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DDG-Herbsttagung 2025: Diabetologie in 360° – Neue Ufer und neue Impulse

Blick in die Kongresshalle zur Veröffnungsveranstaltung der Herbsttagung 2025

Quelle: © Dirk Michael Deckbar / DDG

DDG-Herbsttagung 2025: Diabetologie in 360° – Neue Ufer und neue Impulse

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mgo medizin Redaktion

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Erschienen in: diabetes heute

Von innovativer Prävention über digitale Trends bis zu Gendermedizin: Die DDG Herbsttagung 2025 in Mannheim zeigte, wie vielfältig und interdisziplinär die moderne Diabetologie ist. Ein Rückblick auf Kongresshighlights, Themen und neue Impulse für die Versorgung von Menschen mit Diabetes.

Mit rund 4.200 Teilnehmenden, darunter 49 DDG-Reisestipendiatinnen, über 200 aktiven Beteiligten und mehr als 100 Stunden wissenschaftlichem Programm bot die 19. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Mannheim eindrucksvoll eine zentrale Plattform für den interdisziplinären Austausch in der Diabetologie.

 In der Eröffnungsveranstaltung griff Kongresspräsident Prof. Dr. Karsten Müssig das Motto »360° – gemeinsam zu neuen Ufern« auf und beschrieb die Innovationskraft in der Diabetologie als Wind, der das gemeinsame Schiff der Versorgung in Richtung Fortschritt und Zukunft steuert – passend zum Kongresslogo, das ein kleines Schiffchen im Wasser zeigt.

Kongressprogramm im Überblick: 360 Grad Diabetologie

Das Motto spiegelte sich nicht nur in der lebendigen Stimmung wider, sondern auch in der großen thematischen Vielfalt der Sessions vor Ort. Das wissenschaftliche Programm spannte einen Bogen von Grundlagenforschung über klinische Versorgung bis zu psychosozialen Aspekten und gesellschaft­lichen Trends.

Frauengesundheit:

Von Gestationsdiabetes über die Menopause bis zu Diabetes im höheren Lebensalter standen frauenspezifische 
Aspekte und hormonelle Wechselwirkungen im Fokus.DDG-Präsidenin Prof. Julia

Szendrödi hob die Menopause als „Wendepunkt im Metabolismus der Frau“ hervor. Der veränderte Hormonhaushalt reduziert den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und gerade Frauen mit frühem Typ-1-Dia­betes erleben die Menopause viel eher als andere Frauen. Außerdem ist der oft wechselnde Insulinbedarf sowie unvorhersehbare Glukosewerte eine besondere Herausfor­derung für Betroffene. Nach der Me­no­pause bleibt der Insulinbedarf meist erhöht, da der Stoffwechsel 
weniger flexibel reagiert. „Viele Frauen mit Typ-1-Diabetes entwickeln in dieser Phase Merkmale eines Typ-2-Diabetes. Das nennen wir »double diabetes«“, erläuterte die Expertin aus Heidelberg während der Pressekonferenz.

Die neue Leitlinie zum Gestationsdiabetes (GDM) wurde auf dem Kongress vorgestellt. Diese betont die Notwendigkeit einer fachübergreifenden Versorgung und lebenslangen Nachsorge – dennoch nehmen nur etwa 40 Prozent der Frauen mit GDM Nachsorge­an­ge­bote wahr. Maßnahmen zur Verhältnisprävention und der Einsatz moderner Glukosesensoren könnten hier helfen. Außerdem könne diskutiert werden die GDM-Nachsorge an die gynäkologische Nachsorge zu koppeln, so Prof. Tanja Groten in der Pressekonferenz.

Das Lipödem, eine oft übersehene und stigmatisierende Erkrankung, wurde sowohl medizinisch als auch aus Betroffenensicht beleuchtet. Kathi Korn schilderte eindrucksvoll, wie der Alltag mit Lipödem und Typ-1- Diabetes zur Herausforderung wird – von Schmerzen beim Spritzen bis zu jahrelanger Fehldiagnose. Ihr Bericht unterstreicht die Bedeutung von Selbstmanagement, interdisziplinärer Versorgung und Empathie im Umgang mit chronischen Erkrankungen.

