Eine aktuelle Studie untersucht die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Basalzellkarzinomchirurgie (BCC). Wir werfen ganz im Sinne der fachübergreifenden Ausrichtung des Kongresses einen Blick über den Tellerrand in Richtung Onkologie.
Das BCC ist der häufigste maligne Tumor bei Menschen europäischer Abstammung. Es zeichnet sich durch ein geringes Metastasierungspotenzial, jedoch durch signifikante Morbidität aufgrund lokaler Gewebezerstörung aus. Lockdowns und verändertes Patientenverhalten (z.B. reduzierte Arztkonsultationen) prägten die Pandemie.
Zielsetzung
Ziel der Studie war es, den Rückgang der BCC-Operationen in Wien während der Pandemie zu bewerten und die Auswirkungen etwaiger Behandlungsverzögerungen auf die Tumor- und Operationskomplexität zu analysieren.
Methodik
Forschende führten eine retrospektive monozentrische Beobachtungsstudie an der Klinik Hietzing in Wien durch. Analysiert wurden Patient:innen, die sich von März bis Mai in den Jahren 2017 bis 2022 einer BCC-Operation unterzogen.
Die Patient:innen wurden in zwei Gruppen eingeteilt:
- Vor-COVID (2017–2019)
- Während COVID (2020–2022)
Analysiert wurden Daten von 727 Probanden, darunter Operationsanzahl, Demografie, Komorbiditäten und Entfernung zum Krankenhaus. Die Operationskomplexität wurde anhand einer vordefinierten Skala (0 bis 6 Punkte, basierend auf sechs Parametern) bewertet. Zum Vergleich der Unterschiede zwischen den Gruppen wurden statistische Analysen (u.a. t-Tests und ANOVA) durchgeführt.
Befund
Seit der Pandemie wurde ein deutlicher Rückgang der BCC-Operationen um 32,5 % (n = 141) beobachtet (p < 0,001). Das Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten stieg leicht von 73,9 Jahren (Median 76) vor COVID auf 75,6 Jahre (Median 79) während der COVID-Erkrankung an (p = 0,341). Die Anzahl der Komorbiditäten stieg signifikant an (p = 0,042). Es gab jedoch keine signifikante Veränderung der Operationskomplexität (p = 0,317), obwohl eine leichte Verschiebung hin zu höherer Komplexität festgestellt wurde.
Schlussfolgerungen
Die COVID-19-Pandemie führte zu einem deutlichen Rückgang der BCC-Operationen. Trotz der Verzögerungen zeigte sich noch kein signifikanter Anstieg der chirurgischen Komplexität, was wahrscheinlich auf das langsame Wachstum des BCC zurückzuführen ist. Die Zunahme von Komorbiditäten und die anhaltende Verringerung chirurgischer Eingriffe erfordere jedoch kontinuierliche Wachsamkeit, so die Forschenden, um einen zukünftigen Anstieg der Morbidität zu verhindern.
Behandlungsverzögerungen bei BCC erscheinen im Pandemie-Szenario unter Umständen zunächst vertretbar. Da die Ressourcen für BCC-Operationen aber seit über drei Jahren kontinuierlich reduziert wurden, hat die Behandlungsverzögerung bei vielen Patient:innen den empfohlenen Zeitrahmen überschritten. Es ist unbekannt, wie vielen Patient:innen noch eine empfohlene BCC-Behandlung fehlt. Die aufgezeigten Trends deuten darauf hin, dass die Komplexität der BCC-Operationen und somit die Morbidität für Patient:innen in naher Zukunft kontinuierlich zunehmen könnte.
Redaktion (sma)
Originalpublikation: Heinrich et al.: Complexity of Basal Cell Carcinoma Surgery Between 2017 and 2022: The Impact of the COVID-19 Pandemic. JEADV Open Access. First published: April 2025: https://doi.org/10.1002/jvc2.70040
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