Im Laufe eines Lebens verarbeitet der Gastrointestinaltrakt rund 60 Tonnen Nahrungsmittel und Flüssigkeiten – entsprechend groß ist das Potenzial für Einfluss auf Gesundheit und Krankheit. Grund genug, dem Thema Ernährung einen eigenen Vortrag auf dem Viszeralmedizin-Kongress in Leipzig zu widmen.
Etwa 15–20 % der Bevölkerung berichten über Beschwerden im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln, besonders im Kontext des Reizdarmsyndroms (IBS), wie Johann Ockenga aus Bremen berichtete. Neue Studien zeigen, dass eine intensivierte Ernährungsumstellung – etwa in Form einer Low-FODMAP-Diät – einer rein medikamentösen Therapie deutlich überlegen sein kann. „Dennoch bleibt die individuelle Anpassung entscheidend, und oft ist eine Kombination aus Diät und Medikation sinnvoll“, betonte Ockenga.
CED
Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) rückt Ernährung stärker in den Fokus. Für Morbus Crohn konnte gezeigt werden, dass Eliminationsdiäten bei leichter bis moderater Aktivität Remissionen fördern und anti-inflammatorisch wirken können. Ebenso deuten Vergleiche zwischen mediterraner Ernährung und spezifischen Kohlenhydratdiäten auf positive Effekte einer entzündungsmodulierenden Kost hin.
Nicht-alkoholische Fettleber
Bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung gilt Gewichtsreduktion als Basismaßnahme, doch schaffen es laut Ockenga nur wenige Patienten, die empfohlenen fünf Prozent Gewichtsverlust zu erreichen. Digitale Gesundheitsanwendungen könnten seiner Meinung nach künftig helfen, Adhärenz und Erfolg zu verbessern.
Onkologie
Spannende Perspektiven eröffnet die Onkologie: Erste Studien belegen, dass die Blockade des Wachstumsfaktors GDF15 bei tumorassoziierter Kachexie zu Gewichts- und Muskelzuwachs führt – ein möglicher Durchbruch in einem bislang kaum therapierbaren Feld.
Prävention
Zuletzt ging es dem Bremer Experten um das Thema Prävention: „Mediterrane, pflanzenbetonte Ernährungsmuster senken das Risiko chronischer Erkrankungen und steigern die Chance, gesund alt zu werden, um bis zu 40 %“, machte er deutlich. Damit diese Erkenntnisse jedoch auch in der Praxis ankommen, brauche es strukturelle Anpassungen. Dazu Ockenga: „Bisher verfügen nur rund die Hälfte der Kliniken und Praxen über ernährungsmedizinische Strukturen – hier besteht deutlicher Nachholbedarf.“
Text: Sonja Buske
Quelle: Viszeralmedizin 2025, Power Lessons Gastroenterologie (online), Ernährung
Abb.: Tatiana – stock.adobe.com



