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Lange Wartezeiten in der Onkologie! Es besteht dringender Handlungsbedarf!

Vortragende während einer Pressekonferenz, die sich mit den Herausforderungen in der Onkologie, insbesondere langen Wartezeiten, beschäftigt.

Lange Wartezeiten in der Onkologie! Es besteht dringender Handlungsbedarf!

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mgo medizin

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Erschienen in: onkologie heute

Fachleute aus der Onkologie kritisieren die unzureichende Versorgung und fordern Maßnahmen zur Verbesserung der Situation – auch weit über die Grenzen von Deutschland hinaus! Wie kann es gelingen, die Situation für die betroffenen Patienten zu verbessern? Ein Blick über den Tellerrand nach Österreich zeigt, wie die dortige Fachgesellschaft das Thema angeht.

Warum wir darüber reden…

Mitte September 2025 fand in der österreichischen Landeshauptstadt Wien begleitend zum diesjährigen Fachkongress der Österreichische Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO) vermutlich eine der wichtigsten Pressekonferenzen dieses Jahr rund um das Thema Onkologie

 Teilnehmer des Fachkongresses der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO) 2025.
Teilnehmer des Fachkongresses der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie 2025 in Wien, Ort: LUMIA am grünen Prater

statt. Im Fokus standen die alarmierenden Wartezeiten für Krebspatienten in Österreich. Anschließend wurde das Thema im Rahmen des 1. Jahresmeetings des österreichischen Onkologie Forums (OeGHO), das im Anschluss daran im LUMIA an anderer Stelle ebenfalls in Wien stattfand, intensiv diskutiert und weiter vertieft. Dabei wurden auch unter anderem die Ergebnisse von vier Workshops zur Versorgungssituation bei verschiedenen Tumorarten präsentiert

Wartezeiten und ihre Folgen

Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen in Österreich. Laut aktuellen Statistiken warten Patienten im Durchschnitt bis zu drei Monate auf weitere Maßnahmen. Diese langen Wartezeiten können fatale Folgen haben, da sie nicht nur die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigt, sondern auch die Heilungschancen minimieren. Zudem die Patienten psychisch einer enormen Belastungsprobe ausgesetzt sind. Eine Studie des Österreichischen Instituts für Gesundheitswesen zeigt, dass die Überlebensrate bei frühzeitiger Diagnose um bis zu 20% höher ist. Dies macht deutlich, wie entscheidend eine schnelle Versorgung ist.

Die Herausforderungen sind immanent

Der demografische Wandel, die massiv steigende Zahl an Krebserkrankungen und die begrenzten Ressourcen im Gesundheitssystem führen in Österreich wie in Deutschland zu einer sehr angespannten Situation und Handlungshemmung. Davon sind unter anderem spezielle Tumorarten betroffen, wie das Mammakarzinom, das Bronchialkarzinom, sowie gastrointestinale und urogenitale Tumoren. Es erfordert oft eine intensive und zeitnahe Behandlung, um die Überlebenschancen der Patienten zu maximieren.

Dr. Kathrin Strasser-Weippl, Wien, und Prof. Dr. Ewald Wöll, Zams, halten fest: “Wir können es uns nicht leisten, dass Krebspatienten in einer Zeit, in der eine frühzeitige Behandlung entscheidend ist, monatelang einen Termin warten müssen.“ Ebenso betonten die beiden Experten die Notwendigkeit eines systemischen Wandels im Gesundheitssystem, um die Patientenversorgung zu optimieren.
Während der Konferenz wurden alarmierende Statistiken aus Österreich präsentiert. Eine Umfrage unter Krebspatienten ergab, dass sich die Befragten durch die langen Wartezeiten, psychologisch und emotional enorm belastet und überfordert fühlen. „Wir müssen die Stimme der Patienten hören und danach handeln, um die Situation zu verbessern“, fügte Strasser-Weippl hinzu.
Diese Aussage unterstreicht die prekäre Situation und die Notwendigkeit, nicht nur die medizinischen, sondern auch die psychologische Versorgung der Patienten nicht außer Acht lassen. Handlungsbedarf ist hier zwingend erforderlich.

Beim 1. Jahresmeeting des OeGHO im Jahr 2025 wurden im Rahmen von vier Workshops die Outcomes verschiedener Tumorarten thematisiert:

  1. Mammakarzinom:
    Der Workshop beleuchtete die aktuellen Herausforderungen in der frühzeitigen Diagnose und Behandlung von Mammakarzinomen.
  2. Bronchialkarzinom:
    Im Workshop wurde die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit hervorgehoben. Eine gute Synergie zwischen Hausärzten, Fachärzten, und Patienten ist mitunter ebenso entscheidend, um Behandlungsergebnisse zu verbessern.
  3. Gastrointestinale Tumoren:
    Thematisiert wurde die Importanz zwischen dem engen Zusammenhang von Kommunikation und Effizienz diverser Akteure, damit Patienten die notwendige Behandlung erhalten.
    4.Urogonenitale Tumoren:
    Nebst vielen weiteren Workshops und Impulsvorträgen zeigte auch die Podiumsdiskussion einmal mehr auf, wie wichtig es ist, dass die Patienten aktiv in den Behandlungsprozess einbezogen werden.

