Viele Menschen sind – meist unbemerkt – mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) infiziert. Bei einem geringen Anteil kann EBV aber auch Krebs auslösen. Wie, das ist noch nicht genau geklärt. Entscheidend dürften Interaktionen zwischen dem EBV und dem Immunsystem sein, wie sie offenbar auch bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen zu finden sind. Das Epstein-Barr-Virus ist auf B-Zellen des Immunsystems spezialisiert. Sowohl bei den durch EBV verursachten Lymphomen als auch bei Multipler Sklerose (MS) spielen B-Zellen die zentrale Rolle: Bei Lymphomen vermehren sie sich unkontrolliert, bei MS sind sie an der Zerstörung der Nervenscheiden beteiligt. Eine Heidelberger Forschergruppe hat jetzt herausgefunden, dass EBV die Migrationsfähigkeit der infizierten Immunzellen steigert und damit seine eigene Verbreitung fördert. EBV-infizierte B-Zellen weisen Charakteristika von „Homing cells“ auf, d.h. Immunzellen wandern aus den Lymphbahnen in bestimmte Gewebe, wo sie auf Zielstrukturen von Krankheitserregern geeicht werden. Die immunkompetenten B-Zellen kehren danach in die lymphatischen Organe zurück. Bei ihrer „Wanderung“ können sie die Barriere des Gefäßendothels überwinden – und mit ihnen die Viren.
Literatur: Delecluse S et al. Nature Communications 2025, DOI: 10.1038/s41467-025-59813-z
Quelle: Pressemitteilung Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
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