Pädiatrie:

Die Prävention von Typ-2-Diabetes bei Kindern beginnt nicht erst im Wartezimmer, sondern in der Politik und in der Lebenswelt der Familien. Die DDG und das Wissenschaftsbündnis DANK fordern daher verbindliche Werbe­schranken für ungesunde Lebensmittel, gesunde Schulverpflegung und mehr Bewegung im Schulalltag.

Die Zahl der Kinder mit Übergewicht und Typ-2-Diabetes steigt. Das spiegelt sich auch in aktuellen Entscheidung wider: Die Zulassung von GLP-1-Re­zep­toragonisten wie Liraglutid für Kinder macht deutlich, wie ernst die Lage ist. Dennoch bleibt die Basis eine ausgewogene Ernährung – weniger Zucker und Fast Food, mehr Gemüse und Vollkorn, am besten mit Familienunterstützung. Die „Verhält­nis­­prä­vention“ findet breite gesellschaftliche Unterstützung und ist ein zentraler Hebel für nachhaltigen Kinderschutz und Gesundheit.

Auch bei Typ-1-Diabetes gibt es Fortschritte: Moderne Insulinpumpen, kontinuierliche Glukosemessung und automatisierte Insulinabgabesysteme verbessern die Lebensqualität und Therapieergebnisse. Gleichzeitig steigen die Neuerkrankungen und die Herausforderungen in der Versorgung, etwa beim Übergang in die Erwach­senenmedizin und der Inklusion im Schulalltag. Die DDG fordert daher eine bessere Finanzierung der Versor­gung, die flächendeckende Etablierung von Schulgesundheitsfachkräften und Qualitätssicherung durch Register und Forschung.

Ein weiterer innovativer Ansatz ist das Darmmikrobiom: Neue Studien zeigen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung das kindliche Mikrobiom günstig beeinflussen und so Appetitregulation und Gewichtsentwicklung unterstützen kann. Probiotika sind kein Allheilmittel, aber Teil eines größeren Präventionskonzepts, das Ernährung, Bewegung 
sowie frühkindliche Einflussfaktoren 
verbindet. Die DDG fordert mehr Forschung und die Integration von Mikrobiom-Aspekten in Leitlinien und Präventionsprogramme.

Im Fokus standen außerdem die komplexen Zusammenhänge zwischen Diabetes und Komorbiditäten wie Herz-, 
Leber-, Nieren-, Nerven- und Augener­krankungen, die interdisziplinär diskutiert wurden. Psychosoziale Aspekte wie Stigmatisierung, Essstörungen, ADHS und die Rolle von Social Media fanden ebenso Raum wie innovative Ansätze der Kommunikation und digitalen Selbsthilfe. Die Digitalisierung der Diabetologie, von ChatGPT über DIGAs bis zu Medfluencern, wurde praxisnah beleuchtet – ergänzt durch Impulse zur nachhaltigen Versorgung und zum Recycling von Hilfsmitteln. Schließlich griff die Tagung aktuelle Fragen der Versorgungsstruk­turen und Nachhaltigkeit auf und präsentierte neue Versorgungskonzepte 
sowie praxisrelevante Empfehlungen.

Medienpreise: Brücken schlagen in Krisenzeiten

Ein besonderes Highlight war die Verleihung der DDG-Medienpreise an sieben ausgezeichnete Journalistinnen, die mit ihren Beiträgen Brücken zwischen Wissenschaft, Versorgung und Gesellschaft schlugen. Dieses Jahr war das Thema »Diabetesversorgung in einer Welt der Krisen«. Ausgezeichnet wurden Beiträge, die Versorgungslücken, individuelle Lebensge­schich­ten und gesellschaftliche Herausforderungen beleuchten – von der kindgerechten Darstellung im KiKA-Format bis zum Hörfunkfeature über Bewegung und Motivation. Die Preisträgerinnen und Preisträger zeigen, wie verantwortungsvoller Journalismus das Verständnis für Diabetes fördert und 
Betroffene stärkt.

Die Herbsttagung 2025 zeigte, wie die moderne Diabetologie heute alle Lebensphasen, Organsysteme und gesell­schaftlichen Aspekte umfasst. Mit dem 360°-Ansatz wurden neue Impulse gesetzt und den interdis­zipli­nären Dialog gestärkt – ganz im Sinne des Mottos »Gemeinsam zu neuen Ufern«.

Autorin: Birgit Schulze

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