Anfang des 16. Jahrhunderts war es die Taschenuhr, die dem Einzelnen die Zeit anzeigte und für Aufruhr sorgte. Später wurde diese durch die Armbanduhr abgelöst. Sie war für die meisten Menschen erschwinglich und wurde so von fast allen Mitteleuropäern benutzt. Heute drängen die sogenannten „SmartWatches“ auf den Markt, die neben der Uhrzeit auch diverse medizinische Werte messen und mithilfe des Smartphones visuell darstellen, aufzeichnen und teilweise sogar auswerten können. Zum Beispiel ein Notfall-EKG
Anfang des 16. Jahrhunderts war es die Taschenuhr, die dem Einzelnen die Zeit anzeigte und für Aufruhr sorgte. Später wurde diese durch die Armbanduhr abgelöst. Sie war für die meisten Menschen erschwinglich und wurde so von fast allen Mitteleuropäern benutzt. Heute drängen die sogenannten „SmartWatches“ auf den Markt, die neben der Uhrzeit auch diverse medizinische Werte messen und mithilfe des Smartphones visuell darstellen, aufzeichnen und teilweise sogar auswerten können.
Zunächst erfassten SmartWatches nur Pulsfrequenz und Schrittzahl. Doch mittlerweile wurden die Funktionen dieser „Uhren“ immer mehr erweitert, sodass sie heute neben der Schlafdauer auch Blutdruck, Sauerstoffsättigung des Blutes, Atemfrequenz und neuerdings sogar den Blutzucker messen können. Diese Werte kann der Patient seinem Arzt präsentieren – oder aber selbst interpretieren und im Internet seine eigene Auswertung durchführen.
SmartWatch auf dem Siegeszug
Betrachtet man heute die Menschen, von denen man täglich umgeben ist, so erschleicht einen das Gefühl, dass mehr von diesen „Gesundheitsuhren“ getragen werden als es noch normale Armbanduhren gibt. Sieht man noch genauer hin, so fällt auf, dass manche dieser sogenannten SmartWatches sogar in der Lage sind, ein EKG aufzuzeichnen und es anschließend per Wi-Fi auf das Handy zu senden. Dort kann das EKG ausgelesen und sogar automatisch „ausgewertet“ werden. Über die Auswertqualität soll an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden, sie ist derzeit (noch) für eine echte Diagnostik absolut ungeeignet. Aber wer weiß, wozu hier die KI vielleicht eines Tages einmal nützlich sein kann?
Dass diese EKGs anschließend per E-Mail oder WhatsApp auch an den Hausarzt geschickt werden können, mag dem einen oder anderen besonders hypochondrischen Patienten sicherlich als äußerst attraktive Zusatzfunktion erscheinen, bei uns Allgemeinärzten dürfte dies allerdings nicht gerade auf großes Gefallen stoßen.
Von Not und Tugend
Die EKG-Funktion einer SmartWatch hat einen entscheidenden Nachteil: Zum Ableiten muss eine Kontaktfläche an der SmartWatch von einem Finger des Gegenarmes mit gleichmäßigem Druck berührt werden, wobei Druckunterschiede ebenso wie Muskelpotenziale zu Artefakten führen, die häufig keine sinnvolle Auswertung zulassen. Der Gedanke, dass ein Arzt bei Notfällen in der Freizeit vom Patienten so ein einfaches EKG ableiten könne, ist zwar naheliegend, aber in der Praxis nicht realisierbar: Kein schwer erkrankter Patient ist in der Lage, diesen erforderlichen Kontakt zur Uhr aufrecht zu erhalten.
Marktlücke bei der Industrie bekannt
Natürlich hat auch die Industrie diese Marktlücke inzwischen erkannt und stellt neuerdings Taschen-EKG-Geräte her. Aber diese sind im Vergleich mit den SmartWatches natürlich um einiges teurer und nach wie vor recht voluminös. Wer schleppt schon so ein Gerät in seiner Freizeit immer mit sich herum? Das Problem besteht also darin, etwas ganz Einfaches, Kleines zu entwickeln, das nicht mehr Platz beansprucht als ein Ladekabel und praktisch immer griffbereit aufbewahrt werden kann. Wichtige Zusatzfunktion: Das direkte Berühren der Uhr mit einem Finger des anderen Arms sollte überflüssig werden.
Und so gehts einfacher, kleiner – und günstiger
Ausgehend von der Tatsache, dass diese Berührung mit dem Finger nichts anderes darstellt, als eine elektrisch leitende Verbindung für den zweiten Pol, wurde der Versuch unternommen, die beiden Arme mithilfe einer dünnen, isolierten Kupfer-Leitung (Litze) miteinander zu verbinden. Das Ergebnis war verblüffend: Die Darstellung des EKGs war absolut störungsfrei!
In der derzeitigen Ausführung besteht diese Verbindung noch aus einem Klettband für den Gegenarm, auf das eine kleine Metallplatte geklebt wurde, die über ein dünnes flexibles Kabel mit der SmartWatsch verbunden ist. Am anderen Kabelende befindet sich eine handelsübliche Lötöse, die an der Kontaktfläche der Uhr befestigt wird. Hierfür dient ein passend zurecht geschnittenes Gummiband – in meinem Fall besteht es aus einem Stück undichten Fahrradschlauchs.
So ist auch bei einem Schwerkranken die Ableitung eines einfachen Notfall-EKGs problemlos möglich, was gegebenenfalls sogar als Screenshot an einen kardiologisch tätigen Kollegen zeitnah übermittelt werden kann. Dieses Verfahren kann bei einem Notfall in unbewohntem Gelände oder sogar an Bord eines Flugzeugs für die Beratung mit einer medizinischen Einrichtung über die Erste Ärztliche Hilfe angewendet werden. Es ist ohne jegliche Hilfsmittel mit nur etwas handwerklichem Geschick selbst herstellbar – oder man lässt sich hier von einem Bekannten helfen. Es erfordert keinerlei Umbauten an der Uhr und kann Leben retten.
Benötigtes Material:
circa 50 cm dünnes flexibles Kabel
circa 20 cm Klettband
eine Lötöse (aus dem Baumarkt oder von einem Elektriker)
eine Unterlegscheibe Durchmesser 10 mm (als Kontakt mit dem Gegenarrm)
Alleskleber, um diese Kontaktscheibe am dem Klettband festzukleben
Fazit
Der Materialpreis liegt bei unter einem Euro, besonders, wenn eine Bastelkiste zur Verfügung steht. Das Ergebnis kann sich jedoch sehen lassen. So „verkabelt“ lässt sich mit der SmartWatch ein einwandfreies EKG schreiben, sodass der Patient zeitnah und vor allem richtig versorgt und im Fall des Falles sogar ein Leben gerettet werden kann.
Als Verbindung vom Arm mit der SmartWatch dienen ein kleines Kabel, ein Klettband, ein Stück Fahrradschlauch und ein Metallplättchen. Das Ergebnis jedoch ist verblüffend: Ein absolut perfektes EKG!

Mehrere Tests haben es bestätigt: Mittels dieser kleinen Erfindung lässt sich mithilfe einer SmartWatch ein auswertbares EKG schreiben.
Autor: Dr. med. Holger Schnering
Abb.: Crystal light – stock.adobe.com



