Für die FSME gibt es zwar einen effizienten Impfschutz, aber keine Therapie. Bei der Neuroborreliose ist es genau konträr: Hier steht zwar (noch) keine Impfung aber eine effiziente Therapie zur Verfügung. Auf der DGN-Jahrestagung 2025 gab es ein Update zur aktuellen Situation.
Mit den neuropsychologischen Langzeitfolgen nach FSME-Infektionen beschäftigte sich Dr. Vincent Böhm, Linz. Hier entwickelt sich nach Zeckenexposition in 30 % der Fälle akute ZNS-Symptome. Von den Betroffenen müssen 30–50 % mit Langzeitfolgen rechnen. Am häufigsten sind Gleichgewichtsstörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme, Fatigue und Kopfschmerz. Nach 2–4 Monaten kommt es zu einer deutlichen Besserung; am langsamsten bei Gedächtnisstörungen. Residualsymptome, die noch nach 8 Monaten bestehen, bilden sich wohl nicht mehr vollständig zurück, so Böhm.
Einschränkende Langzeitdefizite fanden sich in einer norwegischen Studie von Skudal et al. (2025) nach 12 Monaten bei 38,7 %. Am häufigsten waren dies Fatigue (28 %), Konzentrationsstörungen (13 %) sowie Gedächtnis- und Schlafstörungen (je 12 %). Im Gegensatz zu den anderen Symptomen waren Gedächtnisstörungen unabhängig von der Erkrankungsschwere. Im Vergleich zur Normalbevölkerung waren nur Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen als Langzeitfolgen häufiger. Dabei litten vor allem junge Erwachsene unter anhaltenden Beschwerden – 39 % in objektivierbaren Domänen, 67 % mit subjektiven Defiziten.
Prof. Sebastian Rauer, Freiburg, sieht im Gegensatz zu Meldungen in sozialen Medien kein erhöhtes Risiko für ein Post-Treatment Lyme-Disease Syndrome (PTLDS). Fallkontrollstudien stellten keine erhöhte Inzidenz im Vergleich zu Kontrollgruppen fest. Die genannte Häufigkeit von 5–20 % ist zu hoch und stammt aus schlecht designten retrospektiven Studien, kritisierte der Neurologe. Zugleich besteht eine hohe Hintergrundmorbidität für ein Chronic Fatigue Syndrome als Biasfaktor. Für Rauer ist die PTLDS ein postinfektiöses Syndrom heterogener Ätiologie bei individueller Disposition.