Unterschiede bei den einzelnen Patientengruppen:

Augenscheinlich ist, dass jüngere Menschen tendenziell besser informiert sind und Vorsorgeuntersuchungen ernst nehmen. Während es bei älteren und sozial benachteiligten Gruppen signifikante Unterschiede gibt in der Inanspruchnahme und Einstellung gegenüber diesen wichtigen Präventionsmaßnahmen.

Bedeutende Faktoren könnten nach Ansicht der österreichischen Experten z.B. kulturelle Unterschiede und Integrationshintergründe sein. Menschen mit Migrationshintergrund nehmen oft aus verschiedenen Gründen weniger an Vorsorgeuntersuchungen teil. Dazu gehören z. B. Sprachbarrieren, fehlender Zugang zu Informationen und ein Mangel an Vertrauen in das Gesundheitssystem.

Im Gegensatz dazu sind jüngere Generationen, insbesondere durch soziale Medien und Aufklärungskampagnen, besser über Krebsvorsorge informiert. Sie sind proaktiver, geht es darum ihre Gesundheit zu schützen. Die Bereitstellung von noch mehr Informationsmaterial in mehreren Sprachen und die Verwendung digitaler Medien können durchaus helfen, Sprachbarrieren abzubauen das Bewusstsein von Vorsorgeuntersuchungen zu schärfen. Gemeinschaftsorganisationen könnten ebenso helfen, Vertrauen aufzubauen. Gesundheitsbewusstsein sollte in Schulen frühzeitig beginnen, um jüngere Generationen über die Bedeutung von Vorsorgeuntersuchungen zu informieren. Auch älteren Generationen sollten diese Informationen zugänglich gemacht werden, um das Bewusstsein zu stärken, sie mehr ,ins Boot zu holen. Eine bessere soziale Akzeptanz älterer Menschen führt dazu, dass diese selbst ein größeres Interesse an präventiven Gesundheitsmaßnahmen zeigen. Das Maß der Akzeptanz korreliert positiv. Je besser sie integriert sind, desto eher nehmen sie diese in Anspruch.

Ältere Frauen und Männer in Österreich zeigen ebenfalls eine ambivalente Haltung gegenüber Vorsorgeuntersuchungen. Während viele jüngere Menschen, insbesondere in städtischen Gebieten, gut über die Bedeutung dieser Maßnahmen informiert sind, gibt es bei älteren Erwachsenen oft eine größere Zurückhaltung, geschuldet mitunter durch Scham, Skepsis, zu wenig Information oder durch unzureichende Beimessung an Bedeutung.

Was nehmen wir mit aus Österreich?

Die Rückmeldungen der Teilnehmer der Pressekonferenz und dem anschließenden Kongress waren durchweg positiv, die Erwartungen sind da, dass sich die Situation zeitnah verbessern könnte. Das zeigt sich auch im Rahmen der Interviews und Statements, die wir vom Kongress mitbringen konnten.
Mit Blick auf die aktuelle Situation in Deutschland wird klar: Es lohnt sich, wenn sich Fachärzte und Fachverbände gemeinsam für die Interessen ihrer Patienten stark machen. Und: es ist noch viel zu tun, auch beim Thema Wartezeiten. Fachseite für das Thema Patienten
Die Herausforderungen, die von den Kollegen aus Österreich hier benannt werden, sind vergleichbar zu Deutschland: Der eklatante Mangel an Ressourcen, sowohl finanzieller, zeitlicher als auch personeller Art, ist ein häufiges Hindernis. Gleichzeitig haben sowohl die Pressekonferenz und der Kongress einmal mehr deutlich gemacht wie wichtig der Austausch unter Fachkollegen für die Verbesserung der Onkologie ist.

Fazit

Lange Wartezeiten für Krebspatienten sind ein ernstzunehmendes Problem, das nicht länger ignoriert werden sollte. Die Erkenntnisse und die Ergebnisse der Workshops in Österreich und der einzelnen Impulsvorträge bieten wertvolle Ansatzpunkte für Einblicke und zukünftige Reformen. Offensichtlich gibt es viel zu tun, um zeitnahe Diagnostik und Behandlung sicher zu stellenund damit die Versorgungsqualität zu erhöhen. Ein kontinuierlicher Dialog zwischen Fachgesellschaften und anderen Steakholdern bleibt dabei entscheidend.

red/Silke Wastler-Kern

ÖGHO | Zukunft der Krebsversorgung: Herausforderungen und Lösungen

Bildquelle: Klinik Ottakring, Wien

Zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=KoczSFDPplE
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