Urologie » Urogenitale Tumoren » Prostatakarzinom

»

Erklärbare KI macht Prostatakrebs-Diagnose transparenter und zuverlässiger

Symbolbild, Prostatakrebs Diagnostik erklärbare KI

Erklärbare KI macht Prostatakrebs-Diagnose transparenter und zuverlässiger

News

Urologie

Urogenitale Tumoren

Prostatakarzinom

mgo medizin

mgo medizin

Autor

2 MIN

Erschienen in: UroForum

Ein internationales Team unter DKFZ-Leitung hat eine erklärbare KI entwickelt, die die Aggressivität von Prostatakrebs objektiver bewertet – und so Diagnostik transparenter und sicherer macht.

„Bisherige KI-Modelle können zwar Vorhersagen zur Gleason-Bewertung treffen, liefern aber oft keine verständliche Begründung, was die klinische Akzeptanz einschränkt“, erklärt Titus Brinker vom DKFZ. Das neu entwickelte System verzichtet auf nachträgliche Erklärungsansätze und basiert direkt auf Beschreibungen der Pathologie. Dazu wurden 1.015 Gewebeproben von internationalen Expertinnen und Experten mit detaillierten Mustererklärungen versehen („annotiert“).

Die Studie, an der 54 Pathologinnen und Pathologen aus zehn Ländern beteiligt waren, stellt eine der umfangreichsten Sammlungen an erklärungsbasierten Gewebeannotationen vor. Als Ergebnis stellt das Heidelberger Team mit „GleasonXAI“ eine KI vor, die interpretierbare Entscheidungen bietet – ähnlich wie ein Pathologe sie liefern würde.

Durch die Nutzung sogenannter „Soft Labels“, die die Unsicherheiten zwischen einzelnen Pathologen-Bewertungen abbilden, konnte die KI trotz hoher Variabilität reproduzierbare Ergebnisse erzielen. Im direkten Vergleich mit konventionellen Modellen erreichte GleasonXAI eine gleichwertige oder bessere Genauigkeit – bei gleichzeitig erhöhter Transparenz.

KI spricht Pathologen-Sprache

An der Studie waren Pathologinnen und Pathologen unter anderem aus Deutschland, den USA, Kanada und der Schweiz beteiligt. Die Experten brachten dabei im Median 15 Jahre klinische Erfahrung in das Projekt ein. Neben der Modellentwicklung veröffentlicht das Team auch den bislang größten frei verfügbaren Datensatz mit erklärungsbasierten Annotationen für Gleason-Muster, um die Forschung an erklärbarer KI weiter voranzutreiben.

„Wir haben erstmals ein KI-System entwickelt, das die charakteristischen Gewebemerkmale der Gleason-Muster erkennt und sich ähnlich wie ein Pathologe erklärt“, sagt Gesa Mittmann, Koautorin der Studie. „Das soll Vertrauen und Akzeptanz in die KI im klinischen Alltag steigern.“

Potenzial für die Klinik

Die Ergebnisse zeigen, dass erklärbare KI ohne Leistungseinbußen praxisnah umgesetzt werden kann. Dies könnte den Einsatz in der Routinepathologie beschleunigen – hochrelevant gerade in Zeiten steigender Krebszahlen und sinkender Facharztkapazitäten.

Darüber hinaus unterstützt das Modell auch die Ausbildung: „Die erklärbaren Segmentierungen können besonders Nachwuchs-Pathologinnen und -Pathologen helfen, typische Muster zu verstehen und schneller sichere Diagnosen zu stellen“, betont Brinker.

Originalpublikation: Mittmann G, Laiouar-Pedari S, Mehrtens HA et al. Pathologist-like explainable AI for interpretable Gleason grading in prostate cancer. Nature Communications 2025

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Bildquelle: © Peakstock – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Ein Beitrag von

mgo medizin

mgo medizin

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Chirurgen bei einer Operation im sterilen Operationssaal unter OP-Lichtern.

Heinzelbecker-Stöckle: Tandem soll Marburger UK retten

Uroskop

2025 ist ein Jahr mit Personalwechseln an den Spitzen der urologischen Universitätskliniken in Deutschland. Marburg, Heidelberg, Homburg- das sind nur einige Schauplätze personeller Wechsel in diesem Jahr. Am interessantesten ist sicher das Dreieck Marburg, Heidelberg, Homburg, das im Mittelpunkt des heutigen Uroskops steht.

Urologie

Beitrag lesen
Stethoskop auf einem Tisch vor einem Regierungsgebäude, Symbol für Gesundheitspolitik und medizinische Versorgung.

Krebsgesellschaft: Reform-Softening gefährdet Krebsversorgung

News

Die Deutsche Krebsgesellschaft warnt vor Abstrichen bei der Qualität der Krebsbehandlung durch das geplante Krankenhausanpassungsgesetz (KHAG), das heute im Bundestag zur ersten Lesung steht. Bei zu vielen Ausnahmeregelungen für die Bundesländer bestehe die Gefahr, dass Krebspatienten  je nach Wohnort nach unterschiedlichen Standards behandelt würden.

Urologie

Berufspolitik

Beitrag lesen
Dres. Andreas Gassen (v.l.), Sibylle Steiner und Stephan Hofmeister weisen auf das KBV-Angebot einer erweiterten 116117-Struktur hin. (Foto: KBV)

KBV: Notfallreform bringt mehr Probleme als Lösungen

Berufspolitik

„Dieser Entwurf löst keine Probleme, sondern schafft eher noch neue“, lautet das kritische Fazit des Vorstands der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) angesichts des Referentenentwurfs einer Notfallreform. Die ambulante Medizin könne die politisch zugedachte Rolle in keiner Weise erfüllen.

Urologie

Berufspolitik

Beitrag lesen