und ungesunder Lebensweise. Wissenschaftliche Daten belegen, dass chronische Entzündungen und immunologische Mechanismen bei vielen dieser Erkrankungen, darunter Arteriosklerose, Myokarditis oder bestimmten Formen der dilatativen Kardiomyopathie, eine entscheidende Rolle spielen. Dabei sind sowohl ausgeprägte, akute Entzündungen als auch niedriggradige, „stille“ Entzündungen (sog. silent inflammation) beteiligt.
Entzündungen und Immunprozesse bei Herzerkrankungen
Bei Arteriosklerose dringen LDL-Lipoproteine in die Gefäßwand ein und werden oxidiert. Dieses oxidierte LDL lockt Monozyten an, die sich in Makrophagen umwandeln. Diese wiederum phagozytieren das oxidierte LDL, werden zu Schaumzellen und setzen verschiedene Zytokine, Chemokine und Wachstumsfaktoren frei, die den lokalen Entzündungsprozess verstärken. Auch T-Lymphozyten werden unterstützt, in das geschädigte Gefäß einzuwandern und so den lokalen Entzündungsprozess weiter anzuheizen.
Bei der Myokarditis spielen autoreaktive T-Zellen und Makrophagen eine entscheidende Rolle. Sie attackieren geschädigte Kardiomyozyten, setzen proinflammatorische Botenstoffe, darunter Interferon-γ (INF-γ) und Tumornekrosefaktor-α (TNF-α), frei und verursachen weitere Zellschäden. Bei bestimmten Formen der Herzinsuffizienz, insbesondere bei der dilatativen Kardiomyopathie, tragen chronische Immunprozesse zur Pathogenese bei. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise eigenes Myokardgewebe an – zum Teil ausgelöst durch vorhergegangene Virusinfektionen, bei denen Erregerantigene molekulare Ähnlichkeiten mit eigenen Herzeiweißen zeigen. Auch Autoantikörper und entzündliche Botenstoffe spielen hierbei eine Rolle. Die Folge: Es kommt zum Untergang von Kardiomyozyten, zum Umbau des Herzmuskels und zum fortschreitenden Verlust der Pumpfunktion.
Die Rolle von oxidativem Stress
Ein zentrales Bindeglied dieser ausgeprägten oder stillen Entzündungen ist oxidativer Stress, der ein Ungleichgewicht zwischen der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) und den antioxidativen Abwehrmechanismen beschreibt. Überschüssige ROS schädigen Zellbestandteile wie Lipide, Proteine und DNA, führen zu epigenetischen Veränderungen und einer endothelialen Dysfunktion. Diese Zellschäden wiederum aktivieren das Immunsystem und kurbeln die Ausschüttung weiterer Botenstoffe an, die das Entzündungsgeschehen weiter fördern. Gleichzeitig verstärkt die Entzündung den oxidativen Stress. Zytokine wie Interleukin-6 (Il-6) und TNF-α unterstützen bestimmte Enzyme wie die NADPH-Oxidase, die weitere ROS erzeugen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Immunsystem: Die Rolle der Biofaktoren
Vor dem Hintergrund dieser Zusammenhänge gewinnen essenzielle Biofaktoren, darunter Zink und Vitamin D, zunehmend an Bedeutung. Was genau können diese Biofaktoren bewirken? Sie sind an der Regulierung des Immunsystems beteiligt und können durch ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften wertvoll zum Schutz von Gefäßen und Herzzellen beitragen.
Zink – Schutzfaktor gegen oxidativen Stress
Zink wirkt vor allem als Kofaktor für zahlreiche Enzyme und Transkriptionsfaktoren, stabilisiert Zellmembranen, trägt zum Erhalt der Zellintegrität bei und unterstützt das antioxidative Abwehrsystem. Besonders wichtig ist Zink für die Funktion der Kupfer-Zink-Superoxid-Dismutase, die reaktive Sauerstoffspezies in weniger schädliches Wasserstoffperoxid umwandelt und so Zellstrukturen, Lipide und DNA vor oxidativen Schäden schützt. Auch Interventionsstudien deuten darauf hin, dass bei einem Zinkmangel, vor allem bei Risikopatienten, orale Tagesdosen von etwa 25 mg ausreichen, den Zinkspiegel zu regulieren und das antioxidative Schutzsystem zu unterstützen.
Zink trägt auch direkt zur Immunabwehr bei – insbesondere im Zusammenhang mit chronischen Entzündungen, die bei Herzerkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Alle Teile des Immunsystems, insbesondere die humorale und zelluläre Immunität, sind für ihre Funktionen auf eine gute Zinkversorgung angewiesen. Zink fungiert als Aktivator sowohl der angeborenen als auch der erworbenen Immunabwehr. Ein Zinkmangel beeinträchtigt T-Zell-Differenzierungsprozesse und schwächt so die Abwehr. Auch Makrophagen, neutrophile Granulozyten, Monozyten, T- und B-Lymphozyten sowie natürliche Killerzellen sind auf Zink angewiesen. Zudem wirkt Zink auf das Komplementsystem und beeinflusst die Bildung von Zytokinen.
Vitamin D – Immunmodulation und Entzündungshemmung
Vitamin D übernimmt zahlreiche Funktionen bei der Regulation des Immunsystems und bei der Kontrolle chronischer Entzündungen. Nahezu alle Immunzellen ebenso wie viele Körperzellen, etwa im Darm, in der Bauchspeicheldrüse, der Prostata, der Lunge oder im Herzen, tragen spezifische Vitamin-D-Rezeptoren (VDR). Bindet Vitamin D an diese Rezeptoren, werden Gene aktiviert, die für Immunfunktionen entscheidend sind. Vitamin D unterstützt die Reifung und Differenzierung von Immunzellen wie T-Zellen und Makrophagen und verhindert überschießende Immunreaktionen. Auch bei entzündlichen Signalwegen wie NF-κB und MAP-Kinasen greift Vitamin D regulierend ein. Gleichzeitig reduziert der Biofaktor die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe und fördert die Synthese antiinflammatorischer Botenstoffe.
Fazit für die Praxis
Chronische Entzündungen und oxidativer Stress sind entscheidende Faktoren bei der Entstehung vieler Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei greift das Immunsystem gesundes Gewebe an und schädigt Zellen. Hier kommen die Biofaktoren Zink und Vitamin D ins Spiel: Zink trägt zum antioxidativen Schutz bei, stabilisiert Zellmembranen und unterstützt so den Körper bei der Abwehr von Schäden. Vitamin D reguliert das Immunsystem, dämpft übermäßige Entzündungen und sorgt für ein gesundes Gleichgewicht. So können diese beiden Biofaktoren die Prävention und Therapie von Herzerkrankungen unterstützen und das Risiko für weitere Schäden verringern.
Dr. rer. nat. Daniela Birkelbach
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